Für Sat.1 war der August ein guter Monat, der Sender steigert sich dank «Promi Big Brother» auf einen Jahres-Bestwert. Die meisten anderen Sender stagnieren hingegen oder büßen sogar Marktanteile ein. Besonders hart trifft es RTL und Das Erste…
Dank des Rundfunkstaatsvertrags verschwand das
Finale der Champions League, in dem sich Bayern München und Paris am vorletzten Sonntag gegenüberstanden, nicht hinter der Bezahlschranke. Stattdessen übertrug das Match das ZDF, das damit prompt die höchste Reichweite des Jahres einfuhr. Durchschnittlich 12,79 Millionen Menschen verfolgten den Bayern-Sieg am 23. August ab 21 Uhr im ZDF, was für den Mainzer Sender mit bombastischen 39,9 Prozent Marktanteil bei allen einherging. Noch höher fiel die Quote bei den 14- bis 49-Jährigen aus, bei denen 4,32 Millionen Fußballfans zu 42,3 Prozent führten. Auch das entsprach einem Jahres-Bestwert. Über zwölf Millionen Zuschauer erreichte zudem das
«heute-journal» in der Halbzeitpause des Champions-League-Finals, das somit Platz zwei belegt. Die
Rahmenberichterstattung an besagtem Fußballabend sicherte sich mit mehr als acht Millionen Zuschauern Rang drei in den Monatscharts.
Das Erste folgt demzufolge erst auf Platz vier, mit der
«Tagesschau» erreichte der Sender im August bis zu 7,18 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Als weniger gefragt erwiesen sich die
«Tatort»-Wiederholungen, die mit maximal 6,59 Millionen Zuschauern aber noch den Sprung in die Top 5 schafften. Die Plätze sechs bis acht bestehen schließlich aus weiteren «Tagesschau»-Ausgaben und «Tatort»-Folgen. Die höchsten Reichweiten des Monats im Privatfernsehen sicherte sich einmal mehr RTL, das mit dem
Formel-1-Rennen in Großbritannien Anfang August 4,28 Millionen Zuschauer erreichte. Die Marktanteile stiegen in der Folge auf starke 27,4 Prozent bei allen und weit überdurchschnittliche 26,9 Prozent beim jungen Publikum. An zwei weiteren Sonntagen kletterten die Reichweiten für die Formel 1 ebenfalls über die Marke von vier Millionen Zuschauern.
Recht verhalten sah es für RTL hingegen in der Primetime aus, in der abseits von der
Europa League (maximal 3,64 Millionen Zuschauer) nur wenig zu holen war. Am erfolgreichsten schlug sich abseits des Fußballs
«Wer wird Millionär?» an diesem Montag, das immerhin 3,39 Millionen Zuschauer unterhielt. Stark kehrte beim jungen Publikum
«Alarm für Cobra 11» zurück, das bis zu 15,2 Prozent der Werberelevanten begeisterte. Mit 1,05 Millionen Jüngeren war die Actionserie die erfolgreichste RTL-Eigenproduktion bei den 14- bis 49-Jährigen im August. Als gefragteste ProSieben-Sendung des Augusts erwies sich derweil die Ausstrahlung des Films
«xXx: Die Rückkehr des Xander Cage», die an einem Sonntag auf 2,06 Millionen Zuschauer gelangte. Noch erfolgreicher lief bei den Jüngeren am vergangenen Sonntag
«Baywatch», der Streifen brachte es auf gute 14,4 Prozent Marktanteil.
Sat.1 überzeugte im August vor allem mit
«Promi Big Brother», das bis zu 2,17 Millionen Zuschauer im Schnitt erreichte und damit die internen Hitlisten des Monats dominiert. Bei den 14- bis 49-Jährigen kamen für das Promi-Format bis zu 17,7 Prozent zustande - einen höheren Marktanteil sicherte im August in der Primetime nur VOX. Der Kölner Privatsender punktete am letzten August-Tag vor allem mit
«Die Höhle der Löwen», die es auf 2,57 Millionen Gesamtzuschauer und bärenstarke 17,8 Prozent in der Zielgruppe brachte. RTLZWEI unterhielt einmal mehr mit seinen Sozialdokus ein großes Publikum,
«Armes Deutschland» schaffte es auf bis zu 1,08 Millionen Zuschauer. Den höchsten Marktanteil in der Zielgruppe erreichten hingegen zwei Folgen von
«Kampf der Realitystars», die die Zweistelligkeit angesichts von 9,9 Prozent nur knapp verpassten. Bei Kabel Eins handelt es sich bei den erfolgreichsten Sendungen des Monats um Filme. Als erfolgreichstes Programm bei den Jüngeren erwies sich die Ausstrahlung von
«Die Insel» (MA: 7,5%), beim Gesamtpublikum gab es an
«Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben» (1,46 Mio. Zuschauer) kein Vorbeikommen.
Alle Zuschauer (August 2020)
ALLE ZUSCHAUER (AUGUST)
10,2
10,4
13,4
13,2
7,5
7,7
2,6
2,6
4,7
4,5
6,2
5,9
3,8
3,7
3,5
3,8
Marktanteile in % | August 2020 ggü. Juli 2020
Das ZDF kann Platz eins im August problemlos verteidigen, was neben dem Champions-League-Finale an einem weiterhin erfolgreichen Gesamtbild liegt. Vor allem die vielen Krimis, die der Sender an diversen Tagen in der Woche zeigt, haben Anteil an dem starken Monatsmarktanteil von 13,4 Prozent, der für die Mainzer zu Buche steht. Mit mehr als drei Prozentpunkten Rückstand auf den Marktführer geht derweil Das Erste ins Ziel, das angesichts von 10,2 Prozent ein neues Allzeit-Tief aufstellt. Noch nie lief es für den Sender schlechter, der bisherige Negativ-Rekord aus dem September 2018 (10,3%) wurde damit noch einmal leicht unterboten. Zum vierten Mal in Folge landet der Sender damit bei weniger als elf Prozent im Monatsmittel, der Marktanteilsverlust gegenüber dem Juli beträgt 0,2 Prozentpunkte.
Das größte Problem des Ersten im August stellten die fehlenden Highlights dar. Während der Saison-Start der Fußballbundesliga weiter auf sich warten lässt, waren auch vom «Tatort» im August nur Wiederholungen zu sehen. Hinzu kommt, dass sich das Quotenniveau der «Tagesschau» nach einem starken Frühjahr wieder normalisiert hat und gefragte Sondersendungen zu Corona zuletzt seltener wurden. Ähnlich wie Das Erste verliert auch RTL, das nach 7,7 Prozent im Juli nun auf 7,5 Prozent im August abrutscht. Dies entspricht dem schwächsten Wert seit zwei Jahren. Dabei leiden die Kölner darunter, dass es den meisten Neustarts nicht gelingt, ein großes Gesamtpublikum anzusprechen, während sich altbewährte Quotenhits wie «Wer wird Millionär?» zum Teil oder sogar komplett in der Sommerpause befanden.
Des einen Freud, des anderen Leid: Während Das Erste und RTL Verluste einfahren, freut sich Sat.1 vor allem dank der Schützenhilfe durch «Promi Big Brother» über einen Jahres-Bestwert von 6,2 Prozent. Damit läuft es für den Bällchensender so stark wie seit Oktober 2019 nicht mehr. Kleiner Wermutstropfen: Im letzten «Promi BB»-Monat, dem August 2019, hatte es mit 6,4 Prozent sogar noch ein wenig besser ausgesehen. VOX legt unterdessen immerhin leicht zu und erreicht nach 4,5 Prozent im Juli 4,7 Prozent im August.
Wenig Bewegung zeigt sich insgesamt bei ProSieben, das bei 3,8 Prozent steht (+0,1 Prozentpunkte) und damit wieder vor Kabel Eins landet. Letzterer Sender, der noch im Juli ProSieben überholen konnte, muss 0,3 Prozentpunkte abgeben und schafft es im August auf noch 3,5 Prozent. Schlusslicht der „großen Acht“ ist einmal mehr RTLZWEI, das zum dritten Mal in Folge 2,6 Prozent erreicht. Damit geht der Privatsender erneut deutlich schwächer als ZDFneo durchs Ziel, das seinen achten Platz im Senderranking angesichts von 3,2 Prozent problemlos verteidigen kann.
14- bis 49-Jährige (August 2020)
14- BIS 49-JÄHRIGE (AUGUST)
6,0
6,3
6,3
5,7
10,0
10,8
4,7
4,9
7,1
6,7
8,3
7,6
8,6
8,4
5,3
5,5
Marktanteile in % | August 2020 ggü. Juli 2020
Die Plätze eins bis drei liegen im August verhältnismäßig eng beieinander, was vor allem an RTL und Sat.1 liegt. Letzterer Sender legt dank einer drei Wochen umfassenden Staffel von «Promi Big Brother» spürbar auf 8,3 Prozent zu und erreicht damit den höchsten Wert seit vergangenem Oktober. RTL wiederum verliert überraschend stark und rutschte nach äußerst mäßigen 10,8 Prozent im Juli nun auf indiskutable zehn Prozent ab. Für den Kölner Privatsender bedeutet das den schwächsten Marktanteil seit dem WM-Monat Juni, als die Sport-Konkurrenz RTL zeitweise in die Einstelligkeit abfallen ließ. Dass RTL nun auch ohne Sport im Gegenprogramm fast unter zehn Prozent gedrückt wurde, dürfte man in Köln mit Sorge zur Kenntnis nehmen.
Die Gründe für die Schwäche von RTL sind vielfältig. Zum einen fehlten dem Sender im August Highlights wie die Castingshows am Samstag, zum anderen starteten neue Shows wie «I can see your voice» nur solide bis ordentlich. Der Versuch, «Schwiegertochter gesucht» in die Primetime zu hieven, ging ebenfalls nur mit annehmbaren Quoten einher - und auch «Denn sie wissen nicht, was passiert», meldete sich unlängst schwächer als gedacht zurück. Hinzu kommt, dass die Europa-League ohne deutsche Teams im Finale einen soliden, aber keinen überragenden Endspurt feierte.
Wie dem auch sei: Der Aufschwung bei Sat.1 kombiniert mit der Schwäche von RTL führt dazu, dass zwischen dem Erst- und Drittplatzierten im August nur 1,4 Prozentpunkte liegen. Knapp über dem Sat.1-Niveau befindet sich übrigens ProSieben, das 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat zulegt und diesmal 8,6 Prozent erreicht. Einen Abstand von gerade einmal 0,3 Prozentpunkten zwischen ProSieben und Sat.1 hat es auch lange nicht mehr gegeben, zuletzt kamen sich beide Sender im Dezember 2017 näher.
Das Erste verliert derweil nicht nur beim Gesamtpublikum, sondern auch bei den 14- bis 49-Jährigen und schafft es im August lediglich auf sechs Prozent. Damit ist man vom Jahres-Hoch aus dem März, als zwischenzeitlich 7,5 Prozent gemessen wurden, ziemlich weit entfernt. Schwächer lief es für Das Erste zuletzt vor über einem Jahr. Zulegen kann dafür das ZDF, das vor allem dank der Champions League im August auf 6,3 Prozent gelangt. Damit schaffte es das ZDF, Das Erste zu überholen - ein Kunststück, das die Mainzer zuletzt vor mehr als zwei Jahren vollendeten.
Leichte Verluste fahren RTLZWEI und Kabel Eins ein, die jeweils 0,2 Prozentpunkte einbüßen. Während RTLZWEI auf 4,7 Prozent abrutscht und damit den schwächsten Wert seit März einfährt, fällt Kabel Eins mit 5,3 Prozent auf das Niveau des Mais zurück. Und VOX? Das kann sich vor allem dank eines starken Starts von «Die Höhle der Löwen» am letzten August-Tag und einem erfolgreichen «Grill den Henssler» leicht auf einen Monatsmarktanteil von 7,1 Prozent steigern. Gegegenüber dem Vormonat entspricht das einem Plus von ganzen 0,4 Prozentpunkten und dem vorerst besten Wert des laufenden Kalenderjahres, der für VOX ermittelt wurde.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel