Die Würfel sind gefallen. Im kommenden Rechtezyklus erwirtschaft die DFL 1,1 Milliarden Euro aus TV-Geldern. Im Pay-TV blieben große Überraschungen aus. Wir sagen, wieso sich Sky wohl gegen den Erwerb aller Pakete entschied und wie die Situation in der zweiten Liga nun ist.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat am Montag das Geheimnis um die Ergebnisse der Bundesligarechtevergabe gelüftet. In den zurückliegenden zwei Wochen wurden die Partner der audiovisuellen Verwertung verhandelt – die geschlossenen Verträge haben eine Gültigkeit von Sommer 2021 bis Sommer 2025, zählen also für vier Spielzeiten. Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball Liga, betonte nochmals die außergewöhnliche Situation, in der die Rechte diesmal vergeben wurden und sprach von einem (finanziell) ordentlichen Ergebnis. "Ich möchte allen Unternehmen danken, die uns das Vertrauen entgegen gebracht haben, so erheblich in unsere Wettbewerbe zu investieren. Es ist nun an uns und an den Klubs, dieses Vertrauen zu rechtfertigen."
Wer zeigt was im Pay-TV?
Die größte Überraschung im Bereich des Bezahlfernsehens: Anders als erwartet gab es offenbar keine Bieterschlacht, Gerüchten zufolge soll schon nach einer Auktionsrunde alles geklärt gewesen sein. Obwohl es möglich gewesen wäre, hat Sky Deutschland nicht auf alle vier Live-Pakete geboten. Dem Unternehmen dürfte es, ähnlich wie vier Jahre zuvor, wichtig gewesen sein, ein OTT-Paket zu verhindern, das im Falle eines Kompletterwerbs auf den Markt gekommen wäre. Hätte Sky Deutschland sämtliche Pakete gekauft, wären mindestens 139 Livespiele nochmals vergeben worden. Die Gefahr, dass ein Streamingdienst dann sehr günstig hätte zuschlagen können und diesen Preisvorteil auch auf dem Markt hätte geltend machen können, war (zu) groß. Sky hat sich ein weiteres Mal seine Kernrechte gesichert – das sind alle Spiele am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr – sowohl einzeln als auch in der Konferenz. Zudem bleiben alle Samstagabend-Topspiele (18.30 Uhr) bei Sky und somit mit großer Wahrscheinlichkeit auch Hits wie Bayern gegen Dortmund, Bayern gegen Schalke und Weiteres.
Eine bittere Pille muss Sky aber schlucken: Der Sender wird nur noch samstags die Bundesliga zeigen. Neben den Freitagsspielen, die jetzt schon bei DAZN laufen, wird der Dienst künftig auch sonntags am Ball sein. Gespielt wird sonntags um 15.30 Uhr, 17.30 Uhr und elf Mal pro Saison auch um 19.30 Uhr. Interessantes Detail: Alle Sonntagsspiele werden in UHD produziert – bis dato aber bietet DAZN noch keine Streams in diesem mega-hoch-auflösenden Format an…
Nicht zum Zuge gekommen ist derweil Amazons prime Video, das sich im Dezember 2019 noch die Dienstags-Topspiele der Champions League ab 2021 gesichert hat. Offenbar reicht dem Dienst dieses Paket. Rollendes Leder hat Sky auch ohne dem Fußballoberhaus an jedem Wochenend-Tag im Angebot. Entgegen mancher Erwartung bleibt man wichtigster TV-Partner der zweiten Liga. Sky erwarb hier alle verfügbaren Pay-TV-Rechte und bildet die Liga also vollumfänglich ab. Gespannt wird man erwarten können, ob Sky dann auch den Produktionsaufwand wieder hochfährt. Zur Zeit werden pro Wochenende in der Regel acht der neun Spiele der zweiten Liga nicht aus dem Stadion kommentiert.
Wichtig zu wissen: Jeder Live-Rechtepartner darf Highlights von allen Spielen, die sie nicht erworben haben, unmittelbar nach Spielende zeigen. Ähnlich ist das jetzt schon, so kann Sky aktuell bereits ab 22.30 Uhr von den Freitagsspielen umfangreich berichten. Sky wird fortan also auch am Sonntag um 17.30 Uhr, 19.30 und 21.30 Uhr die Spielzusammenfassungen zeigen, DAZN ab etwa 17.30 und 20.30 Uhr die der Samstagsspiele.
Was sagen die Sender?
Devesh Raj, Vorsitzender der Geschäftsführung von Sky Deutschland: „Mit mehr als 500 Live-Spielen pro Saison haben wir die Position von Sky als unangefochtene Heimat des Fußballs gefestigt. Unsere Kunden können mindestens vier weitere Jahre die größten Spiele und das beste Bundesliga-Erlebnis genießen."
Thomas de Buhr, Executive Vice President DAZN DACH, dazu: „Die Bundesliga wird an zwei von drei Tagen pro Woche exklusiv auf DAZN zu sehen sein. Es macht uns stolz, allen Fans ab 2021 nun dreimal mehr Bundesliga-Fußball anbieten zu können als bisher. Dies ist ein Meilenstein für DAZN auf dem Weg, die Nummer 1 der Live-Sport-Anbieter zu werden.“
Was muss bezahlt werden?
Es war schon am Wochenende durchgesickert. Nicht zuletzt wegen der Coronakrise hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals seit 2002, damals gab es die Kirch-Krise, keine steigenden TV-Erlöse zustande gebracht. Die Preise stagnierten nahezu und liegen nun nach DFL-Angaben bei 1,1 Milliarden Euro.
Somit folgt Sky Deutschland dem Vorbild von Sky UK – die Engländer hatten bei der zurückliegenden Rechtevergabe der dortigen Premier League, gerechnet auf die fällige Lizenzsumme pro Spiel, ebenfalls leicht rückläufige Gebühren verhandelt. Spannender Fakt: Bisher war die Zahlung der Summen gestaffelt; im ersten Vertragsjahr wurde am wenigsten gezahlt, die Summe stieg dann von Saison zu Saison. Man ging davon aus, dass das Pay-TV weitere Kunden gewinnen würde und diesen Erfolg dann an die Liga weitergibt. Bei sogar leicht gesunkener Lizenzsumme im nächsten Zyklus würden die TV-Einnahmen in der Saison 21/22 demnach massiv einbrechen. Daher wird die Staffelung nun nach
Kicker-Infos aufgehoben.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
22.06.2020 22:16 Uhr 2
Ich hab' die Amazon Konferenz mittlerweile in mein Wochenende integriert und fände es schade, wenn das wegfallen würde. Wobei ich notfalls auch wieder auf die ÖR umsteige.
Mir persönlich missfällt der Move der FreeTV-Spiele zu Sat1. Ran NFL gucke ich #jedenverdammtensonntag, aber bei Fussball nervt mich die Werbung in der Vor- und Nachberichterstattung schon massiv.
Grundsätzlich ist mir aber nur wichtig, dass Sportschau und Sportstudio erhalten bleiben. Auf Live-Spiele am Samstagnachmittag bin ich eh nicht scharf und auch sonntags muss ich keine Bundesliga schauen.
22.06.2020 22:46 Uhr 3
So weit ich das verstanden habe, hat sich die ARD beide Audio-Pakete gesichert, also auch das, was Amazon bisher hatte. Muss man schauen, was sie draus machen. Vielleicht sublizensieren oder selbst Vollreprotagen im Netz und DAB+.
23.06.2020 00:38 Uhr 4