Die Überprüfung wurde notwendig, nachdem der Privatsender seine Nachrichten vorgezogen und auch zeitlich etwas gekürzt hatte. Die Medienhüter sehen aber auch Sozialdokus und Magazine als „fernsehpublizistische Inhalte.“
Was länge währt… intensiv haben die Medienhüter der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) und die Medienanstalt in Hessen, zuständig für RTLZWEI, geprüft, ob der bis vor ein paar Tagen noch RTL II heißende Privatsender aus Grünwald bei München noch alle Voraussetzungen für ein klassisches Vollprogramm erfüllt. Notwendig geworden war dieser Prozess, nachdem RTL II seine Hauptnachrichten von 20 auf 17 Uhr verlegt und auch zeitlich eingedämmt hat.
Das Ergebnis nach langem Prüfprozess sieht nun keinerlei Änderung vor. Demnach behält der von Andreas Bartl geführte Sender den Status eines Vollprogramms. Denn: Insgesamt sendet RTLZWEI 79 Prozent an redaktionell erstellten Inhalten, 21 Prozent des Programms sind anderer Herkunft, also Werbung/Trailer oder Teleshopping. Für die Überprüfung waren die 79 Prozent an redaktionellem Inhalt wichtig. Diese wurden exakt untersucht. Davon seien 30 Prozent der Sparte „fernsehpublizistische Inhalte“ zuzurechnen. Neben den klassischen Nachrichten lassen die Medienhüter hierfür auch «Armes Deutschland», «Hartz und herzlich», «Grip», «Autopsie» oder «Teenie Mütter» gelten. Dadurch, dass auch Reality-Produktionen wie «Pop-Giganten» oder sogar «Der Trödeltrupp» gewertet wurde, hat RTLZWEI also mehr als die geforderten 10 Prozent an relevanten Inhalten im Programm.
Und auch wenn man diese Anforderung also locker erreicht hat, gaben die Medienhüter dem Sender mit auf den Weg, dass sie gerne mehr klassische Nachrichten beim Sender sehen möchten. Nur ist es bei Wünschen aber so, dass diese nicht zwingend erfüllt werden müssen. RTLZWEI kommentierte die Entscheidung der Medienhüter gegenüber Quotenmeter.de wie folgt: „Wir begrüßen die Entscheidung der ZAK. RTLZWEI ist ein Sender, der ein breites Programmangebot mit gesellschaftlich relevanten Inhalten vorweisen kann. Dazu zählen auch eine Vielzahl von Informationsformate, darunter unter anderem auch Nachrichten, produziert von infoNetwork. Mit diesem vielfältigen Angebot liefern wir als Privatsender einen wichtigen Beitrag für den Public Value, insbesondere für die junge Zielgruppe.“
Welche Rolle der Status eines Vollprogramms heute noch spielt, steht überhaupt auf einem ganz anderen Blatt: ZDFneo, bekanntlich kein Vollprogramm, schafft es inzwischen nicht selten unter die Top5 der populärsten Sender eines Tages. Früher noch war es für die Sender aber durchaus wichtig, diesen Status zu haben. Vollprogramme wurden von Kabelnetzbetreibern bevorzugt, bekamen bessere Programmplätze. Kurzum: Von Das Erste bis kabel eins gingen in der Regel die Programmbelegungen eins bis acht. In der sich fragmentierenden und digitalisierenden TV-Welt spielt all das aber immer weniger eine Rolle. Es wäre mehr als fraglich, ob ein bekannter, großer Sender von den einspeisenden Firmen wirklich zurückgestuft werden würde, nur weil das Etikett Vollprogramm abgelaufen ist. Auf einen Versuch aber wollte es aber bisher doch noch kein Sender ankommen lassen.
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