Einer Nukleartechnikerin fliegen ständig ihre Kraftwerke um die Ohren, und dann taucht auch noch ihr totgeglaubter Mann wieder auf. Gut, dass Hannes Jaenicke da ist, um sie zu beruhigen.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Marie-Josée Croze als Claire
Clive Standen als Gabriel
Hannes Jaenicke als Lukas
Thomas Chomel als Zack
Jeanette Hain als Birgit
Chadi Alhelou als Bassem
Shawn Doyle als Doug
Hinter der Kamera:
Produktion: Connect3 Media Inc., Lincoln TV und Wild Bunch Germany
Drehbuch: Franck Philippon, Bénédicte Charles und Oliviér Pouponneau
nach einer Idee von Bénédicte Charles und Oliviér Pouponneau
Regie: Louis Choquette
Kamera: Ronald Plante
Produzenten: Christine de Bourbon Busset, Marc Missonnier, André Barro und Pablo SalzmanWill man sich fragen, worin sich Deutsche und Franzosen kulturell so unterscheiden, kommt man schnell auf die üblichen Klischees: Baguette gegen Schwarzbrot, Revolution versus Reform, links des Rheins: harte emotionale Auseinandersetzung, rechtsrheinisch dagegen: der Versuch der nüchternen Analyse. Und natürlich: die Atomenergie. Während die Deutschen in der schleunigen Abschaltung ihrer Kernkraftwerke nach Tschernobyl und Fukushima eine logisch zweifelsfrei erforderliche Maßnahme sehen, hält die französische Öffentlichkeit das (weitgehend) für eine spinnerte Überreaktion und kann sich kaum dazu durchringen, ihren eigenen Bestand an Atommeilern selbst in eher kosmetischem Umfang zu reduzieren.
Wie will man also gerade die verschiedenen Haltungen hinsichtlich des letzteren Aspekts bei einer deutsch-französischen Ko-Produktion über eine gebeutelte atomare Sicherheitsexpertin unter einen Hut bringen? Die naheliegende Lösung: Man macht ihre fordernde Kraftwerkstätigkeit zur Zielscheibe einer internationalen Verschwörung, an der ein gemeinsamer Feind strickt: die arabische Öllobby.
Doch Claires (Marie-Josée Croze) berufliche Katastrophe – vor ein paar Jahren wäre in Kasachstan ein in ihrer Verantwortung stehendes Kraftwerk um ein Haar in die Luft geflogen – tritt angesichts ihrer persönlichen Querelen sowieso in den Hintergrund. Weihnachten 2004 hatte sie mit ihrem damaligen Partner Gabriel (Clive Standen) an der thailändischen Küste verbracht. Nach der Tsunamiwelle konnte sie ihn nicht mehr finden und hat sich irgendwann mit seinem Tod abgefunden, auch wenn sie ihn während ihrer neurotischen Phasen hin und wieder in irgendwelchen Menschenmengen zu erkennen glaubte. Heute lebt sie schon seit vielen Jahren mit dem deutschen Gastronom Lukas (Hannes Jaenicke) zusammen. Nun hat es sie nach Abu Dhabi verschlagen, wo Lukas ein Lokal eröffnen will – und Claire einen neuen Atommeiler in Betrieb nimmt.
© ZDF/Eric Vernazobres / FTV / Storia television
Ist es tatsächlich Gabriel (Clive Standen), der wie eine Fata Morgana im Sunset Tower auftaucht?
Der Plan kommt durcheinander, als Gabriel wieder auftaucht und ihr widerwillig von der weit verzweigten (und ziemlich konfusen) Verschwörung erzählt, die ihr neues Projekt lahmlegen will. Anstatt die Beziehung zwischen den beiden nun allzu überhastet wieder zu romantisieren und damit dem Stereotyp der Frau zu entsprechen, die zwischen zwei Männern wählen muss, bleibt «Mirage» glücklicherweise die meiste Zeit auf der Thriller-Ebene. Leider wird sie nicht stringent genug erzählt, um über die inhaltlich-thematische Dünne hinwegzutäuschen.
Doch obwohl die meisten Handlungselemente zu generisch bleiben und ein Großteil der Nebenfiguren als schmucklos heruntergeschriebenes Szenenmaterial verheizt wird, bleibt die Serie kurzweilig genug für ihre knappe, abgeschlossene Geschichte – hauptsächlich weil die Hauptdarsteller Marie-Josée Croze, Hannes Jaenicke und Clive Standen manch erzählerisch ungelenken, zu generischen Moment doch noch mit ihrer spielerischen Klasse bereichern. Und sehen wir’s positiv: Die meisten rein deutschen Thriller zum Thema Kernenergie wären da schon lange in der dramaturgischen Kernschmelze verendet.
Das ZDF zeigt drei Folgen von «Mirage» sonntags ab dem 22. März, jeweils um 22.15 Uhr.
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22.03.2020 10:22 Uhr 1