Mit dem Tod von Albert Uderzo ist nicht weniger als eine Epoche der franko-belgischen Comicgeschichte zu Ende gegangen. Er war der letzte Zeichner jener goldenen Ära, die uns Figuren wie Asterix, Lucky Luke, Isnogud, Gaston und viele, viele andere geschenkt hat. So genial aber viele seiner Comics gewesen sein mögen: An den Asterix-Filmen scheiden sich die Geister. Warum?
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Zwei erste Filme
Moment, «Asterix und Kleopatra» ist der zweite Film.
Das ist richtig. Und es ist falsch. Ja, «Asterix der Gallier» ist der erste Langfilm. Aber er entstand ohne Wissen von Goscinny & Uderzo. Die Rechte hatte sich das belgische Zeichentrickstudio Belvision gesichert mit der Absicht, eine Asterix-TV-Serie zu produzieren. Goscinny & Uderzo erfuhren dies erst zu einem Zeitpunkt, als die Arbeiten an «Asterix der Gallier» bereits fast abgeschlossen waren. Möglich war die Entstehung des Filmes durch einen Deal zwischen ihrem Herausgeber Georges Dargaud und Belvision-Gründer Raymond Leblanc.
Es ist überliefert, dass Goscinny & Uderzo nicht nur darüber erzürnt waren, dass man sie beim Vertragsabschluss einfach übergangen hatte. Asterix und Obelix waren schließlich ihre Figuren. Aber auch der Zeichenstil brachte die beiden zur Weißglut. Tatsächlich ist «Asterix der Gallier» anzusehen, dass der Film ursprünglich als TV-Produktion geplant worden ist. Die Hintergründe sind unbeweglich, die Bewegungen der Figuren wirken oft staksig und ungelenk. Sie haben nichts von der Eleganz, die Uderzo im Laufe der Jahre in den Comics entwickelt hat, den Detailreichtum, die kleinen Bonmots für die Leser, die sich oft erst beim zweiten Lesen zeigen. Bevor der Streit jedoch eskalierte und in einem möglicherweise langen Rechtsstreit mündete, fand man zu einer Einigung. So wurde die Idee einer TV-Serie aufgegeben und «Asterix der Gallier» kam ins Kino. Inwieweit noch Hand angelegt wurde, um ihn für die Kinoleinwand aufzuhübschen – darüber lässt sich nur spekulieren. Klar ist: Es wurden Änderungen vorgenommen. Es ist auch nicht wirklich ersichtlich, warum das Projekt nicht von Anfang an fürs Kino geplant worden ist? Die Popularität von Asterix und Obelix in Frankreich und Belgien hätte dies eigentlich möglich gemacht (in Deutschland begann das Asterix-Fieber 1968/69 mit ersten korrekt übersetzen Albenveröffentlichungen).
Es ist nicht verwunderlich, dass die Kritiken zur aufgehübschten TV-Produktion im Kino-Land Frankreich dann auch durchwachsen ausfallen sollten. Mit der Geschichte selbst konnten sich Goscinny und sein Partner Uderzo arrangieren. Sie bewegt sich sehr nah an ihrem Comic. Für ihr Einlenken verlangten Albert Uderzo und René Goscinny allerdings einen Preis, der über die Kinoauswertung hinaus ging. So befand sich eine Verfilmung von «Die goldene Sichel» bereits im Endabnahmestadium und war fast fertig. Um einen Rechtsstreit zu entgehen musste Belvision alle Negative und Zeichnungen ebenso vernichten wie die ersten Arbeitsproben zur Verfilmung von «Der Kampf der Häuptlinge». Statt ihren Sieg zu feiern, reichte René Goscinny Belvision allerdings nach dem Streit die Hand – um die eigenen von ihm und Albert Uderzo ersonnenen Pläne eines Asterix-Abenteuers auf der großen Leinwand umsetzen. Mit Belvision! Goscinny selbst übernahm die Regie und erschuf mit «Asterix und Kleopatra» den bis heute besten Asterix-Langfilm. Sicher liegt Qualität stets im Auge des Betrachters. Aber keine andere Verfilmung bewegt sich so nah an einer literarischen Vorlage – ohne dabei unfilmisch zu wirken. «Asterix, der Gallier» wird aufgrund seiner Nähe zur Comicvorlage durchaus geschätzt, allen technischen Mängeln zum Trotz.
Aber erst mit «Asterix und Kleopatra» ist Asterix tatsächlich im Kino angekommen. Während sich die Grundstory eng an der gezeichneten Vorlage orientiert, hat Goscinny immer wieder einige Szenen im Vergleich zur Comic-Vorlage verlängert oder abgeändert, kleine Gags eingebaut, die es im Album nicht gibt – und szenische Übergänge zwischen den einzelnen Handlungssegmenten erschaffen, die den Medientransfer gerecht werden. «Asterix und Kleopatra» ist so nah, wie es nur eben geht, an der Vorlage dran, ohne jedoch auch nur einen Moment das neue Medium zu ignorieren, in dem es präsentiert wird. Es ist die perfekte Adaption eines Asterix-Comics.
Natürlich ist es dem Film heute sein Alter anzusehen. Auf der technisch-visuellen Seite kann er das Jahr 1968, in dem er auch schon fertiggestellt wurde, nicht verleugnen. Doch ein guter Film funktioniert stets erst einmal auf seiner Handlungsebene. Und da hat dieser Film nichts von seinem Charme verloren.
Als Asterix Rom eroberte
In den Jahren bis 1977 hat Goscinny noch an einer ganzen Reihe weiterer Filme als Autor mitgewirkt, darunter sogar an einem komödiantischen Italo-Western mit dem Titel «Das Gesetz im Westen von Pecos». Als Filmregisseur brachte er 1974 «Lucky Luke – Daisy Town» in die Kinos, bevor er sich dann mit Uderzo an die Planungen für ihr ehrgeizigstes Filmprojekt begab: «Asterix erobert Rom». Von den ewigen Kämpfen mit den Galliern müde geworden, bietet Cäsar dem kleinen gallischen Dorf einen Deal an: Wenn Asterix und Obelix zwölf unlösbare Prüfungen bestehen, dann werden sie, die Gallier, die neuen Herren von Rom.
Bis heute ist «Asterix erobert Rom» der einzige Asterix-Film, der auf keiner literarischen Vorlage beruht. Im Grunde genommen ist «Asterix erobert Rom» eine an Ideen überbordende Fantasie voller Spaß, Absurdität, liebenswerten Humor. Legendär ist die Geschichte des Hauses, das Verrückte macht und Asterix' und Obelix' verzweifelte Suche nach dem Passierschein A38. Sowohl in der französischen als auch deutschen Sprache gilt der Passierschein A38 seither als Synonym für eine überbordende, sich selbst genügende Bürokratie.
Während die Asterix-Filme in den französischen Kinos zufriedenstellend liefen, «Asterix, der Gallier» lockte 2,42 Millionen Besucher in die Kinos, «Asterix und Kleopatra» 1,95 Millionen und «Asterix erobert Rom» 2,21 Millionen, sind die Deutschen in ganz anderen Dimensionen in die Kinos gerannt. «Asterix, der Gallier» und «Asterix und Kleopatra» lockten 3,64 und 3,78 Millionen Zuschauer in die (west-)deutschen Kinos, was beiden Filmen eine Goldene Leinwand einbrachte: «Asterix erobert Rom» entwickelte sich derweil zu einem Triumph mit 7,2 Millionen Zuschauern.
Uderzo und Goscinny waren zu diesem Zeitpunkt längst selbst unter die Produzenten mit ihrer Filmproduktionsfirma Les Studios Idéfix gegangen und noch vor dem französischen Kinostart von von «Asterix erobert Rom» nahm Goscinny die Arbeiten an der Verfilmung von «Lucky Luke – Sein größter Trick» auf. Vollenden konnte er den Film nicht mehr. Er starb am 5. November 1977 bei einem, man mag es kaum glauben, ärztlichem Belastungstest, der seine Fitness testen sollte.
Uderzo selbst brauchte Monate, um den Tod seines Freundes akzeptieren zu können. Als er schließlich weiterarbeitete, gehörte Les Studios Idéfix nicht zu seinen Prioritäten. Die Firma, die eh etwas strauchelte, offenbar hatten Goscinny und Uderzo einiges an Geld in nicht realisierte Projekte gesteckt, wurde von Uderzo nach der posthumen Fertiggestellung von Goscinnys letzter Regiearbeit abgewickelt.
Zahme Unterhaltung ohne Biss
Gerade der Erfolg der Filme in Deutschland, aber auch in den skandinavischen Ländern oder in Spanien und Italien, veranlasste Albert Uderzo dazu, sich um 1983 herum wieder mit dem Thema Film auseinanderzusetzen. Allerdings vergab er letztlich nur Lizenzen an willige Produzenten. Was den Filmen anzumerken ist. Sie sind kalkulierte Auftragsproduktionen, mit denen ein Bedürfnis nach Asterix auf der Leinwand befriedigt werden sollte. Das ist nicht zu kritisieren. Die Regisseure haben in der Regel die von ihren Produzenten verlangten, netten Familienfilme abgeliefert, denen es jedoch an jenen kleinen Verrücktheiten, Absurditäten – und vor allem Liebe – fehlt, die «Asterix erobert Rom» und «Asterix und Kleopatra» en masse liefern. Zwar basieren alle Filme auf Vorlagen, deren Umsetzung ist jedoch stets sehr, sehr frei ausgefallen. «Asterix – Operation Hinkelstein» etwa nimmt sich mit «Der Seher» und «Der Kampf der Häuptlinge» zwei Vorlagen vor, die inhaltlich gar nichts miteinander zu tun haben. So nimmt «Der Seher» als recht sarkastische Gesellschaftsgroteske eine ganz eigene, einmalige Stellung im Asterix-Universum ein. Von Goscinnys Sarkasmus ist im Film nichts übrig geblieben.
Erst mit dem ersten computeranimierten Film 2014, «Asterix im Land der Götter», ist Asterix zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Basierend auf «Die Trabantenstadt», dem, wenn nicht komplexesten, dann aber intelligentesten Asterix-Albumabenteuer, besitzt der Film tatsächlich einen überraschend erwachsenen Wortwitz. Die Mischung aus Kapitalismus-Farce, Römer verhauen und harmlosen Kinderfilm funktioniert überraschend gut und es ist anzunehmen, dass René Goscinny der Film gefallen hätte, trotz seines gewöhnungsbedürftigen dreidimensionalen Looks. Eben jener Goscinny, der den Filmen, die nach seinem Tod entstanden sind, fehlt. Für Albert Uderzo waren die Filme definitiv nie eine Herzensangelegenheit. Wäre dies anders, hätte er irgendwann einen Produzenten ins Boot geholt und diesen langfristig an Asterix gebunden. Oh, es gibt sogar eine Verbindung zwischen Goscinny und späteren Filmen: Pierre Tschernia. Der 2016 verstorbene Autor und Fernsehproduzent, führte Regie bei «Deux Romains en Gaule», arbeitete am Drehbuch von «Asterix erobert Rom» mit und er schrieb die Drehbücher sowohl zu «Asterix – Sieg über Cäsar» sowie «Asterix bei den Briten». Er war ein enger Freund von Goscinny und Uderzo, er kannte Asterix seit dessen Jugendtagen – bildhaft gesprochen.
Doch damit ist er die einzige Konstante im Rahmen der Produktionen. Wechselnde Produzenten, sich abwechselnde Produktionsgesellschaften, unterschiedliche Regisseure mit unterschiedlichen Arbeitsweisen, ja sogar die Verlagerung der Produktion 1991 nach Deutschland für «Asterix in Amerika» (der 1994 in die Kinos kam): Am Ende hat Albert Uderzo, der am 24. März 2020 verstorben ist, mit all diesen Filmen und den zwischen 1999 und 2012 entstandenen Realverfilmungen einfach nur sehr viel Geld als Rechtegeber verdient, ohne sich selbst einbringen zu müssen. Es gibt sicher sehr, sehr viel schlimmere Schicksale. Aber den Fans ist dadurch möglicherweise ein den Comics gleichwertiges Filmuniversum vorenthalten worden.
Ich mochte die Comics immer sehr und auch die Animationsfilme waren immer sehr Lustig. Gerade weil sie sich sehr eng an der Comicvorlage hielten. Um so enntäuschender waren dann die Real-Verfilmungen. Vieles war zu überdreht, vieles hat gefehlt worüber ich mich als Real gefreut hätte. Ganz Übel war es bei der Vorbereitung zu den Olympischen Spielen. Zwar hat man sich in einigen Momenten Mühe gegeben, ein paar neue Einfälle reinzubringen, doch wurde zu vieles weggelassen. Bei der neuen Generation der Animationsfilme, die nun im wundervollen CGI erscheinen, ist man mit der Zeit gegangen. Das sieht herlich komisch aus und erinnert an das damalige Play Station Spiel was ich stundenlang gezockt habe. Ich mag die neuen Filme, sehen einfach toll aus. Da finde ich es Schade, das man bei Warner und DC nicht schon längst den selben Weg gegangen ist und die neuen Batman- und Superhelden Animationsfilme nicht ebenso in das neue Zeitalter gehievt hat.
kauai 14.04.2020 11:42 Uhr 2
Ich hab die Original-Animationsfilme auch geliebt und sehe sie auch heute noch ganz gern Mal wieder. Mit den Realverfilmungen kann ich genau so wenig anfangen wie mit der neuen CGI-Variante. Das war einfach nicht meins....
jotobi 14.04.2020 13:06 Uhr 3
In der Auflistung der Animationsfilme fehlt "Asterix und die Wikinger" aus dem Jahr 2006. Den Film fand ich persönlich aber auch sehr schwach.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
14.04.2020 10:58 Uhr 1
14.04.2020 11:42 Uhr 2
14.04.2020 13:06 Uhr 3