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Sonntagsfragen an Constanze Priester (Teil II)
Das Set von «Hinter Gittern» ist dunkel gehalten, es stellt ein Gefängnis nach, da ist alles sehr unfreundlich. Ganz anders ist es in Serien wie «Bianca», da ist alles freundlicher gehalten. Ist man dann froh, wenn man dann abends da wieder rauskommt?
Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Selbst wenn man ganz dramatische Szenen spielt, dann albert man herum, wenn die Kamera wieder aus ist. Wir haben ein sehr nettes Team und wir haben so auch eine sehr harmonische und entspannte Atmosphäre. Das ist nicht so, wie es im Fernsehen rüberkommt. Das ist dann das Schauspiel, was aber für eine Serie wie «Hinter Gittern» natürlich wichtig ist. Da muss die Stimmung einfach ein bisschen bedrückend sein.
Kommen wir aber noch mal auf die Figuren von «Hinter Gittern» zu sprechen. War es eine Herausforderung, eine Mörderin zu spielen?
Genau so war es. Es wäre mir auch eine Ehre gewesen, wenn ich ein kleines Modepüppchen in einem Film hätte spielen sollen, aber ich würde auch gerne eine Mörderin spielen, die dann im Film noch jemanden umbringt.
Das ist das schöne an meinem Beruf – ich kann viele Dinge ausprobieren, auch solche, die im normalen Leben weit von einem entfernt liegen. Mein Freund hat sich zunächst auch gewundert, dass ich eine Lesbe spiele. Warum denn auch nicht?
Das ist aber kein Problem für Ihren Freund…
Ach quatsch. Das gehört zum Beruf. Er macht sich auch keine Sorgen, weil ich eine Mörderin spiele.
Haben Sie früher selbst «Hinter Gittern» geguckt?
Ganz selten. Ich muss ehrlich sagen: Ich bin eher der Kinogänger und Spielfilmgucker und kenne mich deswegen bei Serien eher weniger aus. Das fängt jetzt eigentlich erst an, wo ich selber mit Serien zu tun habe.
Die Serie hat ja auch einen sehr ernsten Hintergrund. Es gibt ja in der Tat Frauengefängnisse, in denen Frauen eingesperrt sind, um dort ihre Strafen zu verbüßen. Denken Sie, dass Sie sich jetzt besser in solche Frauen hineinversetzen können?
Natürlich wird man dem Thema näher gebracht. Es steht auch immer mal wieder zur Diskussion, ob man in einem echten Gefängnis vorbeischauen kann, um sich mit Leuten zu unterhalten, die dort wirklich inhaftiert sind. Die Geschichten, die bei uns vorkommen, sind natürlich sehr publikumswirksam aufgearbeitet.
Das, was das Gefängnis wirklich ausmacht, das Eingesperrtsein und die Langeweile, die können wir nicht wirklich transportieren. Wir wollen ja nicht langweilig sein. Die räumliche Enge hingegen können wir schon gut vermitteln. Ich weiß es nicht, wie nah man da wirklich rankommen kann, da müsste man Menschen fragen, die so eine Situation schon einmal durchgemacht haben.
Dieses Jahr gab es zum ersten Mal überhaupt eine Sommerpause bei «Hinter Gittern». Der Sender RTL war mit den Zuschauerzahlen nicht wirklich zufrieden und hat angekündigt, unter anderem die Bücher qualitativ hochwertiger zu gestalten. Was hat sich dort verändert und wie ist die Stimmung im Team momentan?
Wir waren schon ein bisschen nervös, bevor die Staffel startete. Natürlich fragt man sich, ob die Autoren das mit den Drehbüchern jetzt richtig angestellt haben. Ich kann dazu aber wenig sagen, weil ich keinen Vergleich habe. Ich kenne die alten Bücher nicht. Ich habe mir allerdings sagen lassen, dass die Produktion jetzt darauf achtet, nicht mehr ganz so viele Schnitte zu machen, die Serie soll nicht mehr so ganz „Videoclip“-mäßig rüberkommen. Die Charaktere spielen jetzt etwas mehr – so kommen beide Seiten leichter in die Geschichte rein.
Aber den Jubel nach dem erfolgreichen Start haben Sie mitbekommen…
Ja, da waren alle sehr zufrieden. «Hinter Gittern» hat ja sozusagen wieder neu angefangen und da musste man schon gucken, wie das Publikum das annimmt. Die Staffel ist jetzt übrigens auch weiter verlängert worden.
Es waren ja zunächst 26 Folgen geplant. Heißt das, dass es jetzt sicher bis zum nächsten Sommer weitergeht?
Das nehme ich an, ja. Der Sender hat sich die Möglichkeit offen gelassen, die Serie etwas früher zu beenden, wenn die Quoten nicht gestimmt hätten. Aber das ist jetzt nicht der Fall und wir erleben weiterhin bunte Geschichten.<
Zum Abschluss: «Sonntagsfragen – kurz und knapp»: Vier Fragen ganz persönlich an Sie:
Welche TV-Sendung verpassen Sie nie?
(überlegt): Ne, es gibt keine. Da müsste ich mir jetzt was ausdenken.
Gut, wir haben ja erfahren, dass Sie eher die Kinogängerin sind. Welchen Film haben Sie dort zuletzt gesehen?
«Tiefseetaucher». Der hat mir gut gefallen.
Wo schalten Sie denn sofort weiter?
Gute Frage. Bei der «Sportschau» schalte ich weiter. Auch bei Talkshows schalte ich weiter. Mich interessiert die Fiktion im Fernsehen. Auch bei Reality bleibe ich nicht hängen. Ich mag alles, wo etwas Phantasie dabei ist.
Sind Sie da eher öffentlich-rechtlich oder eher privat?
Durch die Bank. Ich schaue sowohl ARD und ZDF als auch die Privaten.
Vor was haben Sie Angst?
Vor der politischen Situation, global betrachtet. Also vor Terrorismus, Krieg und solchen Dingen.
Und was würden Sie sich von einer guten Fee wünschen?
Schlichtweg Gesundheit für mich und meine Lieben. Und als zweites würde ich mir wünschen (überlegt lange) Zeit und Geld. Gerade in meinem Beruf ist es so, dass man entweder das Eine oder das Andere hat. Was nützt ein volles Konto, wenn man immer arbeiten muss? Und was nützt einem viel Zeit, wenn man kein Geld hat.
Da haben Sie Recht. Besten Dank für das Interview und weiterhin alles Gute.
Im Übrigen: Vor einem Jahr - am 24. Oktober 2004 - erschienen die ersten Sonntagsfragen auf Quotenmeter.de - damals stand uns Michel Friedman Rede und Antwort. Aus diesem Anlass sprechen wir mit einem Interviewpartner im November ein zweites Mal - wer das ist? Das dürfen Sie bestimmen. Einfach auf unserer Hauptseite bei der Umfrage (rechts) mitmachen.
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• Constanze Priester
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