Amazon Prime startete mit «Batwoman» den jüngsten Ableger des DC-Serienunversums – mit wenig Handlung und einer blassen Hauptdarstellerin.
Seit drei Jahren ist Batman nicht nach Gotham zurückkehrt. Seitdem versucht ein privates Sicherheitsunternehmen unter der Leitung von Jacob Kane verzweifelt, die Verbrecherwelt im Zaum zu halten. Doch selbst mit seinem hochspezialisierten Team und in Zusammenarbeit mit dem Gotham Police Department gewinnen die Bösewichte der Stadt allmählich die Überhand. Als auch noch die äußert brutale Alice mit ihrer skrupellosen Bande auftaucht und Kanes Musterschülerin Sophie entführt, scheint die Welt in der Megametropole vollends aus den Fugen zu geraten. In dieser Situation kehrt Kate, Jacobs Tochter und Bruce Waynes Cousine aus der Arktis zurück, wo sie eine Ausbildung zur Spitzenkämpferin absolviert hat. Für Kate wird ihre Heimkehr jedoch zum vielleicht persönlichsten Feldzug ihres Lebens, denn Sophie ist ihre große Liebe und ihr Vater weigert sich, sie trotz ihres jahrelangen, harten Trainings in sein Team aufzunehmen. Bei einem Einbruch ins Wayne Enterprises Building lernt sie nicht nur Waynes Sicherheitschef Luke Fox kennen, der einsam über Waynes Eigentum wacht, sie findet auch den Eingang zur Bathöhle und erfährt, dass Bruce Wayne Batman war. In Kate erwacht ein Plan. Was, wenn sie Batmans Rüstung auf ihre Bedürfnisse umarbeiten würde? Wäre sie in der Lage, als Batwoman Sophie zu retten und der Stadt neue Hoffnung zu schenken?
Das DC-Serienuniversum – eine Erfolgsgeschichte
Nachdem Warner Bros. Television mit «Arrow» erfolgreich das Arrowverse-Serienuniversum etablieren konnte, war klar, dass Erfolgsproduzent Greg Berlanti seine Vision von DC-Comic-basierten Serien immer weiter vorantreiben würde. Bis auf die kurzlebige «Constantine» (2014), von der lediglich dreizehn Episoden produziert und ausgestrahlt wurden, blickt The CW diesbezüglich mittlerweile auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurück. Acht Jahre hat der grüne Bogenschütze auf dem Buckel, wenn er den Staffelstab 2020 an «The Flash» überreichen wird. Der Blitz bringt es bislang immerhin auf 122 Episoden in sechs Staffeln, der Release der siebten Season ab Oktober 2020 gilt als sicher. Auch die weiteren Spin-offs glänzen offenbar mit guten Einschaltquoten und Verkäufen. «Supergirl» rettet seit 2015 die Welt, während es «Legends of Tomorrow» und «Black Lightning» auf vier bzw. drei Staffeln bringen. Mit insgesamt über 500 Episoden ist das Arrowverse damit neben «Star Trek» und »Doctor Who» im Phantastik-Genre eines der umfangreichsten der Welt.
«Batwoman»: eine feministische Heldin
Als 2018 mit «Batwoman» ein weiterer Ableger angekündigt wurde, war die Freude daher zunächst groß. Das änderte sich auch nicht, als klar wurde, dass die Serie nicht auf dem Original von 1956 basiert, sondern auf der bislang aktuellsten Comic-Inkarnation aus dem Jahr 2006, in der aus Kathy die lesbische Bruce-Wayne-Cousine Kate Kane wurde. Als ausführende Produzentin kündigte The CW die bekennende Feministin Caroline Dries an. Die Rolle der Fledermausheldin übernahm die Australierin Ruby Rose. Es war also zu erwarten, dass sich die Serie in ihrem Umgang mit feministischen Themen vom Rest des Serien-Universums abheben würde. Nun spielen Superheldinnen und starke Frauen allgemein im Kino und Fernsehen längst keine Außenseiterrolle mehr. Zur Freude des Zuschauers zeichnet die Filmindustrie in der heutigen Zeit ein wesentlich differenzierteres Bild des angeblich „schwachen" Geschlechts. Vorbei sind die Zeiten, in denen Frauen in Film und Fernsehen hauptsächlich gut aussehen und verängstigt dreinblicken mussten, um von der männlichen Hauptfigur beschützt oder gerettet zu werden. Und das ist gut so.
Komplexe Sidekicks? Negativ.
Dass allerdings «Batwoman» ins andere Extrem abzurutschen droht und nun die männlichen Figuren, allen voran Dougray Scott (Kates Vater Jacob Kane) und Camrus Johnson (ein schwacher Ersatz für Batmans beliebten Butler Alfred) zu dümmlichen Randfiguren degradiert, macht die Vergangenheit auch nicht ungeschehen. Zu eindimensional gerät die Charakterzeichnung, zu sehr reitet der Plot auf dem Konflikt zwischen Kate und ihrem Vater herum. Zudem wird an jeder passenden und unpassenden Stelle die unerfüllte Liebe zwischen Kate und ihrer Ex Sophie (Meagan Tandy) ins Spiel gebracht. Unglücklicherweise wird der Keim des erhofften spannungsgeladenen Storytellings dann auch noch in der Tatsache erstickt, dass uns die Identität der Bösewichtin Alice gleich in der ersten Folge auf dem Präsentierteller serviert wird. Fast eine halbe Stunde dümpelt die Pilotfolge vor sich hin und versucht bemüht, uns die taffe Hauptfigur mittels einer unglaubwürdigen Eingangssequenz und später durch Rückblenden nahezubringen. Der Trigger, der dazu führt, dass Kate überhaupt die Bathöhle findet und dann zum weiblichen Pendant des Helden von Gotham wird, gerät da fast schon zur Randnotiz und kann die Spannung kaum heben.
Visuell ansprechend
Das ist durchaus schade, denn visuell ist die Serie richtig gut aufgestellt und strahlt eine angemessen düstere Atmosphäre aus. Das imposante Gebäude der Wayne Enterprises scheint nach drei Jahren langsam in der Vergessenheit zu versinken. Obdachlose kampieren vor dem einstigen Stolz von Gotham. Kamerafahrten über die Dächer und durch die Straßen sowie die immer wieder verwendete Totale auf die Stadtansicht vermitteln das Bild einer zerrissenen Metropole, in der weder die Polizei noch das Sicherheitsteam der Crows ohne Batman Herr der Lage werden. Auch die Martial-Art-Fights der neuen Heldin, die zunächst aus rein egoistischen Motiven in ihren Batsuit schlüpft, sind routiniert und mit rasanten Schnitten in Szene gesetzt. Wie für Superheldenserien üblich, muss man sich mit der Tatsache abfinden, dass die Massen an Gegnern lediglich als Kanonenfutter und zur Demonstration der Macht der Titelfigur dienen. Dennoch überzeugt Ruby Rose gerade hier durch körperlichen Präsenz.
Fazit: Da ist noch viel Luft nach oben. In den ersten Folgen nimmt «Batwoman» nur schwer Fahrt auf. Der zu sehr mit dem Holzhammer propagierte Feminismus geht zu Lasten der Story und lässt den Nebenfiguren kaum Luft zu einer komplexen Entwicklung. Zum einen gibt es keinen echten Bezugspunkt, zum anderen hinterlässt Ruby Rose als Fledermausfrau trotz ihrer beeindruckenden Körperlichkeit einen eher blassen Eindruck. Während «The Flash», oder «Supergirl» mit einer gewissen Leichtigkeit punkten und die innere Zerrissenheit des «Arrow» uns Oliver Queen nahebringt, vermag es die neue Heldin des Arrowverse bislang nicht, Sympathien aufzubauen. Da helfen auch die langweiligen, von Rose an Bruce Wayne gerichteten Tagebucheinträge zum Ende jeder Folge nicht viel.
«Batwoman» ist auf Amazon Prime zu finden.
Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
22.12.2019 19:58 Uhr 3
22.12.2019 21:53 Uhr 4
03.11.2020 15:48 Uhr 5
Dennoch wollte ich mir Batwoman mal anschauen. OMG! Was sollte das? Ruby Rose ist eine Powerfrau ich ich mag sie, auch im Film MEG. Aber das hier... ging gar nicht.
Schon in der ersten Folge ging alles viel zu schnell. Vorgeschichte in 5 Minuten abgeharkt, in Gotham angekommen, Bathöhle entdeckt ohne Verwunderung und schwubst im Kostüm. Hä? Gerade bei einer Serie hat man doch die Zeit etwas aufzubauen, aber nö, alles hop und fertig. Was ein Blödsinn. Das dauernde Lesbengehabe ist auch nervig. Hallo! Wir leben in einer modernen Zeit, man braucht heute nicht mehr elend lang darauf rumzureiten. So Besonderes ist es nicht mehr. Und dann andauernd nur die eine Gegnerin? Tausende Logiklöcher und ein noch wirklich einfachen Kostüm. Es kommt einen leider alles viel zu Billig vor und ja, wäre es ein Film, dann wäre es ein B-Movie. Das ganze Potential wurde total verschenkt und ich glaube, dass es nicht nur am Unfall und den daraus folgenden Schmerzen lag, warum Ruby Rose nach Staffel 1 ausgestiegen ist. Leider ging hier zu vieles verloren und wie erwähnt, das Arrowverse kann man in Deutschland nicht so schauen, dasman alles versteht, die Crossover gehen verloren.