Mehrere Disney+-Realserien litten unter Entwicklungsproblemen. Das will der Disney-Konzern fortan vermeiden.
Der US-Launch des Streamingdienstes Disney+ verlief überaus stattlich – und dennoch kann sich der Disney-Konzern nicht entspannt zurücklehnen. Das Video-on-Demand-Angebot des Unterhaltungskonzerns leidet nämlich unter Startschwierigkeiten, wenn es darum geht, für Seriennachschub zu sorgen. Sogleich zwei für Disney+ entwickelte Serien («High Fidelity» und «Love, Victor») wurden nach der Entwicklungsphase als Formate eingeschätzt, die stattdessen besser zu Hulu passen. Die Produktion einer weiteren Serie, das «Lizzie McGuire»-Revival, wurde nach dem Dreh von nur zwei Episoden abgebrochen. Und drei weitere Serien wurden nach kostspieliger Entwicklungsphase gekippt –
darunter eine «Tron»-Serie und ein Format über die Muppets.
Das US-Branchenportal 'The Hollywood Reporter' berichtete bereits, dass sich der frühere Disney-CEO Bob Iger künftig um eine reibungslose Formatentwicklung bei Disney+ kümmern soll. Wie der Branchenblog 'Deadline Hollywood' nun nachreicht, wurden zudem schon Umstrukturierungen innerhalb des Disney-Konzerns getätigt – in der Hoffnung, dass so fortan die Serienentwicklung für Disney+ effizienter abläuft.
Bisher pitchten Serienschaffende im Auftrag der hinter ihnen stehenden Produktionsstudios ihre Serienideen Agnes Chu und ihrem Kreativteam. Wenn die Content-Chefin des Streamingdienstes und ihre Vize, Sarah Shepard, eine Serie abgesegnet hatten, wurde sie daraufhin in enger Kooperation zwischen Studio und Disney+ weiterentwickelt. In diesem Prozess kam es jedoch laut 'Deadline Hollywood' wiederholt zu Komplikationen und Differenzen. Eine Ausnahme stellen Projekte von Lucasfilm («The Mandalorian») und der Marvel Studios (u.a. «WandaVision» und «The Falcon and the Winter Soldier») dar, bei denen die Studios schon von Beginn an größere Freiheiten während der Entwicklung von Disney+-Projekten genossen haben.
Nun sollen andere Disney-Tochterfirmen dieselbe Behandlung erhalten wie Lucasfilm und die Marvel Studios: Gemäß Informationen von 'Deadline Hollywood' werden die unter der Dachmarke Disney TV Studios (darunter 20th Century TV, Fox 21 und ABC Studios) vereinten Serienschmieden ihre Disney+-Ideen völlig intern entwickeln. In diesem neuen Prozess wird eine Serie erst dann von ihren Verantwortlichen an Disney+ herangetragen, wenn sie spruchreif ist. Sollte Disney+ an einer Serie der Disney TV Studios interessiert sein, bleiben die Projekte in ihrer TV-Schmiede. Das Disney+-Team um Chu und Shepard soll fortan nur noch "auf dem Laufenden gehalten" werden und bloß im Zweifelsfall sein Veto einlegen. Zudem stimmen Chu und Shepard zusammen mit dem für die Serie verantwortlichen Studio das Budget ab. Das bislang erfolgte, stetige Hin und Her soll damit ein Ding der Vergangenheit werden.
So erhofft der Disney-Konzern, die Schlagzahl an aufgegebenen (und an Hulu abgegebenen) Serien zu reduzieren und zudem Kosten für ins Nichts laufende Entwicklungsprozesse zu senken. In eine Serie auf Basis der Buchreihe «Book of Enchantment», in der Disney-Schurken ihre Seite der Geschichte nacherzählen, wurden laut 'Deadline Hollywood' beispielsweise vier Millionen Dollar Entwicklungskosten gesteckt, ehe die Disney+-Führungsriege beschlossen hat, dass die Serie zu düster und zu teuer werden würde. Daraufhin wurde die Serie gekippt.
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11.03.2020 18:11 Uhr 1