►   zur Desktop-Version   ►

«See – Reich der Blinden»: Gute Idee, fahrige Umsetzung

Die Abenteuerserie «See – Reich der Blinden» spielt in einer Zukunft, in der die Menschheit nicht mehr sehen kann.

Ausführende Produzenten

  • Francis Lawrence
  • Steven Knight
  • Peter Chernin
  • Jenno Topping
  • Kristen Campo
Francis Lawrence, Regisseur des zweiten bis vierten «Tribute von Panem»-Films, taucht schon wieder in eine finstere Zukunftsvision ab: Die von ihm inszenierte und produzierte Apple-TV+-Serie «See» spielt in einer fernen Zukunft. Fast die gesamte Menschheit ist durch eine schwere Erkrankung gestorben, die Überlebenden sind allesamt erblindet. Auch die nachkommenden Generationen haben keinen Sehsinn. Die rund zwei Millionen Menschen, die noch leben, haben sich in Stämmen organisiert, von denen einer unter der Führung des Kriegers Baba Voss (Jason Momoa) agiert.

Als seine Frau Zwillinge zur Welt bringt, ist der Stammesführer erstaunt: Die Kinder können sehen. Das weckt den Zorn von Queen Kane (Sylvia Hoeks), der Anführerin eines mächtigen und gegnerischen Stammes. Sie fürchtet, dass somit ihr Einfluss bedroht ist, und ordert daher an, die Kinder zu töten. Voss muss nun mit Hilfe seiner Kampferfahrung, seiner Instinkte und seiner Kontakte weitere Stämme für seine Seite gewinnen, um seine Kinder zu beschützen …

Laut 'Wall Street Journal' kostet eine Folge «See – Reich der Blinden» im Schnitt satte 15 Millionen Dollar, womit die dystopische Abenteuerserie aus dem Stand heraus auf «Game of Thrones»-Niveau springt. Das ist der Serie nicht zwingend vollauf anzumerken, hochwertig produziert sieht sie dennoch aus: Gedreht an atemberaubend schönen Schauplätzen, die Lawrence und sein Kamerateam in wuchtigen Bildern einfangen, macht «See» visuell schwer was her, und auch die akustische Ebene bringt eine ordentliche Wucht mit.

Die vergleichsweise rar gesäten Dialogszenen hemmen das Potential der Serie allerdings massiv: Wenn sie nicht banal sind, so sind sie unfreiwillig komisch, wie etwa die verkrampft ablaufende Entdeckung eines Buches. Und auch die Figurenzeichnung ist dürftig, womit es schwer fällt, mit den Protagonisten mitzufiebern oder die Motive der Schurkin nachzuvollziehen.



Dass die Serie starke Ideen oft absurd umsetzt (so gibt es gegen Ende der Auftaktfolge eine lange Szene, in der eine Figur masturbierend betet oder betend masturbiert), macht sie dem zum Trotz zumindest noch als ambitioniertes Kuriosum interessant, dennoch bleibt der Eindruck, dass sie viel mehr Schein als Sein ist. Die ersten Folgen setzen viel mehr auf das beeindruckende Produktionsdesign und die markanten Bilder, als dass man irgendein Gefühl für die innere Logik der Serienwelt vermittelt bekäme oder Anlass erhalten würde, über die thematischen Implikationen der Geschichte zu sinnieren. Dafür verlässt sich das Storytelling zu allem Überfluss auch noch viel zu häufig auf glückliche Zufälle.

Allem zum Trotz: Momoa und Hoeks spielen die Widersacher mit großer, getragener Charakteristik und dieser Abenteuerstoff bringt cool choreografierte Kampfsequenzen mit. In «See» schlummert ein ansehnlicher Zwei-Stunden-Film, aber sofern die noch folgenden Episoden nicht inhaltlich zulegen, überdehnt «See» als Serien das Material viel zu sehr.

«See – Reich der Blinden» ist via Apple TV+ abrufbar.
03.11.2019 11:38 Uhr Kurz-URL: qmde.de/113358
Sidney Schering

super
schade

79 %
21 %

Artikel teilen


Tags

Tribute von Panem See See – Reich der Blinden Game of Thrones

◄   zurück zur Startseite   ◄
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Qtalk-Forum » zur Desktop-Version

Impressum  |  Datenschutz und Nutzungshinweis  |  Cookie-Einstellungen  |  Newsletter