Noch bis Dienstagvormittag können Unternehmen in Deutschland um die Champions-League-Rechte bieten. Wir werfen die Glaskugel an. Außerdem: Eine Formel1-Bilanz.
Gefährliches Schweigen
Sporthighlights der kommenden Woche
- Mittwoch, ab 20 Uhr: Premier League Konferenz, u.a. mit Burnley - Man City und ManUtd gegen Tottenham (Sky)
- Donnerstag, 21 Uhr: Premier League Arsenal - Brighton (Sky)
- Samstag, 15.30 Uhr: Fußball Bundesliga Konferenz, u.a. mit Gladbach - FC Bayern und Leipzig - Hoffenheim (Sky)
- Samstag, 18.30 Uhr: Bundesliga Leverkusen - Schalke (Sky)
- Samstag, ab etwa 21.45 Uhr: Boxen Andy Ruiz Jr. gegen Anthony Joshua (zuvor Vorkämpfe) (DAZN)
- Sonntag, 17 Uhr. Eishockey DEL München - Mannheim (Sport1/Magenta Sport)
- Quotenmeter.de Exoten-Tipp: Fußball, Serie A: Inter Mailand - AS Rom (Freitag, 20.45 Uhr, DAZN
Die UEFA läutet in diesen Momenten über ihren Vermarktungspartner TEAM die letzten Stunden der Rechtevergabe für die Wettbewerbe Champions League, Europa League und Europa Conference League ein. Interessierte Unternehmen, die Rechte für Deutschland, Österreich und die Schweiz erwerben wollen (drei Spielzeiten ab Sommer 2021), können sich noch bis Dienstagvormittag einschreiben und ihre Gebote abgeben. Die UEFA schreibt die Rechte diesmal ungewöhnlich früh aus. Eigentlich war damit erst für Frühjahr gerechnet worden, allerdings kommt der europäische Verband somit der Bundesliga zuvor, die ihre Rechtedeals bis zum Start der EM 2020 fix gemacht haben will.
Wenn am Dienstag dann also nichts mehr geht, könnte schnell Klarheit herrschen, wo der Ball fortan dienstags, mittwochs und donnerstags rollt. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien, wo die Ausschreibung schon gelaufen ist, herrschte binnen einer Woche Klarheit. In den Staaten war es CBS mit seinem Sports-Network und dem Dienst CBS All Access, durch die die UEFA eine satte Einnahmesteigerung von angeblich rund 50 Prozent generieren wird. Auf der Insel bleibt alles gleich; BT Sport zahlt künftig so viel wie bisher, bekommt aber mehr exklusive Spiele.
Und in Deutschland? Hier verlief die Ausschreibung in den vergangenen Wochen so ruhig, dass die UEFA kurzzeitig sogar die kleine Drohkarte über einen eigenen Streaming-Dienst ziehen musste. Der Hinweis einen eigenen Sender auf die Beine stellen zu können, darf eigentlich in keiner Ausschreibungsphase fehlen, ist aber relativ unnütz. Sky und DAZN sollen momentan rund 200 Millionen Euro pro Saison für die Champions-League-Rechte zahlen, das sind pro Monat also knapp 17 Millionen. Ein Rechenbeispiel: Um auf diesen Wert zu kommen, bräuchte die UEFA aus dem Stand 1,7 Millionen Kunden, die monatlich zehn Euro zahlen, um die Champions League zu sehen – wohl gemerkt auch im spielfreien Januar sowie im Sommer. Dann würde man ebenfalls 200 Millionen Euro im Jahr verdienen – hat aber noch nicht die Kosten für eine hochwertige Produktion drin und schon gar nicht den am Anfang sehr teuren Marketing-Aufwand, um das neue Produkt bekannt zu machen. Kurzum: Es wären aus dem Stand eher zwei bis zweieinhalb Millionen Kunden nötig, um nicht ins Minus zu gehen. Bedenkt man, dass einst arena ein Jahr brauchte, um eine Million Kunden zu ködern, ist das ein zu ambitioniertes Vorhaben. Daher wird dieser Dienst nicht kommen.
Die Tatsache, dass alle Marktteilnehmer sehr ruhig waren, kann auf Vieles hindeuten. In England war es in den letzten Tagen der Ausschreibung etwa Sky Sports, das plötzlich sehr prominent in den Medien vertreten war. Das plötzliche Sky-Interesse soll die Preise auf der Insel nochmal angetrieben haben; gut für die UEFA, gut vielleicht auch für Sky, nicht ganz so gut für BT. Ebenfalls eine Kommunikationsanbieter ist die Deutsche Telekom, die mit der UEFA kürzlich den Exklusiv-Vertrag für die Europameisterschaft in fünf Jahren abgeschlossen hat. Die Telekom ist bei dieser Ausschreibung das einzige große Fragezeichen. Schon jetzt haben Magenta-Kunden über die Sky-Sport-Kompakt-Kooperation umfangreichen Zugang zu den Spitzenspielen der Königsklasse. Und die Telekom dabei kein finanzielles Risiko, aber eben auch keine Exklusivität.
Unsere Glaskugel sagt: Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Telekom den großen Aufschlag wagt. Aber es ist auch nicht wahrscheinlich, da das Unternehmen mit dem momentanen Status Quo eigentlich zufrieden sein kann. Rein aus wirtschaftlicher Sicht wäre es für alle Anbieter am sinnvollsten, sich nicht in ein preistreibendes Wettbieten zu verstricken. Denkbar wären zwei Modelle. Zum einen, dass alles so bleibt wie es ist. DAZN hat eigenen Angaben zufolge mit der Sky-Kooperation bei der Königsklasse die eigens gesetzten Erwartungen schon erfüllt, Sky dürfte auch zufrieden sein. Möglich wäre aber auch: Sky bekommt den Zuschlag für die exklusive Ausstrahlung aller Champions-League-Spiele. Weil der Sender seinen Invest leicht erhöht, endet die Zusammenarbeit mit DAZN in diesem Bereich. Dafür vergibt Sky, ganz wie es einzelne Klub-Vertreter aus Deutschland wünschen, einige Sublizenzen an einen Free-TV-Partner, etwa das ZDF. Das kann ein Spiel pro Runde sein, das können aber auch nur fünf oder acht pro Saison sein. Das vom ZDF dafür gezahlte Geld füllt dann die Sky-Kassen wieder ein wenig.
Das Interesse Skys an der Europa League, die künftig mit nur noch zwei deutschen Clubs ausgestattet ist, dürfte sich in Grenzen halten und auch beim neuen Wettbewerb (ein deutscher Teilnehmer) kommt eigentlich nur DAZN in Frage. Alles, was irgendwie Europa League heißt, könnte seine Heimat also auch weiterhin beim OTT-Service haben. Die RTL-Gruppe, die mit dem Wettbewerb aktuell schon erfolgreich ist, gilt als Kandidat Nummer eins, wenn es um den Direkterwerb der Free-TV-Rechte geht.
Hinweis: In unserer Glaskugel befinden sich Spekulationen, Gerüchte, Storys vom Hörensagen und Phantasien, die während eines Bieterprozesses umhergeistern. Die Vermutungen sind daher rein spekulativ. Offizielles gibt es immer erst, wenn die Tinte trocken ist und die Vertragspartner den Deal verkünden.
Formel1-Bilanz 2019
Am Sonntag endete mit dem Rennen in Abu-Dhabi die diesjährige Formel1-Saison. Nach der einjährigen Pause 2018 mischte auch Pay-TV-Sender Sky wieder mit. Das Rennen am Sonntagnachmittag in Abu Dhabi verfolgten bei Sky im Schnitt 332.000 Menschen ab drei Jahren (Sky Go nicht einberechnet) - das war ein klar unterdurchschnittlicher Wert. Im Saisonschnitt erreichte Sky Sport F1 mit den Rennen 2019 467.000 Zuschauer ab drei Jahren und lag somit auf dem Niveau der Saison 2017 (damals 470.000). In beiden Werten sind auch die jeweiligen Nutzerzahlen von Sky Go mit eingerechnet. Das erfolgreichste Rennen der Saison 2019 bei Sky war der Große Preis von Mexiko, den sich Ende Oktober zur Primetime starke 664.000 Menschen bei Sky ansahen. Zulegen konnte Sky derweil abseits der Rennen. Kumuliert gerechnet holte Sky Sport F1 mit den drei freien Trainings und dem Qualifying in diesem Jahr 812.000 Zuschauer im klassischen Fernsehen und via Sky Go, was eine vier-prozentige Steigerung gegenüber 2017 (damals 780.000 Zuschauer) ist.
In Unterföhring beginnt nun die Planung der neuen Saison, die im März mit dem ersten Rennen in Australien gestartet wird. Auf Anfrage bestätigt Sky, dass Kommentator Sascha Roos auch im kommenden Jahr wieder die Stimme der Formel1 beim Sender sein werde. Alles Weitere ist aber noch offen und Bestandteil der redaktionellen Planung der nächsten Wochen. Interviewerin Sandra Baumgartner ist aktuell in Mutterschutz, sie wurde zuletzt von Peter Hardenacke vertreten. Als Experten und Co-Kommentatoren waren im Wechsel Ralf Schumacher und Nick Heidfeld zu hören. Schumann überzeugte mit seiner immer wieder eingestreuten humorvollen Note, aber auch Nick Heidfeld dürfen gute Leistungen am Mirko attestiert werden, wenngleich er sehr ruhig und absolut sachlich agierte. Teil des Entscheidungsprozesses in den nächsten Wochen bei Sky wird auch sein, ob man die Formel1 2020 wieder komplett von der Strecke und vor Ort oder weiterhin aus München kommentieren möchte. Die diesjährige Saison musste aus München gemacht werden, da der Vertrag mit der Rennserie erst so spontan zustande kam, dass vor Ort entsprechende Ressourcen nicht mehr zur Verfügung gestellt werden konnten.
Bei RTL endete die Saison mit dem finalen Rennen übrigens auch mit niedrigeren Werten als üblich. 3,26 Millionen Menschen schauten zu. 20,3 Prozent Marktanteil wurden insgesamt gemessen, 17,0 Prozent bei den Umworbenen. RTL-Sportchef Manfred Loppe: „In Anbetracht der sportlichen Dramaturgie der Saison mit der unerwartet großen Dominanz von Mercedes besonders in der 1. Saisonhälfte und einer deutlichen Führung von Weltmeister Lewis Hamilton schon zur Sommerpause sind wir mit den Quoten 2019 zufrieden. Das Zuschauerinteresse an der Formel 1 ist ungebrochen und nach wie vor auf einem hohen Niveau. In der Summe ist die Zuschauerzahl in Deutschland gegenüber dem Vorjahr gleich groß geblieben. Anders jedoch als im letzten Jahr, wo wir die uneingeschränkt exklusiven Übertragungsrechte hatten, mussten wir wieder ein kleines Stück vom Formel 1-Kuchen abgeben. Die Zuschauer, die uns gegenüber dem Vorjahr fehlen, sind ins Pay-TV gegangen.“ Im Jahresdurchschnitt aller 21 Formel 1-Übertragungen kam RTL 2019 auf 4,05 Millionen Zuschauer und einen Gesamtmarktanteil von 23,2 Prozent. Im Vorjahr kam RTL auf rund 4,5 Millionen Fans.
SuperBowl wirft seine Schatten voraus
Es ist das wohl größte Sport-Event der Welt – Anfang Februar findet der nächste Super-Bowl, also das Finale der nordamerikanischen Football-Liga statt. DAZN hat dafür Übertragungsrechte im Pay-TV und schickt folgende Crew in die Staaten: Martin Pfanner, Sebastian Vollmer und Markus Kuhn. Die drei werden schon eine Woche vor dem Spiel in Amerika unterwegs sein und regelmäßig Content für die Plattform herstellen.
Die Winter-WM ruft ebenfalls
Vergangenes Wochenende wurden die Gruppen für die Europameisterschaft 2020 ausgelost. Mit Frankreich und Portugal warten schwere Brocken auf Deutschland in der Vorrunde; ARD und ZDF dürften sich über Top-Quoten freuen. Der weitere Gegner des DFB-Teams steht erst kommendes Frühjahr nach einer Play-Off-Runde fest. Möglich wäre Ungarn. Schon jetzt aber geht der Blick in Richtung der Winter-WM Ende 2022 in Katar. Die großen Ligen müssen ihre Spielpläne vorbereiten und den bietenden TV-Stationen (wie im Falle der Bundesliga) einen Weg aufzeigen, wie man von Ende November bis kurz vor Weihnachten eine Weltmeisterschaft spielen möchte. Der
Kicker berichtete nun über eine Grobplanung, wie die Saison 22/23 ablaufen könnte.
Üblicherweise beginnt die Bundesliga Mitte August und spielt dann bis kurz vor Weihnachten, um Mitte Januar wieder aus der Winterpause zu erwachen. Die Champions League und die unter ihr angesiedelten Klub-Wettbewerbe der UEFA laufen von Mitte September bis Mitte Dezember und dann wieder ab Mitte Februar. 22/23 soll die Bundesliga schon Ende Juli starten. Die zweite Liga würde somit nach einer verkürzten Sommerpause schon in der ersten Juli-Hälfte beginnen. Unklar ist, ob der DFB-Pokal somit auch schon im Juli anläuft. Es soll dann weniger Länderspielpausen im Herbst geben und die Bundesliga Mitte November in die Winterpause gehen. Zwischen dem letzten Bundesliga-Spiel 2022 und dem Start der WM läge nur etwas mehr als eine Woche, sodass der DFB kaum Vorbereitungszeit hätte. Wahrscheinlich ist, dass auch die Champions League früher startet: Ebenfalls schon im August und dann bis November spielt. Im Januar 2023 könnte man zum gewohnten Kalender zurückkehren.
Die Winter-WM...
Unsere Frage der Woche in der zurückliegenden
SportCheck-Ausgabe befasste sich mit dem im Sommer 2021 startenden neuen Wettbewerb, der Europa Conference League. 42 Prozent der Teilnehmer unserer Umfrage gaben an, dass sie den Wettbewerb gerne von DAZN übertragen bekommen würden. 20 Prozent wünschten sich die Spiele bei Nitro, rund 17 Prozent votierten für Sky. Rund jeder Fünfte wünschte sich eine andere Alternative, um die Partien sehen zu können.
Quotenbox
Erfolgreich unterwegs war Sky am Wochenende mit der Bundesliga. Das Topspiel Bayern München gegen Bayer 04 Leverkusen, zugleich die erste Niederlage für Hansi Flick als Chefcoach, sahen 1,04 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Der Sender punktete mit sieben Prozent Marktanteil bei den Fans zwischen 14 und 49 Jahren.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
02.12.2019 12:39 Uhr 1
03.12.2019 02:13 Uhr 2
Naja. Die Kosten liegen aktuell bei 50 Mio. € pro Jahr, bei 20 Millionen Kunden wären das 20 Cent pro Monat. Da es aber wohl ein extra Paket werden würde, braucht dich das ja nicht jucken. Wenn sie damit Geld machen indem das Paket gut läuft oder mehr Kunden zur Telekom kommen, dann profitierst du ja sogar.
Ich fänds eigentlich gut. Ist das einzige wo man eh einen Vertrag hat, dann spart man sich einen.
03.12.2019 17:11 Uhr 3
Und, ich frage mich schon heute, wie die die EM24 dann an ganz Deutschland an den Mann/Frau bringen wollen, wenn dann massig Menschen die Telekom gerade deswegen, weul Sie eben sehe teuer ist, NICHT abonieren wollen!