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Die glorreichen 6: Comicverfilmungen ohne Superhelden (Teil III)

Bei Comicverfilmungen denken viele mittlerweile automatisch an Superhelden und ihre Widersacher. Dabei gibt es auch starke Comicadaptionen ohne solche Kostümträger. Wie «Dick Tracy».

Filmfacts «Dick Tracy»

  • Regie und Produktion: Warren Beatty
  • Drehbuch: Jim Cash, Jack Epps Jr.; basierend auf den Comics von Chester Gould
  • Darsteller: Warren Beatty, Al Pacino, Madonna, Glenne Headly, Charlie Korsmo
  • Musik: Danny Elfman
  • Songs: Stephen Sondheim
  • Kamera: Vittorio Storaro
  • Schnitt: Richard Marks
  • Laufzeit: 105 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Derzeit äußern sich einige Hollywood-Legenden kritisch gegenüber Comicverfilmungen. Eine Hollywood-Legende wiederum hat mehr als ein Jahrzehnt an Arbeit in eine Comicadaption gesteckt, lange bevor sie zu der Kinomacht wurden, die sie heute darstellen: Warren Beatty. Bereits in den 1970er-Jahren verbiss sich der Regisseur, Produzent, Schauspieler und Drehbuchautor in die Idee, die von ihm geliebten Detektiv-Sprechblasengeschichten rund um den gelb bekleideten Schnüffler Dick Tracy auf die Leinwand zu bringen. 1988 erhielt er endlich grünes Licht, und zwar bei den Walt Disney Studios, die händeringend nach einem aufwändigen, actionreichen Stoff gesucht haben, der sich im Erfolgsfall mehrmals fortsetzen ließe.

Letztlich unter Disneys Erwachsenenlabel Touchstone Pictures veröffentlicht, kam «Dick Tracy» 1990 als ungeheuerlich ambitioniertes, aber auch sonderbares Biest von einem Gangsterfilm in die Kinos. Versehen mit Songs des gefeierten Broadway-Komponisten Stephen Sondheim, die hauptsächlich von Madonna in der Rolle einer Barsängerin dargeboten werden, aufwändigen Make-up-Effekten, die den Darstellern schurkischer Figuren exakt das deformierte Auftreten aus den karikaturesken Comics verleihen, und gehalten in knalligen Deckfarben, die in einigen Szenen aber in gekünstelt-dunklem Licht gefilmt werden, ist «Dick Tracy» das, was passiert, wenn man Film-noir-Einflüsse, das Martin-Scorsese-Gangsterkino und kunterbunte Comicseiten in einen Mixer steckt und lange auf "Pürieren" drückt.

Die Exzentrik in Optik und Tonalität sorgt dafür, dass «Dick Tracy» ein Film ist, den wohl viele eher respektieren oder bewundern dürften, statt ihn zu lieben. Doch er hat sich sämtlichen Respekt, den er erhält, redlich verdient: Produktionsdesigner Richard Sylbert und Set-Dekorateur Rick Simpson erschaffen eine ebenso schrille wie markige Filmwelt, die comichaft ist und den kunsthandwerklich einfallsreichen, aber auch absolut künstlichen Sets früherer Kinojahre Tribut zollen.

Sondheims Lieder sind reizvoll und Doug Drexlers Make-up-Leistungen herausragend. Auch Milena Canoneros pulpiges Kostümdesign weiß zu beeindrucken, und selbst wenn das Skript etwas klobig ist, erweckt Beatty seinen Titelhelden mit spürbarem Eifer zum Leben. Ein extravaganter Film, der einer gar nicht mal so extravaganten Vorlage ein schillerndes Zelluloiddenkmal setzt!

«Dick Tracy» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich.
03.11.2019 15:41 Uhr Kurz-URL: qmde.de/113300
Sidney Schering

super
schade


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Die glorreichen 6 Dick Tracy

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