Deutschland soll zu Hause bleiben. Die TV-Nutzung im März ist dennoch niedriger als im Februar. Höher fällt das Interesse an Informationsformaten aus.
Soziale Kontakte minimieren – das ist in Zeiten der Coronaausbreitung des oberste Ziel. Die Deutschen sollen in diesen Wochen zu Hause bleiben. Eine Auswirkungen auf die klassische TV-Nutzung ist bis dato nicht ganz so stark zu spüren. In der ersten März-Hälfte wurde lineares Fernsehen nämlich weniger lang konsumiert als noch im Februar. Nach Aussagen der AGF lag die durchschnittliche Sehdauer der Menschen im Februar 2020, also noch ehe sich die Coronakrise zuspitzte, bei 229 Minuten. Im Februar 2019 waren es 226 Minuten. Dass die Nutzungsdauer des linearen Fernsehens stieg, wurde als ungewöhnlich eingeschätzt.
Im März nun aber sank das Interesse wieder; obwohl die Deutschen ja dazu aufgerufen sind, sich eher daheim aufzuhalten. Seit vergangener Woche Montag lag die Fernsehnutzung bei den Zuschauern ab drei Jahren nur drei Mal oberhalb des durchschnittlichen Februar-Werts; mit einer Nutzungsspitze am zurückliegenden Sonntag. Allgemein wird aber sonntags mehr ferngesehen als an den anderen sechs Tagen der Woche. Die Nutzung am zurückliegenden Sonntag lag bei 261 Minuten. Auch am Samstag wurde mit 237 Minuten überdurchschnittlich viel in die Glotze geschaut. Oberhalb des Schnitts lag nun auch der Dienstag dieser Woche mit 232 Minuten. Ganz entgegen jedem Trend aber etwa verhielt sich die Nutzung am Montag zurückliegender Woche mit nur 209 Minuten, vergangenen Mittwoch lag sie bei 208 Minuten, am Donnerstag fiel sie mit 214 Minuten eher nicht hoch aus.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den 14- bis 49-Jährigen, deren Spitzenwert am Samstag und Sonntag mit 153 sowie 177 Minuten ermittelt wurde. Vergangene Woche Montag, Dienstag und Donnerstag blieben die Werte jedoch bei unter 130 Minuten. Konstant im zweistelligen Bereich liegt derweil die lineare Nutzung bei den ganz Jungen: In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen stieg die Nutzungsdauer trotz Corona nie über 100 Minuten; der Spitzenwert waren die vergangenen Sonntag festgestellten 99 Minuten. Am Montag und am Dienstag lag der Wert bei 80 und 87 Minuten, immerhin 19 und 14 Minuten über dem Vorwochen-Ergebnis.
Keine Daten liegen über die moderne Mediennutzung vor: Wird in Deutschland nun mehr non-lineares Pay-TV, also Netflix, Amazon Prime oder Sky On Demand, konsumiert? Steigen die Sehdauern bei YouTube, Instagram und Co.?
Was sich aber ändert: Informationsprogramme liegen ungemein im Trend: Informationsprogramme und (Haupt-)Nachrichtensendungen verzeichnen ein enorm hohes Zuschauerinteresse. Am 16. März, also am Montag, bestand die Top10 der in Deutschland meistgesehenen TV-Formate des Tages aus sieben Informationsprogrammen – sowohl bei den Zuschauern ab drei Jahren als auch bei den 14- bis 49-Jährigen. An diesem Tag wurde der deutschlandweite Shut-Down bekannt. Ähnlich hoch war das News-Verlangen schon am Sonntag, als die Top10 insgesamt aus sieben News-Formaten oder Corona-Sendungen bestand und aus sechs bei den 14- bis 49-Jährigen. Nur am Samstag vergangenes Wochenende fiel die Anzahl niedriger aus – hier schafften es nur drei Corona-thematisierende Produktionen in die Wertung der besten zehn. Ansonsten lag die Zahl seit dem 11. Februar immer bei fünf Stück. Zum Vergleich: Im Zeitraum vom 11. bis 17. Februar schafften es zwischen zwei und fünf News-Sendungen in die Top10 des Gesamtmarkts, bei den 14- bis 49-Jährigen nie mehr als drei Stück. In den vergangenen sieben Tagen waren jedoch nie weniger als vier das Virus behandelnde Informationsprogramme in der Bestenliste der Altersklasse 14 bis 49 Jahre.
Nur die Zeiträume 11. bis 17. verglichen, landeten im Februar 3,7 Sendungen in den Top10 bei den Zuschauern ab drei Jahren, im März waren es in diesem Zeitraum 5,6. Bei den Jungen schafften es im März im Schnitt 4,9 Formate in diese Bestenliste, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Februar, als es 2,3 waren.
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