Die authentische Soap steckt nach rund 2150 Folgen in einer handfesten Krise. Mehr über die Zahlen der zurückliegenden Wochen…
Sommer 2011… RTLZWEI, damals noch als RTL II unterwegs, zeigt seine bis dato finale Staffel von «Big Brother» im Vorabend als Sommer-Event – und geht dann im Spätsommer dazu über, Geschichten aus verschiedenen WGs in Berlin via vorgefertigter Scripts zu erzählen: Die Grundidee von
«Berlin – Tag & Nacht», das auch rund neun Jahre später noch auf dem Schirm ist, ist geboren. Quoten von teils bis zu 15 Prozent Marktanteil sprechen dafür, dass Sender und Produktionsfirma filmpool mit den authentisch aussehenden, aber dennoch fiktionalen Geschichten in der Tat eine Marktlücke aufgetan haben. Doch die besten Zeiten sind längst vorbei.
Schon 2019 verlor «Berlin – Tag & Nacht», zumindest im linearen Fernsehen, viele Zuschauer. Sahen 2018 noch rund 0,85 Millionen Menschen am Vorabend eine durchschnittliche Episode in Erstausstrahlung, waren es 2019 nur noch 0,69 Millionen. Die Durchschnitts-Quote sank auf 7,3 Prozent – ein Minus von zwei Prozentpunkten. War dieser Wert damals noch oberhalb der Sendernorm gelegen, schmierten die «BTN»-Werte jüngst weiter ab. Marktanteile von über sechs Prozent bei den Umworbenen waren plötzlich eine Seltenheit.
Zurückliegenden Mittwoch sanken die Geschichten rund um die Berliner Chaos-Cliquen plötzlich auf 4,3 Prozent – genau eine Woche zuvor landete die filmpool-Produktion bereits auf ähnlich niedrigem Level. Zwischenzeitlich waren die Zielgruppen-Marktanteile auch wieder gestiegen, mehr als 5,6 Prozent (am Montag) waren zurückliegende Woche aber nicht möglich. Ein interessanter Wert: 2020 waren 7,2 Prozent Marktanteil bei den klassisch Umworbenen bis dato der beste Wert bei RTLZWEI um 19.05 Uhr. Somit liegt der aktuelle Jahresrekord unterhalb des 2019-Jahresmittelwerts. Auch die Reichweite an sich sinkt weiter – und zwar recht schnell. Meistens liegen die Zuschauerzahlen der Daily inzwischen bei zwischen 0,5 und 0,6 Millionen.
Woran könnte das liegen? Weiterhin hat die Serie mit ihrer Erzählform ein recht hohes Krawall-Level; Streits werden regelmäßig ausgetragen und die Storys sind quasi auf Dauersuche nach der nächsten Eskalationsstufe. Möglicherweise aber gehen die Zuschauerbedürfnisse dieser Wochen in eine ganz andere Richtung. In einer Welt, in der jeder Einzelne vom Coronavirus bedroht ist und die auch politisch krawalliger und somit instabiler denn je ist, könnten vor allem wieder warmherzige TV-Formate großen Anklang finden. Für «Berlin – Tag & Nacht» käme eine Bestätigung dieser These ungelegen; sie würde massive Konzeptumbauten nach sich ziehen.
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