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Zurück ins «Babylon Berlin»: Das verspricht der Auftakt zu Staffel drei

Die monumentale Historien-Krimiserie «Babylon Berlin» ist zurück: Sky präsentiert in den kommenden Wochen neue Geschichten von Kommissar Gereon Rath und Charlotte Ritter.

«Babylon Berlin»-Staffel 3

  • Cast-Neuzugänge: Ronald Zehrfeld, Meret Becker, Sabin Tambrea, Hanno Koffler, Martin Wuttke, Trystan Pütter, Peter Jordan, Caro Cult, Saskia Rosendahl und Bernhard Schütz.
  • Drehbuch und Regie: Tom Tykwer, Henk Handloegten, Achim von Borries.
  • Produzenten: Stefan Arndt, Uwe Schott und Michael Polle.
Die ersten zwei Staffeln zeigten das Berlin der 1920er-Jahre noch als Tanz auf dem als erloschen geglaubten Vulkan. Doch allmählich rumort und brodelt es in «Babylon Berlin», so deutlich, dass es immer schwerer zu überhören ist. Und während die Einen dadurch in Besorgnis gestürzt werden, tun die Anderen ihr Bestes, wegzuhören – denn wer will schon in seinem bequemen Alltag davon gestört werden, dass sich das Schlechte in der Welt schleichend, doch stetig deutlicher zeigt? Basierend auf dem Volker-Kutscher-Roman «Der stumme Tod» nähert sich Staffel drei von «Babylon Berlin» in zwölf 45-minütigen Folgen der Antwort auf genau diese Frage.

Das Moka Efti leert sich vor diesem Hintergrund. Neben der grauen Stimmungswolke über den Menschen hat selbstredend der Börsencrash seinen Teil dazu beigetragen, der kurz nach Beginn der Serie geschieht und von Alfred Nyssen (Lars Eidinger) vorhergesagt wurde. Während die Tanztempel unter Publikumsmangel leiden, blüht eine andere Unterhaltungsform auf: Der Tonfilm, der Hauptkommissar Gereon Rath (Volker Bruch) und seine Assistentin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) über die Grenzen Berlins hinausführt. Denn in den Filmstudios von Babelsberg wurde beim Dreh zu einem ambitionierten Musikfilm die berühmte Schauspielerin Betty Winter von einem herabstürzenden Scheinwerfer erschlagen. Der Täter war, so eine Zeugenaussage, ein Phantom im schwarzen Umhang …

Gereon Rath hat aber nicht nur mit diesem Mord (und weiteren Gewaltakten) im Filmgeschäft zu kämpfen, denn er hat auch alle Hände voll damit zu tun, seine Beziehung zu Helga Rath (Hannah Herzsprung) zu retten, der Witwe seines gefallenen Bruders. Charlotte Ritter indes ackert sich durch private Geheimnisse und platzt fast vor Ehrgeiz: Sie will zur Kommissarin aufsteigen, scheitert aber am theoretischen Teil der Prüfung. Oder wurde sie ausgebremst, da man unter dem legendären Kriminalrate Ernst Gennat (Udo Samel) keine Frau haben will? Zu allem Übel verfinstern sich sämtliche Aussichten auf Fortschritt, da am 3. Oktober 1929 Gustav Stresemann stirbt. Ohne den vernunftbetonten Reichsaußenminister gewinnen die Rechtsnationalen an Kraft, wie etwa Regierungsrat Wendt (Benno Fürmann). Selbst Charlottes Freundin Greta Overbeck (Leonie Benesch) geht alsbald den Lügenmärchen der Rechten auf den Leim …


Die geänderte politische und persönliche Stimmung in der Welt von «Babylon Berlin» führt auch zu einer sich wandelnden Bild- und Klangästhetik: Nicht nur inhaltlich, auch bildlich rückt die dritte Staffel näher an die Figuren heran. Neben einem Mehr an Close-ups, die die grübelnden und teils verzweifelnden Gesichter in jedem Detail zeigen, verengt die Kameraführung generell die Schauplätze – es sei denn, das geräumige, an Leben verlierende Moka Efti ist zu sehen. Weitere visuelle Abwechslung bieten die Szenen im Studio Babelsberg. Die imitieren den wuchtigen Expressionismus, die schillernde Experimentierfreude und die stattliche, komplexe Handwerkskunst des deutschen Films, ehe er unter die Nazis fiel.

Tykwer, von Borries und Handloegten verneigen sich so vor jenen, die zum oft übersehenen Fundament der Filmkunst beigetragen haben und legen den Finger in die weiterhin klaffende Wunde, wie sehr der deutsche Film um Teile seiner Identität beraubt wurde. Die Musik in «Babylon Berlin» verliert derweil an Ekstase und Kraft: Das Moka Efti Orchestra und Severija Janušauskaitės "Zu Asche, zu Staub" weichen neuen Kompositionen von Tom Tykwer und Johnny Klimek. Es ist kein radikaler Bruch, aber eine sukzessive Verschiebung. Noch immer schwingen Jazz und Swing mit, doch langsam wird aus dem lebendigen Beben ein ominöses Brummen …

Die neue Staffel von «Babylon Berlin» wird ab 24. Januar 2020 auf Sky 1 um 20.15 Uhr sowie parallel auf Abruf gezeigt. Im Herbst erfolgt die Ausstrahlung im Ersten.
22.01.2020 13:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/115210
Sidney Schering

super
schade

97 %
3 %

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Tags

Der stumme Tod Babylon Berlin

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Es gibt 10 Kommentare zum Artikel
Lumpenheinz
23.01.2020 10:54 Uhr 8


Ja, das ist doch schon eine viel konstruktivere Antwort. Dann nehme ich auch meine Unfähigkeitserklärung zurück.



Ich sage ja nicht, dass es jemanden nicht gefallen kann, aber direkt die ARD und ZDF zu diffamieren, weil sie angeblich Geld verschwenden, ist mehr als vermessen. Wie gesagt, mir hat sie außerordentlich gefallen.

Interessant, dass du Ku'damm erwähnst, dort fand ich die erste Staffel auch sehr gelungen und charmant. Die zweite Staffel war dann aber nur noch sehr uninspirierter, neu aufgekochter Käs.



Aber wie gesagt: Allein von der Außenwahrnehmung her war Babylon Berlin ein Erfolg. Am Ende entscheidet jetzt Staffel 3, ob das Produkt als solches überzeugen kann.
Sentinel2003
24.01.2020 00:19 Uhr 9
Laut DWDL ist geplant, die Serie bis 1933 weiter zu erzählen....in welchem Jahr spielt jetzt die neue Staffel?
Sentinel2003
16.09.2020 17:33 Uhr 10
Man sollte das aber von 2 Seiten sehen....wenn mich nicht alles täuscht, ist die Serie auf Sky aber wohl weiterhin ein voller Erfolg!
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