Ein Mädchen schlafwandelt und träumt von Geistern. Das wird im neuen «Tatort» teilweise so gruselig wie im «Spuk in Hill House».
Stab
Darsteller: Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Martin Brambach, Hannah Schiller, Wanja Mues, Anne-Kathrin Gummich
Musik: Thomas Mehlhorn
Kamera: Willy Dettmeyer
Buch: Erol Yesilkaya
Regie: Sebastian MarkaDas 14-jährige Mädchen Talia (Hannah Schiller) hat seit geraumer Zeit Schlafstörungen und deshalb bereits viele Jahre psychologischer Behandlung hinter sich. Auslöser für diese Probleme scheint der frühe Tod ihrer Mutter gewesen zu sein. Nun hat Talia in einem abgelegenen Landhaus in Sachsen, in das sie erst kürzlich zusammen mit ihrem Vater gezogen ist, einen Mord beobachtet. Die Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) müssen einiges an taktischem Feingefühl aufbringen, bis das Mädchen ihnen den beobachteten Tathergang schildern kann. Aus den Farbtöpfen auf dem Boden im Bilde ihrer Erinnerung wird ein abgestochener Mann, dem das Blut aus der Wunde läuft, und in der Ecke kauerte eine schwarze Kapuzengestalt.
Weil Talia völlig verschüchtert bleibt und ihr überarbeiteter Vater nur schwer einen Zugang zu ihr findet, muss bald Kommissarin Winkler in dem halbverfallenen Haus übernachten und dem Teenager aus seinen Albträumen helfen. Nachts wird Talia von einer toten Frau mit fehlenden Augen heimgesucht, schlafwandelt durch das Haus, fantasiert und verletzt sich dabei selbst. Dabei macht sich «Tatort – Parasomnia» seine düstere Atmosphäre zunutze und lässt sich sogar zu einem Schlenker ins Horror-Genre verleiten, mit gruseligen Szenen, die mitunter an den Netflix-Hit «Spuk in Hill House» von 2018 erinnern.
© MDR/MadeFor/Daniela Incoronato
Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach, li) mit Kollegen der Spurensicherung im Garten der Schröders.
Dass sich Polizistin Karin Gorniak und ihr Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) auch lange Szenen über durch alte STASI-Akten wälzen müssen, um einen alten Serienmörder zu finden, ist dann eher mühseliges Füllmaterial, damit der «Tatort» eben «Tatort» bleiben kann. Viel besser gefällt dagegen, wenn sich dieser Film ins wirklich Unheimliche treiben lässt. Lange bevor sich die Geschichte vollends auf sie konzentriert, haben die unscheinbaren Nachbarn bereits zahlreiche unterschwellige gruselige Eigenschaften, und genauso gut gefällt, wie Hannah Schiller als Episodenhauptdarstellerin das verschüchterte Mädchen anlegt, um das sich die Geschichte dreht.
Es ist also ein «Tatort», der mal ein bisschen etwas Anderes wagt, der seine Zuschauer zwar nicht schockieren will wie Netflix mit dem «Hill House», ihnen aber trotzdem ein bisschen das Gruseln lehrt. Am Schluss ist für viele Zuschauer etwas dabei: die, die sich auf den Krimi am Sonntagabend freuen, und vielleicht auch das jüngere Publikum, für das diese Reihe ansonsten etwas abgestanden und altbacken ist.
Das Erste zeigt «Tatort – Parasomnia» am Sonntag, den 15. November um 20.15 Uhr.
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