Das Lügen und Betrügen ist sonst eine schlechte Eigenschaft, aber in diesem Spiel erlaubt: Unter Unschuldigen versteckt sich mindestens ein Betrüger, denn sie sind «Among Us».
Es wird mörderisch verdächtig bei What the Game. Denn heute ist das höchst populäre Deduktions- und Party-Videospiel «Among Us» an der Reihe. Dieses wurde am 15. Juni 2018 durch InnerSloth auf Android und iOS veröffentlicht und war später ab dem 16. November 2018 auf der Spieleplattform Steam verfügbar. Zuerst war es nur ein kleines Licht am Gaming-Himmel, aber seit dem Juli 2020 stiegen die Spielerzahlen laut GameSpot bis zu auf 1,5 Millionen Spieler gleichzeitig und stießen das andere populäre Partyspiel «Fall Guys» vom Thron. Mittlerweile spielen viele Jugendliche und Gaming-Stars das Spiel und Partyspiele wie die beiden werden generell gerne auf Streamingplattformen gezockt. What the Game?
Dabei kann man wahlweise bei «Among Us» auf einem Raumschiff oder in einer Sci-Fi Forschungsstation als eines der vier bis zehn Spieler die Rolle als ein Crewmate (Crewmitglied) oder Impostor (Betrüger) übernehmen. Das Ziel der Crewmates ist, die Impostor innerhalb der Crew zu identifizieren, sie aus dem Schiff oder Forschungsstation zu befördern und dabei ihre Alltagsaufgaben zu erledigen. Währenddessen müssen die Impostor nur lange genug überleben und den Rest sabotieren oder schlichtweg eliminieren.
Der Wettstreit, wer zuerst sein Ziel erreicht, liegt dabei im Fokus, denn die Impostor sehen haargenau aus wie alle anderen, nur dass sie Fake-Aufgaben als Tarnung besitzen, technische Geräte wie Licht, Sauerstoff- und Energiezufuhr oder Reaktoren sabotieren können und ein höheres Sichtfeld haben, um ihre hinterlistigen Mordanschläge durchzuführen. Hier fängt der Spaß an:
Wenn ein Crewmitglied getötet wird, hinterlässt es eine Leiche, die von anderen Mitgliedern gefunden und gemeldet werden kann. Automatisch beginnt eine Mannschaftsversammlung, bei der man über den Vorfall sprechen kann und ggf. jemand per Mehrheitsentscheid wahlweise in Lava oder in die Kälte des Welltraums entlassen wird. Außerhalb dieser Besprechungen, die auch über einem Notfallknopf in der Mitte der Karten ausgelöst werden können, ist keine Kommunikation möglich oder erlaubt. Die meisten Spieler verwenden hierbei nicht den integrierten Text-Chat, sondern nutzen Voice-Programme wie Teamspeak3 oder Discord, um miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig anzuschwärzen.
Das ist wohl der Grund warum «Among Us» so beliebt ist. Ähnlich wie die „Freundschaftszerstörer“ „Monopoly“ oder „Mario Kart“, darf man hier in dieser Umgebung die Freundschaft kündigen und Lügen, dass sich die Balken biegen. „Du hast also die Leiche von blau in der Medizinstation gefunden? Warum warst du dort und nicht bei der Sauerstoffzufuhr? Erkläre dich!“, könnte nur einer der falschen Verdächtigungen eines Impostor sein, um die Schuld auf jemanden anderen zu schieben, sodass er in die todbringende Luftschleuse gewählt wird. In jeder Runde muss man herausfinden, wem man vertrauen kann und wer nur Flöhe ins Ohr setzt. Und im schlimmsten Fall wird man als Crewmate entweder hinterlistig in den Rücken gestochen und muss den Rest der Runde als Geist verbringen, oder man wird als Unschuldiger durch die Luftschleuse geschmissen und stirbt den Weltraumtod. Der Impostor kann natürlich auch den wahnwitzigen Ermittlungen der Crewmitglieder schnell erliegen und entlarvt werden. Tatsache ist, dass man unzählig viele Strategien entwickeln kann, um seine Freude virtuell belügen und abstechen zu dürfen, nur zum Spaß natürlich.
Angeblich soll der Streamer „Sodapoppin“ im Juli 2020 dafür verantwortlich sein, dass «Among Us» so beliebt sei mittlerweile. Auch andere große deutsche Youtube- und Twitch-Legenden wie rewinside, Vlesk, Lara Loft, Unge, PietSmiet, Gronkh und viele andere spielen dieses verrückte Partyspiel, welches sich grundlegend an den bereits bekannten Partyspielen Mafia und Werwolf orientiert.
Jede Runde ist anders und man interagiert mit bis zu zehn Personen gleichzeitig. Nicht nur für Streamer, sondern auch für den Spieler und Zuschauer ist es eine Flucht vom Alltag, die lockende Nähe zu anderen Menschen, die einen antreibt, dieses Spiel zu spielen. Während gemeinsam Streamer untereinander spielen und eine Cross-Promotion durchführen, die gut für das Geschäft ist, so können auch gelegentlich Zuschauer mit ihren Idolen spielen oder organisieren unter sich in der Fan-Community eigene Gruppen mit bis zu zehn Mitspielern. Somit wird wieder ein Community-Hub generiert, der uns die bitternötige Interaktion gibt, die wir in Zeiten von Corona so brauchen.
Während man Werwolf im Zelt- oder Ferienlager gespielt hat vor Ort, so spielt man heutzutage «Among Us» online am Handy und PC. Es lenkt uns von der Isolation ab, es verbindet Menschen mit gleichen Interessen und stärkt Freundschaften (oder zerstört sie wahlweise). Das nächste Mal wissen Sie, was sie tun müssen, wenn jemand sich „kinda sus“ bzw. „ziemlich verdächtig“ verhält: Einfach in die nächste Luftschleuse oder Lavagrube schmeißen, er könnte ein Impostor sein und nach Ihrem Leben trachten.
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