Eine anarchische Satire über Generationenpolitik, Hip Hop liebende Farmer und halluzinogene Karnickelkacke.
Hinter den Kulissen
Regie und Drehbuch: Ninian Doff
Produktion: Brian Coffey, Tobey Maguire, Matthew Plouffe, Laura Tunstall
Musik: Alex Menzies, S-Type
Kamera: Patrick Meller
Schnitt: Ninian Doff, Ross Hallard
Es lässt tief auf das gesellschaftliche Klima blicken, wenn innerhalb kurzer Zeit sehr viele Filmschaffende das Thema "Menschenjagd" für sich entdecken, um die Stimmung in der Welt zu kommentieren und kritisieren. Nachdem in «Ready or Not» schon Samara Weaving als ahnungslose Braut von der reichen Familie ihres Gatten gejagt wurde, in «The Furies» pervers-blutige Killerspiele gespielt wurden, Daniel Radcliffe in «Guns Akimbo» mit Knarren, die ihm an die Hände genagelt wurden, ein reales Killerspiel durchlaufen musste, in «The Belko Experiment» ein Bürohochhaus zum Schauplatz einer Mordolympiade wurde und in «The Hunt» hoch satirisch und völlig wahnhaft Leute wortwörtlich Jagd auf politische Gegner gemacht haben, kommt nun «Get Duked!» daher.
Wie in der grellen, blutigen Blumhouse-Produktion «The Hunt» werden Menschen aufgrund ihrer Werte unwissend zum Opfer einer Hetzjagd mit scharfer Munition – dieses Mal wollen piefige Konservative vom Land Jugendliche aus der Stadt erlegen, weil sie eine Schande für die menschliche Rasse wären …
Dean (Rian Gordon), Duncan (Lewis Gribben) und DJ Beatroot (Viraj Juneja) sind Freunde aus Glasgow und (vermeintliche) Problemjugendliche. Eines Wochenendes begeben sie sich auf auf einen charakterbildenden Campingausflug und -wettbewerb, bekannt als der Duke of Edinburgh Award. Dabei soll es angeblich um Futtersuche, Teamarbeit und Orientierungslauf gehen – doch das Trio ist vor allem scharf darauf, in den schottischen Highlands loszuziehen und "Unkraut" zu rauchen, Im geradlinigen Ian (Samuel Bottomley) finden sie einen älteren Camper-Kollegen, der entschlossen ist, "nach den geltenden Regeln zu spielen". Das bringt Gefahren mit sich, die den Jungs unbekannt sind: Nachdem sie sich auf abgelegenem Farmland, das Welten von ihrer städtischen Komfortzone entfernt ist, verirrt haben, werden die Jungen von Traditionalisten gejagt, die wild entschlossen sind, sie auszulöschen …
Amazon Prime bezeichnet den bereits 2019 auf Filmfestivals gezeigten Film als "anarchische Satire über Generationenpolitik, Hip Hop liebende Farmer und halluzinogene Karnickelkacke". Das satirische Element fällt in der britischen Komödie mit Eddie Izzard und Kate Dickie in wichtigen Nebenrollen jedoch geringer aus als in «The Hunt» oder «Ready or Not». Gleichwohl ist der anfangs noch unter dem Titel «Boyz in the Wood» vermarktete Film leichter und aussagekräftiger als etwa der explizit auf das Horror- und Splatterelement gebürstete «The Furies». Regisseur und Autor Ninian Doff versteht es durchaus, in seiner Ansammlung skurriler Figuren, bewusst-übertriebener Dialoge voller Jugendsprache und Momente voller sprichwörtlichem "Bauernglück", auf flockige Weise Seitenhiebe auf den Generationenkonflikt auszuteilen.
Sei es diesbezüglich, dass der Graben zwischen Jung und Alt nicht immer so groß ist, wie er dargestellt wird. Oder dass Ältere zuweilen wesentlich radikaler sind als die angeblich verrohte Jugend (eine These, die Doff wahrlich nicht subtil konterkariert). Das ergibt nach einem etwas schleppenden Auftakt eine sehr vergnügliche Filmstunde voller britisch-unterkühlt vermittelter Cartoon-Gewalteskapaden und schräg ablaufender Begriffsstutzigkeit mit oft überraschendem Ausgang.
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