Nachdem schon der nigerianische Vorschlag in der Sparte 'Bester internationaler Film' aus dem Rennen genommen wurde, trifft es nun Österreichs Beitrag.
Rückblick: Die Oscar-Verleihung 2019
Die Oscar-Kategorie 'Bester fremdsprachiger Film' befindet sich aktuell im Umbruch: Nachdem sie in 'Bester internationaler Film' umbenannt wurde,
passte die Academy of Motion Picture Arts & Sciences kürzlich auch den Nominierungsprozess an. Eine Sache hat sich allerdings (noch) nicht geändert: Die Regeln besagen weiterhin, dass für diese Sparte vorgeschlagene Filme vornehmlich in einer anderen Sprache als Englisch gehalten sein müssen. Über dieses Regeldetail stolperte kürzlich der nigerianische Vorschlag für die 2020 stattfindende, 92. Oscarverleihung, «Lionheart».
Nun trifft es einen weiteren Beitrag, nämlich den aus unserem Nachbarland Österreich: Österreich reichte das Drama
«Joy» von Regisseurin und Autorin Sudabeh Mortezai für die Kategorie 'Bester internationaler Film' ein. Der Film handelt von einer Wiener Prostituierten, die für ihre Tochter sorgen will, aber zuerst ihre Schulden bei ihrer Zuhälterin abarbeiten muss. Der Film gewann bereits den Wiener Filmpreis bei der Viennale und den Preis für den besten Film auf dem London Film Festival – und er hat ironischerweise eine Parallele zum bereits disqualifizierten Film aus Nigeria. Denn die Hauptfigur in «Joy» stammt aus ...ganz genau: Nigeria.
«Das Zeiträtsel»-Regisseurin Ava DuVernay propagiert bei Twitter anlässlich dieser zwei Disqualifizierungen, dass die Academy die Regeln in der Kategorie ändert, sodass „Länder einfach den Film einreichen können, von dem sie denken, dass er ihre filmische Leistung in diesem Jahr am besten repräsentiert". DuVernays Vorschlag findet jedoch auch Widerspruch: Für viele Oscar-Experten würde dies einfach bedeuten, dass die Kategorie von britischen und australischen Filmen dominiert wird, und von anderen rein englischsprachigen Produktionen (womöglich auch mit Hollywood-Stars in den zentralen Rollen), die halt schlicht ohne US-Gelder finanziert wurden. Damit wäre Filmen wie «Lionheart» weiterhin nicht geholfen. Es müssten also komplexere Regeländerungen her.
Angesichts der zwei Oscar-Disqualifizierungen werden Erinnerungen an Sebastian Schippers Thriller
«Victoria» wach, den die Presse vorzeitig als Deutschlands idealen Kandidaten für das 'Bester fremdsprachiger Film'-Oscar-Rennen 2015/2016 sah. Letztlich wurde der Film zwar zur Vorauswahl eingereicht, doch die zuständige Export-Union German Films disqualifizierte den international hervorragend besprochenen Film mit der Begründung, er habe einen zu großen Anteil an englischsprachigen Dialogen. Stattdessen wurde «Im Labyrinth des Schweigens» eingereicht, der aber keine Oscar-Nominierung erhielt.
Dieses Jahr enthüllte Sebastian Schipper allerdings, dass dies
eine elaborierte Lüge war: «Victoria» sei rechtzeitig auf den Verdacht eines zu großen Englischanteils untersucht worden und habe diese Prüfung bestanden. Laut Schipper habe German Films jedoch nicht hinter «Victoria» gestanden und den Film unter einem falschen Vorwand disqualifiziert.
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