Nicht nur Netflix produziert Filme, auch Streaming-Mitbewerber Amazon ist im Filmgeschäft – und der entlässt sogar einen Großteil seiner Filme regulär ins Kino. Wie «Die versunkene Stadt Z».
Filmfacts: «Die versunkene Stadt Z»
- Kinostart: 30. März 2017
- Genre: Drama
- FSK: 12
- Laufzeit: 141 Min.
- Kamera: Darius Khondji
- Musik: Christopher Spelman
- Buch und Regie: James Gray
- Darsteller: Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Sienna Miller, Tom Holland, Edward Ashley, Angus Macfayden, Clive Francis
- OT: The Lost City of Z (USA 2016)
Bevor Regisseur James Gray mit «Ad Astra» einen entschleunigten Sci-Fi-Film auf die große Leinwand gebracht hat,
der seinen eigenen Anspruch durch ständige Erzählkommentare leider selber demontiert, bezauberte er mit einem Abenteuerfilm, der ein elegisches Tempo und atemberaubende Bilder zu einem betörenden Ganzen vereint: Die Verfilmung des Romans «Die versunkene Stadt Z» des Schriftstellers David Grann wurde auf 35mm-Film gedreht – und das zu großen Teilen mitten im Regenwald, der eine faszinierende, aber auch erdrückende Kulisse abgibt.
So erzeugt Gray ohne große Worte ebenso Verständnis wie Unverständnis dafür, wie sich seine Hauptfigur immer und immer wieder in diese bildschöne, aber auch widrige Gegend begibt: Der Film handelt vom Forscher, Entdecker und Landvermesser Percy Fawcett (Charlie Hunnam). Im Regenwald des Amazonas finden er und sein Forschertrupp, zu dem unter anderem der Entdecker Henry Costin (Robert Pattinson) gehört, mehr und mehr Spuren vergangener Zivilisationen. Getrieben von dem Drang, endlich die mysteriöse Stadt Z zu finden, um die sich Sagen ranken, begibt sich Fawcett auf immer gefährlichere Reise zum Amazonas …
Nicht nur, dass «Die versunkene Stadt Z» mit seinen ruhigen, satten Bildern des Amazonasgebiets, das vornehmlich ohne künstliche Lichtquellen eingefangen wurde, betört: Gray strukturiert den ruhig ablaufenden Film fast schon traumartig, lässt nur gelegentlich Rückschlüsse auf den Verlauf der Zeit zu und bestaunt seelenruhig Details, um an anderer Stelle sprunghaft voranzupreschen.
Charlie Hunnam und Robert Pattinson stützen diese Erzählweise mit unaufdringlichem, aussagekräftigem Spiel, genauso wie Sienna Miller in ihren raren Szenen begeistert. Der Cast meistert zudem einen schweren Drahtseilakt, den Gray von ihnen verlangt: Einerseits ist «Die versunkene Stadt Z» aus der Zeit gefallen, ein ruhiger, effektfreier Film mit großen Schauwerten, der aber zum Schwelgen und Nachdenken einlädt, andererseits ist «Die versunkene Stadt Z» sehr modern und aufgeschlossen. Gray hinterfragt immer wieder die Motivation, Wortwahl und Weltsicht, die er abbildet, indem er Gesagtes visuell konterkariert oder durch den Schnitt einer Szene die Aufmerksamkeit auf Doppeldeutigkeiten lenkt.
«Die versunkene Stadt Z» ist großes, visuell mächtiges Kino, das dennoch nie realistische Aussichten auf große Filmpreise hatte, und das von Amazon dennoch berechtigt auf die Leinwand gebracht wurde. Ganz ohne heuchlerische Award-Ambitionen – einfach aus der Liebe zum Medium. So muss das!
«Die versunkene Stadt Z» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie (unter anderem) via Amazon abrufbar.
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