Die Bundesliga-Rechteausschreibung wirft ihre Schatten voraus. Doch auch andere Sportarten suchen nach TV-Partnern. Welche Chancen und Möglichkeiten ergeben sich für die Sender?
Sporthighlights der kommenden Woche
- täglich: Tennis ATP Cup (nachts und vormittags, Sky Sport)
- Montag, 16.30 Uhr: Vierschanzen-Tournee Finale (Das Erste)
- Dienstag, 21 Uhr: Englischer Fußball Carobao Cup Man United - Man City (DAZN)
- Freitag, 19.30 Uhr: Eishockey DEL München - Köln (MagentaSport)
- Samstag, 15.30 Uhr: Fußball Testspiel Nürnberg - FC Bayern (Magenta Sport)
- Samstag, 22.20 Uhr: American Football, NFL Divisional Round (ProSieben, DAZN)
- Sonntag, 20.45 Uhr: American Football, NFL Divisional Round (ProSieben, DAZN)
Ohne Frage: Die Ausschreibung der audiovisuellen Verwertungsrechte der Fußball-Bundesliga wird im Jahr 2020
das Sportmedien-Thema in Deutschland. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wird die Ausschreibung im Frühjahr vornehmen. War man bis vor einigen Wochen noch der Meinung, eine Steigerung der Erlöse wäre für die Clubs nur schwer oder gar nicht zu realisieren, hat die Vergabe der UEFA Champions League Rechte alle eines besseren belehrt. Glaubt man den vorliegenden Zahlen, so hat die Königsklasse ihre Erlöse aus dem deutschen Pay-TV um rund ein Drittel auf vermutlich um die 300 Millionen Euro pro Spielzeit gesteigert. Durch den UEFA-Deal hat sich zudem eine vollkommen neue Ausgangslage für die Bundesliga-Vergabe ergeben.
Sky ist leer ausgegangen und steht – will es in bisheriger Form weiter bestehen – unter Druck. Grundsätzlich gilt. Die Bundesliga plant offenbar nur noch vier Live-Pakete ausschließlich für Bezahlsender auszuschreiben. Ein Paket mit allen Samstag-Nachmittag-Einzelspielen, ein Paket mit dem Recht am Samstagnachmittag eine Konferenz zu senden, ein Paket mit den Samstagabend-Topspielen sowie ein weiteres Bündel mit Partien am Freitag und Sonntag. Was die erste Liga angeht, soll es wieder möglich sein, dass ein Unternehmen
alle Pakete erwirbt. Passiert dies, kann sich der erfolgreiche Bieter wohl zwei Pakete schützen. Das dritte und vierte Paket geht nochmals in die Ausschreibung. In dieser kann der bisher erfolgreiche Bieter nochmals auf ein Paket bieten und sich somit Exklusivität erkaufen. Das vierte Paket ginge dann in jedem Fall an einen anderen Erwerber, der die entsprechenden Spiele co-exklusiv hätte.
Die zweite Liga wird separat ausgeschrieben, hier gibt es fast alle Spiele in einem Pay-TV-Paket – ausgenommen sind die neuen Samstagabend-Spiele (die an die Stelle der Montag-Abend-Matches treten). Diese sind ein eigenes Paket und können wahlweise von Pay- oder Free-TV erworben werden.
Welche Gerüchte gibt es? Es ist kein Geheimnis, dass Sky als Platzhirsch auf alle oder mindestens die wichtigsten Pakete bieten wird. Als Herausforderer sind DAZN, die Deutsche Telekom und Amazon im Rennen. Interessant wird es, wenn man nachforscht, wer angeblich Interesse an welchen Spielen hat. Sehr gefragt ist etwa das Topspiel-Paket am Samstagabend, das pro Saison 14 Mal Spiele von den reichweitenstarken Klubs FC Bayern und Borussia Dortmund garantiert. Nicht nur Amazon soll wild auf das Paket sein, auch DAZN hätte es gerne. Und natürlich Sky. Theoretisch können sich beide Firmen aber auch zurücklehnen und darauf spekulieren, es über oben geschilderte Regel co-exklusiv neben Sky zu erhalten. Die Deutsche Telekom könnte mit der zweiten Liga liebäugeln, sie passt zur schon im Magenta-Paket erhältichen 3. Liga des DFB. Kein großes Interesse haben Eurosport, Internet-Gigant Facebook hat sogar schon komplett abgewunken.
Und Sky? Das neue Sky-Management um Devesh Raj, ein Comcast-Mann, wird während des Vergabeprozesses wohl mehrere Alternativ-Pläne haben. Zuletzt schon durchgedrungen ist die Botschaft, dass Sky sehr genau wisse, welchen Wert die Bundesliga habe. Je teurer die einzelnen Pakete pro Bieterrunde werden, desto eher dürften Sollbruch-Stellen bei Sky greifen. Zuerst dürfte die zweite Liga wegfallen, danach das Paket mit den Freitags-und Sonntagsspielen. Den Samstag wird Sky vermutlich schützen wollen.
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Im Podcast sprechen Manuel Weis, Christoph Anheuser und Niklas Spitz über Szenarien bei der kommenden Bundesliga-Rechteausschreibung.
Der Ausgang der Rechtevergabe ist daher völlig offen. Gemäß DFL-Chef Christian Seifert wären mehr als zwei Live-Anbieter dem Fan kaum zumutbar; es liegt also nahe, dass es der DFL lieb wäre, mit den bisherigen Anbietern DAZN und Sky weiterzumachen, nicht zuletzt, weil ohnehin die große Fanwut droht, wenn landauf-, landab klar wird, dass die Königsklasse ab 2021 im Stream verschwindet.
Unsere Prognose: Auch wenn eine Prognose kaum zu machen ist, ist ein denkbares Szenario, dass die zweite Liga in der Tat zur Telekom wandert, Sky sich aber die Samstags-Konferenz, das Samstagabendspiel und die Samstag-Einzelspiele am Nachmittag sichert. Letztere könnten co-exklusiv noch zu einem Streaming-Dienst wandern, DAZN könnte am Freitag und Sonntag an Bord kommen. Die Folge wäre dann aber: Sky hätte Bundesliga-Live-Fußball nur noch am Samstag, was zugleich ein Problem für das Sportangebot von Sky wäre.
Wo wünscht Ihr Euch den Großteil der Bundesliga ab Sommer 2021 im Live-TV?
Die Formel 1
Womit schon das nächste Thema auf den Tisch kommt. Noch bis Ende 2020 liegen die TV-Rechte in Deutschland bei RTL im Free-TV und Sky im Pay-Bereich. Ende des Jahres wird neu verhandelt – und gemäß des Versprechens, dass das Sky-Sportpaket auch fortan Spitzensport bieten soll, muss Sky nun in der Königsklasse des Motorsports in die Vollen gehen. Sky-Kontinentaleuropachef Andrea Zappia, der auch in Deutschland mitredet, kennt sich aus: Sky Italia steht eine teil-exklusive Formel 1 gut zu Gesicht. Sky-Ziel muss ein, dass 2021, wenn Mick Schumacher wohl mitfährt, zumindest die Hälfte der Rennen nur noch bei Sky laufen. Schon jetzt, ohne Exklusivität, ist die Formel 1 bei Sky für um die 600.000 Zuschauer pro Rennen gut.
Die Einführung der Marke Sky Sport F1 war ein Erfolg – darauf gilt es jetzt aufzubauen. RTL wird man allerdings, auch wegen Schumacher, nicht ganz aus der Bahn werfen können. Eine 50:50-Aufteilung zwischen beiden Partnern ab 2021 ist daher die wahrscheinlichste Variante.
Der Geheimtipp
Im Motorsportbereich könnte Sky weiter fündig werden. Ohne Frage, der Sender muss einen Neuerwerb tätigen; und wäre nicht falsch beraten, sich die Sportart mit dem meisten Potential in Deutschland zu sichern: Die MotoGP. DAZN hatte nur einen Vertrag für 2019, übertrug hier parallel zum starken ServusTV-Angebot. Die MotoGP läuft hierzulande weit unter jeglichem Radar, kommt aber dennoch teils auf rund eine halbe Million Zuschauer. Sky Italia hat die Rennserie schon im Programm. Großer Vorteil: Durch die vielen Serien unter dem MotoGP-Dach lassen sich von Freitag bis Sonntag jeweils etliche Sendestunden füllen. Mit etwas Geduld und Spucke könnte Sky hier etwas machen. Realistische Chance, dass die Zweiräder bald bei Sky fahren? 50:50.
Wenn der erste Stein fällt…
Wie die genaue Sportstrategie der großen Anbieter aussieht, steht sowieso erst nach erfolgter Bundesliga-Vergabe fest. Danach etwa sucht die 3. Liga wieder einen TV-Partner. Die Telekom-Verträge laufen bis 2021. Bekannt ist, dass Sky schon 2017 loses Interesse hatte, dann aber doch mit der Handball-Bundesliga anbandelte. Die 3. Liga mag aktuell nicht wirklich ins Sky-Portfolio passen, was aber, wenn Sky bei der Bundesliga einer der Enttäuschten ist? Grundsätzlich haben können Liga und aktueller Fernsehpartner Magenta mit dem Status Quo zufrieden sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich im nächsten Rechtezyklus allzu viel ändert: Gering.
Noch eine Weile vergeben sind derweil die Rechte an den UEFA-Wettbewerben European Qualifyers und Nations League; doch auch hier könnten sich schon neue Anbieter in Stellung bringen. Aktuell laufen die Wettbewerbe verteilt auf die Öffentlich-Rechtlichen, auf RTL und DAZN. MagentaSport, das die EM 2024 zeigt, könnte ebenso Interesse haben wie eventuell Sky.
Das Free-TV
Wie vielschichtig die anstehende Rechtevergabe der Bundesliga ist, zeigt sich auch im Bereich des Free-TV. Hier werden aber die wenigsten Überraschungen erwartet. An der Samstags-«Sportschau» dürfte ebenso wenig vorbeiführen wie am «aktuellen Sportstudio» im ZDF. Aber: Kaum anzunehmen, dass sich Sky für seinen News-Sender nochmals die Zweitliga-Highlights an das Bein bindet. Kommt hier etwa wieder Sport1 ins Spiel? Eventuell auch über eine Telekom-Kooperation? Wagt noch einmal ein Sender den Angriff auf die «Doppelpass»-Verwertungsrechte am Sonntag? Und bleibt Amazon Music im Web-Radio-Bereich am Ball? Klarheit herrscht auch bei diesen kleineren Bundesliga-Paketen nicht und somit gilt es als fast sicher, dass die Rechtevergabe im Frühjahr mit mindestens einer Überraschung aufwarten wird.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
06.01.2020 15:24 Uhr 1
Rede hier von 2.Liga
06.01.2020 16:58 Uhr 2
AppleTV fehlt auch noch...