Es ist das Beste, was den «Peanuts» seit Jahrzehnten widerfahren ist – und kaum ein Mensch spricht darüber. Unser Serientäter will das ändern. Ein kleiner Schritt für ihn, ein großer Schritt für gezeichnete Beagle?
Weitere Infos
- Produktionshaus: DHX Media
- Episodenanzahl: 12 Stück
- Die Serie ist für einen Annie Award nominiert, den Oscar der Trickbranche
Charles M. Schulz hat mit den «Peanuts» einen der beliebtesten Zeitungscomics der Geschichte geschaffen – und dennoch dürften die Namen Charlie Brown, Snoopy und Woodstock unter Jüngeren wohl ziemlich häufig nur Fragezeichen hervorrufen. Vor allem hier in Europa, wo die «Peanuts»-Fernsehspecials keine derartigen Feiertag-Fernsehtradition darstellen wie in den USA.
Denn seit die «Peanuts» in gedruckter Form sowie als Bewegtbild einem kulturellem Phänomen gleichkamen, ist schon viel, viel Zeit vergangen. Eine Amazon-Exklusivserie, in der «Peanuts»-Zeitungscomics originalgetreu (doch mit lieblos-mechanischer Animation) umgesetzt wurden, ging verdientermaßen völlig unter, der «Peanuts»-Kinofilm der für die «Ice Age»-Saga berühmten Blue Sky Studios
erhielt dagegen sehr wohlwollendes Kritikerecho, ist aber bis dato der Blue-Sky-Film mit dem niedrigsten globalen Einspielergebnis.
Vor 50 Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals gab es kein Vorbeikommen an den «Peanuts» – im Jahr der Mondlandung war eine als Astronaut verkleidete Figur des flugvernarrten Beagles Snoopy sogar das gefragteste Spielzeug des Jahres. Nun, zum 50-jährigen Jubiläum der Mondlandung knüpft Apple TV+ genau an diesem Moment an, als die «Peanuts» und der raumfahrtverrückte Zeitgeist zusammengefunden haben: In der Trickserie «Snoopy im All» wird erzählt, wie Snoopy vom Wunsch besessen ist, Astronaut zu werden – und sich daher ins Rekrutierungsprogramm der NASA mogelt, um als Astronaut auserwählt zu werden.
Und, um es kurz zu machen: «Snoopy im All» ist das Beste, was den «Peanuts» seit Jahrzehnten passiert ist. Der Zeichenstil ahmt liebevoll Schulz' Feder nach, die Figuren und ihre Welt sehen genau so aus, wie man es aus den minimalistisch-krakeligen, liebenswürdigen Schulz-Arbeiten kennt. Bloß die Hintergründe sind dezent umfangreicher als in den alten «Peanuts»-Specials, was sich wohl als behutsamer Kompromiss mit modernen Sehgewohnheiten erklären lässt. Man möchte ja nicht riskieren, dass eines der Kinder, die man mit «Snoopy im All» für das Thema Raumfahrt begeistern will, das iPad seiner Eltern in die Ecke schleudert, weil ihm die Serie "zu billig" aussieht.
Auch die Animation bleibt dem gewohnten «Peanuts»-Stil treu: Die Figuren bewegen sich wenig, ihre Münder sind nur grob animiert – dafür sieht man umso deutlicher und länger ihre markanten Grundposen, wann immer sie sich freuen oder ärgern. Erzählt wird mit Ruhe, aber auch mit viel visuellem Witz und einem hervorragenden Verständnis für die Persönlichkeiten der handelnden Figuren. Die jeweils rund acht Minuten langen Episoden lassen keine Kurzweil aufkommen und verquicken das Geschichtenerzählen mühelos mit Informationsvermittlung und Archivmaterial über die Tätigkeit der NASA und den Trainingsprozess von Astronauten.
Fazit: «Snoopy im All» ist ein charmantes Kleinod im Programm von Apple TV+, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
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