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Die Kritiker: «Irgendwas bleibt immer»

Neue Partnerin, schönes Haus, keine Geldsorgen: Der neue ZDF-Film mit Lisa Maria Potthoff erzählt von der Resozialisierung unter idealen Bedingungen. Doch ein waghalsiger Plot-Twist macht vieles zunichte...

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Lisa Maria Potthoff als Nina Dormer
Manuel Rubey als Mark Liebold
Justus von Dohnányi als Andreas Krömer
Ulrike Krumbiegel als Melanie Krömer
Andreas Schretter als Felix
Anne-Marie Weisz als Leonie
Wolfgang Haas als Viktor

Hinter der Kamera:
Produktion: die film gmbh
Drehbuch: Claudia Kaufmann
Regie: Thomas Kronthaler
Kamera: Christopf Oefelein
Produzenten: Uli Aselmann und Sophia Aldenhoven
Die alleinerziehende Mutter Nina Dormer (Lisa Maria Potthoff) hat nach Angaben der befreundeten Nachbarn „seit drei Jahren keinen Mann mehr angeschaut“. Bis sie auf einer Zugfahrt dem charmanten Mark Liebold (Manuel Rubey) begegnet, der sich nach einem vierjährigen Singapuraufenthalt als renommierter Landschaftsarchitekt gerade in Süddeutschland beruflich neu orientiert. Es funkt, auch mit Ninas Kindern kommt der smart-verwegene Tausendsassa super klar, und seine anstrengende Münchener Wohnungssuche wird dadurch verkürzt, dass seine neue Flamme ihn direkt zum Einzug in ihr ererbtes Anwesen bittet. Auch mit ein bisschen Bargeld könne sie dank des gleichsam ererbten Aktienpaketes bei Bedarf gerne aushelfen.

Aber zu früh gefreut: Mark hat die letzten vier Jahre nicht in Singapur verbracht, sondern in der örtlichen Justizvollzugsanstalt, nachdem er seine damalige Lebensgefährtin im Suff-induzierten Blackout in den Tod geprügelt hatte. Offen und ehrlich macht er reinen Tisch mit seiner neuen Partnerin – und nach dem ersten Schock gibt sie ihm gerne eine zweite Chance. Resozialisierung unter idealen Bedingungen.

Wäre da nur nicht Nachbar Andreas (Justus von Dohnányi), mit dem Nina während ihres seelischen Tiefpunkts nach der anstrengenden Scheidung einmal kurz was hatte. Der lässt ob Marks Vorgeschichte nicht locker – ebenso wenig Ninas Ex-Mann, der sich nicht damit anfreunden kann, dass seine beiden kleinen Kinder nun mit einem ehemaligen Gewaltverbrecher unter einem Dach leben.

Anstatt sich nun vornehmlich psychologisch auf dieses enorme Konfliktpotential und das schon im Titel anklingende Zusammenspiel aus Wiedereingliederung in die Gesellschaft und Vorbehalten gegenüber der Aufrichtigkeit resozialisierter Straftäter einzulassen, vollzieht «Irgendwas bleibt immer» alsbald die Wende ins Krimi-Genre: Andreas‘ Frau verschwindet spurlos – nachdem Mark zu ihr in einem erstaunlich engen Verhältnis gestanden war, wie sich alsbald herausstellt. Auch Nina sieht dem Offensichtlichen irgendwann ins Auge, bevor ein halsbrecherischer und trotzdem meilenweit vorhersehbarer Twist die resozialisierungspositive Auflösung doch noch retten kann.

Neben der allzu ungelenken, spannungsarmen und weitgehend ideenlosen Dramaturgie stört vor allem die missglückte Genrewahl. Denn als ambitionierter Stoff um zweite Chancen, einen glaubhaften Schlussstrich unter die schlimmen Taten der Vergangenheit und – ja – auch so etwas Banales wie das Gute im Menschen hätte dieser Film besser funktioniert denn als halbgarer Wer-hat-die-Nachbarin-im-Wald-erschlagen-Schinken. Nicht zuletzt, weil mit vergleichsweise bedachten Figurenzeichnungen und einer starken Performance von Hauptdarstellerin Lisa Maria Potthoff der ideale Grundstein eigentlich schon gelegt war.

Das ZDF zeigt «Irgendwas bleibt immer» am Montag, den 11. November um 20.15 Uhr.
11.11.2019 11:17 Uhr Kurz-URL: qmde.de/113565
Julian Miller

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Irgendwas bleibt immer

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