«Die Heinzels - Rückkehr der Heinzelmännchen» - Wir heinzeln das!
Die sogenannten Heinzelmännchen dürften den meisten durch ihre Gastauftritte als Mainzelmännchen im Zweiten Deutschen Fernsehen bekannt sein. Daran dürfte sich nun ein wenig was ändern.
Filmfacts: «Die Heinzels»
Start: 30. Januar 2020
Genre: Animation/Kinderfilm
FSK: 16
Laufzeit: 74 Min.
Musik: Alex Komlew
Buch: Jan Strathmann
Regie: Ute von Münchow-Pohl
Sprecher: Jella Haase, Louis Hofmann, Elke Heidenreich
OT: Die Heinzels - Rückkehr der Heinzelmännchen (USA 2020)
Die unter dem Namen Mainzelmännchen bekannten Heinzelmännchen sind keine Erfindung des ZDF, sondern entstammen einer uralten Sage, laut der die Heinzels friedliche Hausgeister der Stadt Köln sind. Laut ebendieser Sage verrichteten die Heinzelmännchen des nachts handwerkliche Arbeiten für die Menschen, durften dabei allerdings niemals gesehen werden. Würde doch mal ein Erdenbewohner die winzigen Mützenträger bei ihrem Werk beobachten, würden die Heinzels für immer von der Erde verschwinden. Mittlerweile kennt man die Heinzelmännchen also vorwiegend als Werbefiguren des öffentlich rechtlichen Fernsehens. Nun erhalten sie allerdings ihren ersten richtig großen Auftritt.
Die Regisseurin Ute von Münchow-Pohl, die unter anderem mit den ersten beiden «Rabe Socke»-Filmen und «Die Häschenschule» schon reichlich Erfahrung im Segment der Kleinkinder- und Kinderfilme sammeln konnte, nahm sich die Heinzelmännchenfiguren für ihren 3D-animierten Spielfilm «Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen» als Hauptfiguren vor und rückt dabei vor allem ein weibliches Geschöpf dieser koboldähnlichen Gesellen in den Mittelpunkt.
Nachts kommen sie raus...
Helvi (Jella Haase) ist kein Heinzelmännchen, sondern ein Heinzelmädchen! Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass sie es den anderen Heinzels so richtig beweisen will. Doch sämtliche Handwerksversuche Helvis sind bislang schief gegangen und so sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich an die Oberfläche der Menschen zu wagen. Hier trifft sie auf den verbitterten Konditor Theo (Detlef Bierstedt), der sich vor Jahren mit seinem Bruder verkracht hat, der nun auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine moderne Backfabrik eröffnet hat. Da hat Theo mit seinen handgemachten Torten und Kuchen natürlich keine Chance, die Kundschaft zu überzeugen. Helvi dagegen entdeckt in den bunten und süßen Köstlichkeiten endlich ihre wahre Bestimmung und möchte von Theo das Backen lernen.
Im Gegenzug helfen sie und ihre beiden Freunde Kipp (Louis Hofmann) und Butz (Leon Seidel) Theo dabei, seine Bäckerei wieder auf Vordermann zu bringen. Dabei merken die Heinzels, dass Menschen eigentlich gar nicht so böse sind, wie sie es unter der Erde immer beigebracht bekommen haben – und dass man alles erreichen kann, wenn man nur fest genug dran glaubt.
Helvi ist ein Heinzelmädchen (was auch erklären würde, weshalb der Film «Die Heinzels» heißt und den charakteristischen Zusatz „Männchen“ erst im Untertitel erwähnt) und die Heldin der Geschichte, die es ihrem fast ausschließlich männlichen Umfeld so richtig beweisen will, indem sie sich ein Handwerk aussucht und mit ihrem Können darin alle begeistert. Doch die Suche nach ihrer besonderen Fähigkeit benötigt einige Zeit, eh sie sie im Backen und Dekorieren von schmackhaften Kuchen und Torten gefunden hat. Die liebevoll animierte Backstube mit allen möglichen Leckereien und Törtchen steckt voller Leben und kann für eine Produktion dieser Preisklasse mit einem bemerkenswerten Detailreichtum aufwarten. Lediglich einige wenige Szenen, in denen eine Welt außerhalb der Backstube animiert ist – so gibt es beispielsweise einen Flug über die Kölner Domplatte zu sehen – sind visuell doch arg beschränkt.
Heinzelmädchen Helvi hat es satt! Seit mehr als 250 Jahren verstecken sich die Heinzelmännchen nun schon tief unten in der „furzfinsteren“ Erde vor der Menschenwelt. Während die anderen Heinzels auf der Jagd nach der größten Zipfelmütze fleißig ihrem Handwerk nacheifern, stürzt die quirlige Helvi mit ihrem überbordenden Tatendrang von einem Missgeschick ins nächste. Heimlich schleicht sie sich mit den Heinzeljungen Butz und Kipp ans Tageslicht und stößt direkt auf den stinkstiefeligen Bäcker Theo. Der hat tatsächlich wenig zu lachen, ruiniert ihm sein geldgieriger Bruder Bruno fast das Geschäft. Für Helvi ist klar: Ihr neuer Freund braucht Hilfe. Und wer wäre dafür besser geeignet als die Heinzelmännchen?
Das fällt erzählerisch allerdings nicht ins Gewicht, denn Drehbuchautor Jan Strathmann («Das Sandmännchen – Abenteuer im Traumland») hat eine herzliche Abenteuergeschichte kreiert, die jungen Zuschauern Selbstvertrauen verleiht und Mut macht, sich seine eigenen Stärken bewusst zu machen. Auch die im Familien- und Kinderfilmsegment übliche Message vom Glauben an sich selbst und zum friedvollen Miteinander, dass einen grundsätzlich weiter bringt als ein Leben als Einzelkämpfer, verpackt er auf angenehm schwungvolle Weise. Besonders beeindruckend gerät allerdings der Subplot rund um Theos Bäckerei und die Backfabrik seines Bruders. Hier wird auf sehr kindgerechte Weise die Kunst des Bäckerhandwerks veranschaulicht und gleichermaßen aufgezeigt, dass es für ein gutes Produkt Liebe, Hingabe und Zeit benötigt; und dass kleine Handwerksbetriebe und der Konkurrenz großer Firmen häufig zu leiden haben. Eine anspruchsvolle, aber nie schwierig zu verstehende Botschaft abseits des Kinderfilmmainstreams, die dem obendrein mit reichlich Musik und Slapstick aufgepeppte «Die Heinzels» ebenso gut zu Gesicht stehen wie die starken Sprecherleistungen von Jella Haase, Louis Hofmann und Co.
Fazit
«Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen» ist mit seinen 74 Minuten ein angenehm kurzweiliges Animationsabenteuer, das schon den ganz kleinen Zuschauern aufmunternde Worte über Selbstbestimmung und -Findung mitgibt.
«Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen» ist ab dem 30. Januar in den deutschen Kinos zu sehen.
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