Der Titel verspricht Zündstoff – und genau daran fehlt es der letzten von drei neuen «Bozen-Krimi»-Folgen fürchterlich, obwohl hin und wieder eine Bombe in die Luft fliegt. Mamma mia!
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Chiara Schorras als Sonja Schwarz
Stefano Bernardin als Riccardo Riello
Charleen Deetz als Laura Schwarz
Lisa Kreuzer als Katharina Matheiner
Gabriel Raab als Jonas Kerschbaumer
Hanspeter Müller-Drossaart als Peter Kerschbaumer
Sinja Dieks als Sofia Lanthaler
Hinter der Kamera:
Produktion: Merfee Film und Fernsehproduktion GmbH und Albolina Film GmbH
Drehbuch: Kaspar Heidelbach
Regie: Martina Mouchot
Kamera: Daniel Koppelkamm
Produzent: Eberhard Jost „Frau Commissario“ Sonja Schwarz (Chiara Schoras) ermittelt sich von nun an allein durch Südtirol. Ihr ehemaliger Berufspartner ist in der letzten Folge ausgeschieden. Wer diesen «Bozen-Krimi» nur semi-regelmäßig verfolgt und in „Zündstoff“, der letzten der drei diesjährigen neuen Ausgaben, zum ersten Mal seit langem einschaltet, dem dürfte das kaum auffallen. Kein Wort wird über den Personalverlust verloren, und von der ersten Minute an mäandriert sich die
Last Commissario Standing allein durch den Fall, als hätte sie nie mit kollegialer Unterstützung gearbeitet.
Das könnte man nun als Lob auf die verbliebene Hauptfigur missverstehen. Doch wenn sich eines der zwei zentralen Gesichter eines Formats ohne jegliche Konsequenz aus dem Reihen-Universum herausschreiben lässt, ist das eher eine ziemliche Bankrotterklärung des Figurenpersonals.
© ARD Degeto/Hans-Joachim Pfeiffer
Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab, l.) hat einen Streit mit seinem Vater Peter Kerschbaumer (Hanspeter Müller-Drossaart).
Davon ablenken soll wenige Minuten nach dem malerischen Eröffnungspanorama über die südlichen Alpen eine pfiffige Explosion, bei der um ein Haar eine Mafia-Versammlung in die Luft geflogen wäre. Das Bömbchen ging jedoch eine halbe Stunde eher los, bevor die „erfolgreichen Fleischfabrikanten aus Genua“ eingetroffen waren. Und die ehrenwerten Geschäftsleute, die hier getreu dem Stereotyp als trottelig-behäbige, aber trotzdem extrem effiziente Superverbrecher geführt werden, sind nicht die Einzigen im Visier von Commissario Schwarz: Auch der sogenannte „Befreiungsausschuss“, eine ehemalige gewaltbereite Südtiroler Widerstandsgruppe, hat ja mal ziemlich fleißig Sprengstoff in der Gegend gebunkert, um sich gegen die Latinisierung Luft zu machen.
Es wird also mal wieder ein heiteres und triefend oberflächliches Südtirol-Potpourri, das der «Bozen-Krimi» anstößt, und längst ausgetragene politische Konflikte müssen mit Mafia-Klischees vermengt werden, um daraus abstruse Plots im Heute zu stricken. Die interessanteren Konflikte liegen dagegen wie üblich auf der Nebenstrecke, mit der die zum Konzept erhobene Austauschbarkeit von Charakteren und Handlungsstrukturen gleichzeitig ad absurdum geführt wird: Denn warum die (ehemalige) Polizistin Sonja (die beeindruckendste Performance in diesem Film: Sinja Dieks) von der Mafia gesucht wird und unter polizeilichem Schutz in einer abgelegenen Berghütte ausharren muss, um den tütteligen Al-Capone-Imitaten nicht in die Hände zu fallen, wird nur sehr grob etabliert. Wer das genau wissen will, würde wohl auf die beiden vorher ausgestrahlten Folgen verwiesen – nach deren Sichtung sich der geneigte Zuschauer fragen dürfte, wieso da so ein seltsamer Mann an Commissario Schwarz‘ Seite ermittelt.
Das Erste zeigt «Der Bozen-Krimi – Zündstoff» am Donnerstag, den 16. April um 20.15 Uhr.
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