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Corona trifft ProSiebenSat.1 hart: Programmeinsparungen, keine Dividende und nicht-physische Hauptversammlung

Rund 50 Millionen Euro weniger als eigentlich geplant will der Medienkonzern in diesem Jahr in sein Programm investieren.

Kurz und kompakt

  • Gruppen-Umsatz etwa stabil bei 926 Mio. Euro
  • adjusted EBITDA der Gruppe sinkt von 190 Mio. Euro auf 157 Mio. Euro
  • adjusted net income der Gruppe geht von 94 Mio. Euro auf 58 Mio. Euro zurück
  • Keine Dividende, Online-Hauptversammlung im Juni
  • Programminvestment um 50 Mio. Euro reduziert
  • Unternehmenschef Beaujean: "Da die Dauer und volle Tragweite der Pandemie weiterhin ungewiss bleiben, ist es derzeit nicht möglich, einen Ausblick auf unsere Gesamtjahresergebnisse abzugeben."
Zwei Wochen vor dem eigentlich geplanten Termin hat die ProSiebenSat.1 SE ihre Quartalszahlen für das erste Quartal 2019 veröffentlicht. In diesem ersten Quartal brach auch in Deutschland das Coronavirus aus; erste Fälle zeigten sich im Februar, ab März beschleunigte sich das Wachstum mehr und mehr. Weil ab Mitte März viele Läden schließen mussten, leiden viele Medienunternehmen wegen fehlender Werbeeinnahmen. ProSiebenSat.1 habe bis Mitte März eine gute finanzielle Entwicklung verzeichnet, hieß es. 926 Millionen Euro Konzernumsatz (ein Plus von einem Prozent) wurden erwirtschaftet.

Die staatlichen Ausgangsbeschränkungen in der zweiten Märzhälfte haben zunehmend auch die Werbekunden getroffen, entsprechend ging auch der margenstarke Außenumsatz des Segments SevenOne Entertainment Group um drei Prozent auf 563 Millionen Euro (Vorjahr: 579 Mio. Euro) zurück, wobei die gesamten Werbeumsätze nach ersten Stornierungen von Werbebuchungen um vier Prozent sanken. Die globalen Einschränkungen wirkten sich auch auf Red Arrow Studios aus, da lokale und internationale Produktionen gestoppt oder verschoben werden. Hier steht ein Minus von 0,5 Prozent beim Umsatz. Der Außenumsatz im Segment der NuCom Group stieg um 15 Prozent auf 228 Millionen Euro – hier profitierte man hauptsächlich von der Stärke von Flaconi, ein Online-Beauty-Anbieter.

Aufgrund des derzeitigen Stillstands der Weltwirtschaft und der daraus resultierenden erheblichen wirtschaftlichen Unsicherheit sei es derzeit nicht möglich, einen Ausblick auf das finanzielle Ergebnis im zweiten Quartal und für das Gesamtjahr zu geben. Der Vorstand habe daher entschieden, die Finanzprognose für das Gesamtjahr 2020 zurückzuziehen, bis die Situation klarer ist. Entschieden wurde auch, die „Kosten aktiv zu steuern“, was eine nette Umschreibung für Einsparungen ist. Ins Programm seiner Sender will ProSiebenSat.1 in diesem Jahr 50 Millionen Euro weniger als zunächst geplant investieren. Um die Größenordnung klar zu machen: Das dürften – je nach Aufwand – zwischen 25 und 35 Fernsehfilme sein oder zwischen fünf und acht Serienstaffeln. Teile der Einsparungen passieren natürlich auch, weil etliche Formate – etwa die Sat.1-Nachmittagsproduktionen – seit einigen Wochen gar nicht produzieren dürfen und entsprechend auch keine Rechnungen stellen.

Bei der NuCom setzt ProSiebenSat.1 inzwischen Kurzarbeit ein und prüft dies auch in weiteren Unternehmensbereichen, heißt es. Auf diese Weise bereite sich der Konzern auf verschiedene Szenarien vor, um sich für eine möglicherweise länger andauernde Krise und die anschließende Erholungsphase aufzustellen. Die finanzielle Lage sei Ende März aber gut gewesen, betont ProSiebenSat.1: Der Barmittelbestand habe bei knapp 900 Millionen Euro gelegen. Darüber hinaus nahm die Gruppe Anfang April 350 Millionen Euro ihrer syndizierten revolvierenden Kreditfazilität (RCF) in Anspruch, um angesichts des COVID-19-geprägten Umfelds jederzeit einen Zugriff auf die Liquiditätsreserven des Unternehmens abzusichern. Weitere 400 Mio Euro des RCF sind zusätzlich jederzeit verfügbar. Dennoch will der Vorstand auf Nummer sicher gehen und die Liquidität sicherstellen. Daher wird man in diesem Jahr an seine Aktionäre keine Dividende ausschütten. Geplant waren eigentlich 85 Cent pro Aktie. Somit werden 192 Millionen Euro an liquiden Mitteln gesichert.

Die Hauptversammlung soll weiterhin am 10. Juni stattfinden, dann aber wird man sich nicht physisch gegenüber sitzen oder sitzen. Stattdessen wird die Veranstaltung online abgehalten. „Wir beobachten die Entwicklung von COVID-19 und die Auswirkungen auf ProSiebenSat.1 genau. Bis Mitte März waren wir gut auf Kurs, bis die ersten COVID-19-Effekte begonnen haben, unser Geschäft in allen Segmenten zu beeinträchtigen. Da die Dauer und volle Tragweite der Pandemie weiterhin ungewiss bleiben, ist es derzeit nicht möglich, einen Ausblick auf unsere Gesamtjahresergebnisse abzugeben. Daher haben wir entschieden, unsere Finanzprognose für 2020 sowie den Dividendenvorschlag für 2019 zurückzunehmen“, erklärte Rainer Beaujean, Vorstandssprecher & Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE. „Wir konzentrieren uns jetzt voll auf Kosten-, Liquiditäts- und Cashflow-Management, um unser Geschäft zu schützen und eine Grundlage für unsere Zukunft zu schaffen.“
23.04.2020 07:32 Uhr Kurz-URL: qmde.de/117754
Manuel Weis

super
schade


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Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
Fabian
23.04.2020 11:43 Uhr 2
Wenn du vermutlich drei Monate nicht drehen kannst, dann kannst du auch nicht vermutlich alles innerhalb von sechs Monaten nachholen.



Bei bei der Gastro: Der Gast, der wöchentlich kam und ein Bier trank, wird nicht die drei Monate nachholen und jedes Mal zehn Bier trinken.



Es ist halt die Frage, ob man ein paar Lizenzprodukte beziehen möchte, aber was gibt's Gutes auf dem Markt?
Vittel
23.04.2020 11:59 Uhr 3
Wahrscheinlich gibt es nichts Gutes auf dem Markt, denn gute Sachen sind alle bei den VOD Anbietern.

Das sind die Krisengewinnler, denn für das eingesparte Bier pro Woche bekommt man schon 1-2 Abos im Monat.



Für das werbefinanzierte Free-TV sieht es wirklich übel aus, gut möglich, dass in den nächsten Jahren einiges hinter den Kulissen konsolidiert wird. Letztendlich wird aber nur die unvermeidliche Entwicklung bzw. Digitalisierung beschleunigt.
Familie Tschiep
23.04.2020 15:49 Uhr 4


Drehen sie so viel?

Wenn sie nicht irgendwann vom Markt verschwinden wollte, sollten sie überlegen, was sie ausprobieren können. Vielleicht mal eine Sendung wie The Taste einstellen, umso Geld für andere Ideen zu haben.
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