Die neue Folge von «Der Kommissar und das Meer» bietet einen ganz interessanten Fall - nur leider kann Walter Sittler nicht glänzen.
Stab
Darsteller: Walter Sittler, Inger Nilsson, Andy Gätjen, Sven Gielnik, Matti Boustedt, Hanna Ullerstam
Drehbuch, Kamera und Regie: Miguel Alexandre
Schnitt: Marcel PeragineVor einem Jahr wurde ein volltrunkener Polizist von seinem heimlichen Geliebten in sein Auto gesetzt und mit den Auspuffabgasen umgebracht. Die genauen Umstände sahen genug nach Selbstmord aus, dass weitere Ermittlungen unterblieben. Nur sein Kollege Sigge (Matti Boustedt) lässt nicht locker und hat in seiner Wohnung bis heute die Tatortfotos von damals hängen. Die anderen Polizisten haben ihn daraufhin so sehr gemobbt, dass er mittlerweile in das Einzugsgebiet von Kommissar Robert Anders (Walter Sittler) versetzt worden ist – und hier genau wie vorher allen mit seinen Verschwörungstheorien auf die Nerven geht.
Doch der Zuschauer weiß seit der ersten Szene: Sigge hat ja recht. Und so leidet er mit ihm mit, wie ihm das Leben unter den Händen zerbröselt. Sigge flüchtet sich in den Alkohol und macht sich auf der Polizistenfeier als angeblasener Versager zum Horst, seine Frau hat mittlerweile eine Beziehung mit einem reichen Schnösel, der sich über den heruntergekommenen Sigge nur lustig machen kann, und seine Tochter darf er nur noch unter den strengen Blicken ihrer widerwilligen Mutter sehen.
Ein neuer Mordfall spielt ihm jetzt in die Hände – und lässt ihn zur tickenden Zeitbombe werden. Sigge scheint nämlich ein guter Bekannter von einer der Hauptverdächtigen zu sein, die mit ihrer Bande schon seit einiger Zeit zahllose Häuser in der Gegend ausräumt und dabei von ihm gedeckt wird. So gerät er immer tiefer in den Strudel aus altem Aufklärungsdrang und Rachsucht, zurückgezogener Eigenbrötlerei und angestauter Aggression. Nur im ruhigen, gelassenen Robert Anders scheint er langsam einen Verbündeten zu finden.
Damit will die neue Folge von «Der Kommissar und das Meer» mehr als nur ein Krimi sein, sondern auch die Geschichte eines an den Rand gedrängten Mannes erzählen, der unerbittlich für das Richtige kämpft. Die starke Darbietung von Matti Boustedt in der Rolle des leidgeprüften, verhassten, einsamen Polizisten lässt dieses Unterfangen mitunter gut gelingen. Eindringlich und nachvollziehbar spielt er zwischen aufbrausender Raserei und zurückgezogener, alleingelassener Resignation und bietet so einen starken emotionalen Anker für diesen Film.
Dem gegenüber steht als Fels in der Brandung der altgediente Ruhepol Walter Sittler, dem „Aus glücklichen Tagen“ keine treffsichere Gelegenheit zum Glänzen bietet: Einzig nachdem sein Team bei einem schiefgelaufenen Zugriff eine junge Tatverdächtige lebensbedrohlich angeschossen hat, muss er sich dafür in einer leisen Szene vor seinem Sohn rechtfertigen und darf dabei ein bisschen seine emotionale Bandbreite austesten.
Das ZDF zeigt «Der Kommissar und das Meer – Aus glücklichen Tagen» am Samstag, den 21. November um 20.15 Uhr.
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