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Die Kritiker: «Der Kroatien-Krimi - Tote Mädchen»

Eigentlich müsste die neue Folge des «Kroatien-Krimis» eine ganz besondere sein. Stattdessen ist sie: völlig egal. Das Markenzeichen dieser Art, Fernsehen zu machen.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Neda Rahmanian als Branka Maric
Lenn Kudrjawizki als Emil Perica
Jasmin Gerat als Stascha Novak
Denis Moschitto als Toni Bogdanovic
Max Herbrechter als Tomislav Kovacic
Kasem Hoxha als Borko Vucevic
Sarah Bauerett als Brigita Stevic

Hinter der Kamera:
Produktion: Constantin Television GmbH
Drehbuch: Christoph Darnstädt
Regie: Michael Kreindl
Kamera: Stefan Spreer
Produzenten: Friedrich Wildfeuer und Karsten Rühle
Branka Maric (Neda Rahmanian) ist kein angenehmer Schwanengesang vergönnt, zu dem sie einen letzten Blick auf ihre geliebte Adria werfen dürfte, bevor sie erhobenen Hauptes in den Sonnenuntergang reitet und die ewigen Jagdgründe sie willkommen heißen. Stattdessen verabschiedet der «Kroatien-Krimi» seine bisherige Hauptfigur in Minute zehn des neuen Films, indem er sie nachts auf einem Bötchen zusammen mit ihrem Lover in die Luft jagt. Dass das erzählerisch wenig ambitioniert wirkt und gleichzeitig aus inszenatorischer Sicht eine ziemlich billige Effekthascherei ist, passt, nüchtern betrachtet, gut ins Konzept dieser Reihe, die sich immer als einfach wegsehbares Gebrauchsfernsehen verstanden hat.

In einem wohl durchdachten, dramaturgisch ausgeklügelten Film wäre ein derart einschneidendes Ereignis nun der Ausgangspunkt zu einer tiefgreifenden Betrachtung ihres Umfelds: In einem Streifen über beinharte Cops würden sich ihre Kollegen nun nachts in irgendwelchen zwielichtigen Bars einen Schnaps nach dem anderen hinter die Binde kippen, in eigens dafür eingerichteten Garagen Beweismittel zusammentragen und auf zum Bersten vollgesteckten Pinnwänden organisieren, ehe sie am Folgetag auf dem Revier wieder übermüdet und verkatert Zeugen drangsalieren und die Hinterbliebenen trösten würden. „Tote Mädchen“ zeigt zwar einige dieser (abgestandenen) Versatzstücke, aber nur als angerissene Motive, aus leidiger Pflichterfüllung, und nicht als Geschichte.

Denn während man in Split noch um die explodierte Kollegin trauert, wird aus Zagreb schon Ersatz eingeflogen, in Form der attraktiven, aber kompetenten und deshalb dort unbeliebten Polizistin Stascha Novak (Jasmin Gerat), die mit diesem Fall auflaufen soll, damit man sie los ist, und die gleichzeitig mit ziemlich penetranter Aufdringlichkeit als neue Hauptfigur etabliert wird. Für den pflichtgemäßen Mitknobelspaß ist unterdessen der letzte Fall zuständig, in dem Branka Maric ermittelt hatte: eine tote Zwölfjährige, die in der Adria ertrunken ist, und von der eine Spur zu Menschenhändlern auf der „neuen Balkanroute“ führt, auf der die Flüchtlinge über Bosnien nach Kroatien geschleust werden.

In gewisser Weise sind die filmische Irrelevanz dieser Reihe und ihre erzählerische Beliebigkeit mit dieser Folge auf einmal zu ihrem größten Glück geworden. Ansonsten wäre es furchtbar kaltschnäuzig gewesen, zehn Sendeminuten nach dem grausamen Ableben der Heldin, mit der man mehrere Fernsehjahre verbracht hat, gleich ihre phänotypisch möglichst ähnlich gehaltene Nachfolgerin begrüßen zu müssen. Doch auf eine perverse Art und Weise wirkt dieser Film gerade durch diese Unverfrorenheit irgendwie beruhigend, indem er das Gesetz der „stabilen Serienwelt“ bis zum Anschlag ausreizt. Ob es stürmt oder schneit, ob es windet oder nebelt, mögen die Kugeln pfeifen und gruselige kroatische Tanklastwagenfahrer junge Balkanfrauen aufgreifen, mag die Hauptfigur auch buchstäblich in tausend Teile gesprengt werden: Alles geht heiter weiter an der Adria. Und wenn man nächste Woche nicht so übergenau hinschaut, wird gar nicht mal auffallen, dass da nicht mehr Branka Maric die Handschellen zückt. Es bleibt schlichtweg: egal.

Das Erste zeigt «Der Kroatien-Krimi – Tote Mädchen» am Donnerstag, den 12. März um 20.15 Uhr.
12.03.2020 10:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/116601
Julian Miller

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Kroatien-Krimi Der Kroatien-Krimi – Tote Mädchen

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