Der neue Konzernchef Rainer Beaujean musste zudem mitteilen, dass die Werbeflaute auch im Mai noch voll zu spüren war.
ProSiebenSat.1 hielt am Mittwoch seine mit großer Spannung erwartete digitale Hauptversammlung ab. Mit Spannung erwartet wurde diese vor allem, weil zuletzt mit Mediaset einer der Hauptaktionäre
sehr kritische Töne über eine eventuell nicht vorhandene Konzernstrategie gefunden hatte. Immerhin dies war am Mittwoch nun aber kein sonderlich großes Thema. Angesprochen wurde es, direkt aber vom Tisch gewischt mit der Bemerkung, dass man zur Zeit mit Mediaset gar keine strategischen Gespräche führte. Stattdessen war es dem Vorstand eher wichtig, tiefe Einblicke in den finanziellen Schaden durch Corona zu geben. Nach einem schwachen April habe sich die Werbewirtschaft demnach auch im Mai nicht erholt. Ähnlich wie im April hätte das Minus gegenüber dem Vorjahresmonat also auch im Mai bei rund Minus 40 Prozent gelegen.
Auch im Juni seien noch keine Verbesserungen zu sehen, musste die Konzernführung eingestehen. Wichtig sei vor allem die Zeit ab dem Start der neuen Fernsehsaison, also alles, was 2020 noch ab September kommt. Möglicherweise würden Werbekunden dann sogar verstärkt investieren, lautet die Hoffnung in Unterföhring. Entsprechend entschied ProSiebenSat.1 auch, in diesem Jahr keine Dividende auszuschütten. Das sorgte vereinzelt für schlechte Laune bei den Aktionären, wurde letztlich aber mit einer Zustimmung von 97 Prozent angenommen. Beaujean erklärte zudem, dass sich der Konzern wieder stärker auf das TV-Entertainmentgeschäft fokussieren wolle.
Passieren soll dies vor allem über eine noch stärkere Einbindung der hauseigenen Produktionsfirmen. 18 Prozent der eigenproduzierten Inhalte der ProSiebenSat.1-Sender seien im Vorjahr von Red Seven Entertainment gekommen, fortan soll diese Zahl sogar noch steigen, hieß es. Unter anderem ist die Sendung für Quoten-Hits wie «Germany’s Next Topmodel» oder «The Biggest Loser» zuständig. Der Fokus bei ProSiebenSat.1 wird sich in den kommenden Jahren demnach noch mehr in Richtung Eigenproduktionen verschieben.
Klar wurde am Mittwoch auch, wie viel Geld der vorzeitige Abschied der beiden Top-Manager Max Conze und Conrad Albert gekostet hat. Albert wurde der Abschied demnach mit 3,0 Millionen Euro schmackhaft gemacht, Conze bekam für seinen Abgang sogar 3,9 Millionen Euro. Das passt nicht ganz damit zusammen, dass der Konzern an anderer Stelle spart. Demnach befanden sich am 1. Juni konzernweit 1244 Mitarbeiter in Kurzarbeit, wie bekannt wurde. Je nach Einkommsstufe stockt ProSiebenSat.1 das Gehalt der Mitarbeiter übrigens auf.
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