«The Crown» ist DIE Serie um das britische Königshaus. Selbst wenn man kein Interesse am Adel hat, besticht die Serie durch ihre Darsteller und Schauwerte. Mit der dritten Staffel ändert sich nun jedoch einiges.
Spricht man über «The Crown», dann redet man zeitgleich über große Serienqualität. Seit dem November 2016 ist die Netlix-Serie ein Garant für starke Darsteller und eine fantastische Ausstattung. Gleichzeitig haben die ersten beiden Staffeln das Kunststück geschafft, den Alltag des britischen Königshauses mit der Politik der jeweiligen Jahre zu verbinden.
So umfasst die erste Staffel, die kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beginnt, die Nachwehen des Krieges, die ersten Schritte der jungen Königin und die Rolle ihrer Schwester Prinzessin Margaret. Politische Machenschaften und Entscheidungen, die insbesondere von Premierminister Winston Churchill ausgingen, wurden dabei gekonnt in das eingebunden, was man ansonsten in Klatschzeitschriften über Königshäuser findet. Darin liegt die Stärke von «The Crown», die damalige Tagespolitik mit dem Privatleben der Adelsfamilie zu verbinden. Gerüchten zufolge soll sogar das tatsächliche britische Königshaus die Serie regelmäßig verfolgen.
Ähnlich tat es auch die zweite Staffel, die die Qualität der ersten aufgriff und fortführte. Skandale im Königshaus wurden thematisiert, so auch die Schwangerschaft der Königin Elizabeth selbst. Seit jeher lag der Fokus bei «The Crown» auf der Person, die die Krone letztendlich trägt: Königin Elizabeth II. Gespielt wurde sie in den ersten beiden Staffeln von Claire Foy, die man neben der Serie auch aus den Filmen «Verschwörung» und «Aufbruch zum Mond» kennt. Ihre Rolle als Königin ist jedoch mitunter ihre beste, hat sie es doch geschafft die Frau hinter der Monarchie zu zeigen. Foy war zum einen die nach außen hinten situiert und kalt wirkende Königin, gleichzeitig war sie aber auch die Politikerin und Ehefrau, die hinter den Kulissen agiert.
Doch mit der dritten Staffel gehört Claire Foy der Vergangenheit an. Nicht etwa, weil es Differenzen in der Produktion gab, sondern weil das Konzept der Serie es vorsieht mit dem Altern der Charaktere auch andere Darsteller einzusetzen. So ist es nun in der dritten Staffel von «The Crown» geschehen. Statt Claire Foy spielt nun Olivia Colman ihre Majestät. Colman bewies unter anderem in «Broadchurch», dass sie zur absoluten A-Klasse der Schauspielerinnen gehört. Etwas, das sie auch wieder in «The Crown» unter Beweis stellt. Obwohl sie sich von ihrer Vorgängerin unterscheidet, verkörpert sie doch dieselbe Rolle und man erkennt sowohl die Unterschiede, als auch Gemeinsamkeiten zu dem Schauspiel von Foy. Aus Matt Smith, der ihren Mann Philip verkörperte, wurde nun Tobias Menzies. Dieser steht Smith in nichts nach, haben und hatten doch beide Figuren mit ihrer Frau und ihrem Status zu kämpfen.
Die Stärken der ersten Staffeln werden von der dritten aufgegriffen. Während der Kalte Krieg und die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten eine immer größere Bedeutung haben, wird die Beziehung zwischen Elizabeth und Margaret weiter vertieft. Margaret wird nun von Helena Bonham Carter gespielt, die eine grandiose Leistung bietet. Da sie sich selbst nicht als zweite Geige zu ihrer Schwester sehen möchte, fällt sie durch exzentrisches Verhalten auf, was auch bei den Zuschauern für gute Unterhaltung sorgt.
Bei den politischen Aspekten beweist «The Crown» wieder einmal, dass sie eine, wenn nicht sogar die aktuell beste Polit-Serie ist. Während «House of Cards» gegen Ende immer mehr auseinanderfiel, behält sich «The Crown» seine starke und aufrechte Haltung mit britischem Stolz bei. Gleichzeitig ist die Serie mutig, den Darstellerwechsel so konsequent durchzuziehen und die aktuelle Staffel in die 1960er Jahre zu verlegen. Da wäre es natürlich wünschenswert, dass auch das heutige Großbritannien den Mut hätte sich einzugestehen, dass der Brexit womöglich fehlgeschlagen ist.
Die dritte Staffel der Königshausserie ist fantastisch gefilmt, besticht mit beeindruckend komponierten Bildern und einer starken Ausstattung. Doch auch wenn die Schauplätze ihrer Zeit entsprechend aussehen, muss man über mehrere Orte hinwegsehen, die mittels CGI animiert wurden. Grundsätzlich nichts Verwerfliches, allerdings fällt die Computeranimation arg auf und zeichnet ein paar unschöne Flecken auf das ansonsten starke Gesamtbild. Denn nicht nur bei den Gebäuden fallen die Animationen negativ auf, auch in späteren Folgen stolpert man immer wieder über das ausbaufähige CGI.
Der Wechsel der Darstellerriege war ein Erfolg auf ganzer Linie und ist an sich eine logische Konsequenz. Aufgrund des Altersunterschiedes zwischen Foy und Colman fällt es weder auf, noch stört es bei den anderen Darstellern. Demnach steht einem erneuten Wechsel in späteren Staffeln nicht im Wege. Somit hat jeder, der etwas mit dem britischen oder einem anderen Königshaus anfangen kann, mit «The Crown» die perfekte Netflix-Serie für sich gefunden. Sowohl die persönliche, als auch die historische Ebene der Serie kommen nicht zu kurz und die dritte Staffel greift die Stärken der beiden vorherigen auf.
«The Crown» ist für politisch und historisch Interessierte spannend und auch für diejenigen, die starkes Schauspiel zu schätzen wissen. Rein thematisch ist «The Crown» sicherlich nicht so anziehend wie es «Stranger Things» und «Haus des Geldes» sein mögen, qualitativ zählt sie aber zu der Speerspitze von Netflix.
Alle drei Staffeln von «The Crown» sind auf Netflix verfügbar.
18.11.2019 07:00 Uhr
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Martin Seng
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