Seit 6. August 2020 ist bei dem US-amerikanischen Streaminganbieter CBS All Access der neueste «Star Trek»-Ableger «Lower Decks» zu sehen. Quotenmeter hat die Pilotfolge schon gesehen.
Die Zeit des Wartens hat für «Star Trek»-Fans ein Ende. Mit «Star Trek: Lower Decks» startete unlängst nach einer 46-jährigen Durststrecke wieder ein animiertes «Star Trek»-Format. Natürlich hat die neue Serie, für die Alex Kurtzman und «Rick and Morty»-Executive Producer Mike McMahan verantwortlich zeichnen, nicht mehr viel mit der kindgerechten Zeichentrick-Show aus den 70er Jahren zu tun, die seinerzeit für den deutschen Markt extrem geschnitten und mit fürchterlichen Dialogen unterlegt worden war. «Lower Decks» richtet sich an ein vornehmlich erwachsenes Publikum und zeigt bereits in der ersten rund 25-minütigen Folge, welches Potential in der Idee steckt.
Trekkiger Humor
Schon zu Beginn, wenn McMahan die eigentlich total unwichtigen Hauptfiguren Ensign Mariner (gesprochen von der US-amerikanischen Comedian Tawny Newsome) und Ensign Boimler (Jack Quaid, «Die Tribute von Panem») in einer ebenso überzogenen wie witzigen Szene vorstellt wird klar, woher der Wind weht. Den heimlichen Helden der U.S.S. Cerritos wurde ein herrlich selbstironischer Humor in die Münder gelegt, der zudem mit kanonischen Querverweisen gespickt ist.
Es folgt ein ansprechend animiertes Intro, dass in seiner Machart an seine großen Vorbilder erinnert und das Fanherz höherschlagen lässt. Die Titelmusik von Chris Westlake (Castle Rock) ist zudem eine warmherzige Hommage an die Melodien der klassischen «Star Trek»-Serien. Schön ist, dass auch hier unmissverständlich deutlich gemacht wird, dass «Lower Decks» weder sich, noch das große Franchise zu bieder ernst nimmt. Statt, wie einst, die ikonische U.S.S. Voyager majestätisch durch die Ringe eines riesigen Planeten gleiten zu lassen, streift die Cerritos zu epischer Musik kurzerhand einen Eisbrocken im All und humpelt daraufhin mit rauchender Warp-Gondel aus dem Bildschirm.
First, äh, Second Contact
Es läuft eben nicht alles rund auf dem unbedeutenden Forschungsschiff, dessen Aufgabe nicht der erste, sondern der zweite Kontakt zu unbekannten Zivilisationen ist, wie der Titel der Pilotfolge („Second Contact“) verrät. Statt heldenhafter Missionen, die zu unvergesslichem Ruhm führen, muss sich die Mannschaft unter anderem mit so langweiligen Jobs herumschlagen wie festzustellen, ob der Planetenname oder die Bezeichnung des auf ihm lebenden Volkes auch wirklich richtig notiert wurden.
Dass aber selbst eine so simpel anmutende Funktion zu fiesen Verwicklungen führen kann wird sehr schnell klar, als dem toughen Commander Ramson (Jerry O’Connell) ein Missgeschick widerfährt, dass mal eben das ganze Schiff ins Chaos stürzt. Dank der unfreiwilligen Hilfe des ebenso ehrgeizigen wie regelbesessenen Ensigns Boimler schafft es Doctor T‘ ana schließlich, der Lage Herr, pardon, Katze zu werden und dafür zu sorgen, dass sich Sicherheitschef Shaxs (Fred Tatasciore) mit seinem langehegten Traum, endlich einmal den Warpkern abstoßen und in die Luft jagen zu dürfen, nicht durchsetzt.
Fazit: «Star Trek»-Herz, was willst du mehr? «Lower Decks» macht von der ersten bis zur letzten Minute Spaß. Die Pilotfolge präsentiert sich qualitativ hochwertig und nicht zu überdreht gezeichnet. Optik und Story vermitteln ein typisch trekkiges Feeling. Auch musikalisch gibt es nichts auszusetzen. Der Score orientiert sich an den klassischen «Star Trek»-Serien und wirkt nie unpassend, wenn es Chris Westlake auch an ein oder zwei Stellen (sicherlich absichtlich) ein wenig übertrieben hat.
Der Humor ist eine gelungene Mischung aus Situationskomik und witzigen Dialogen, die allerdings, vor allem am Anfang, auch mal ein wenig zu überspitzt daherkommen können. Dieser Eindruck ist vornehmlich einer Hauptfigur zuzuschreiben, die zwar sympathisch ist, sich aber noch zu einer Nervensäge ausweiten könnte. Andererseits blitzt aber schon in der Pilotfolge durch, dass die Hauptfiguren keineswegs reines Kanonenfutter für ein sinnloses Gag-Bombardement sind, sondern eine Geschichte zu erzählen haben, die bei aller Ironie dann doch auch gerne mal einen ruhigeren, nachdenklichen Ton anschlägt. Bitte mehr davon!
«Star Trek: Lower Decks» gibt es bislang in Deutschland nicht zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel