Der neuen Serie aus der Feder des Erfinders von «Two and a Half Men» und «The Big Bang Theory» ist jeder Vorwand recht, um ihre Figuren zum Spott freizugeben. Das ist zu Chuck Lorres Markenzeichen geworden.
Cast & Crew
Produktion: Chuck Lorre Productions und Warner Bros. Television
Schöpfer und Executive Producer: Chuck Lorre, Eddie Gorodetsky, Al Higgins und Gina Yashere
Darsteller: Billy Gardell, Folake Olowofoyeku, Christine Ebersole, Matt Jones, Maribeth Monroe, Shola Adewusi, Barry Shabaka HenleyDer schwer adipöse Unternehmer Bob (Billy Gardell) wird eines Nachts in Begleitung seiner herrischen Mutter und seiner nichtsnutzigen Schwester, die zusammen mit ihm die Geschäfte seiner Sockenfirma führen, mit akuten Brustschmerzen in eine Klinik gerollt: ein Herzinfarkt. Nachdem seine Koronararterien mit drei Stents versehen worden sind, gerät er in die Obhut der resoluten, bisweilen forschen, aber immer liebenswürdigen nigerianischstämmigen
Nurse Abishola (Folake Olowofoyeku). Es funkt – zumindest bei Bob.
Für einen Hunni rückt Abisholas Kollegin glücklicherweise mit der Wohnadresse der Angebeteten raus. Als bei den Nigerianern ein beleibter weißer Mann mit einer Tüte Socken aus eigener Produktion vor der Tür steht und dieses sonderbare Präsent als Dankeschön für die treuen Gesundheitsdienste seiner Pflegerin überreichen will, ruft das natürlich eine gewisse Skepsis hervor. Wann ist es schon einmal gut geendet, wenn weiße Männer einen sprechen wollen? Doch die Socken sind wirklich sehr bequem – und Bob ja eigentlich auch ein dufter Typ.
Seine Begegnung mit Abishola lässt ihn sogar sein Geschäftsmodell überdenken, in dessen Rahmen er in einem südostasiatischen Land nach dem anderen unter wohl ekelhaftesten Sweat-Shop-Bedingungen seine Klamotten fertigen lässt. Dass dieser Umstand in der Serie lediglich Anlass für die nächste Lachkonserve sein darf, lässt an das Kunstprojekt
Humans of Late Capitalism denken, das die im Alltag selbstverständlichen, bei einer objektiven Außenbetrachtung aber absurd erscheinen Lebensweisen und Anschauungen unserer Zeit krude, aber wirkungsvoll hinterfragt. Für «Bob Hearts Abishola» scheint aber schon die bloße Thematisierung dieses Umstandes ausreichend
woke zu sein, während den Autoren ihre Punchline
We had suicide nets before Apple gar nicht als sonderlich provokant aufzufallen schien, obwohl in diesem Fall nicht einmal die berühmte Gleichung „Komödie gleich Tragödie plus Zeit“ aufgeht.
Dabei könnte diese Serie eine so reizende Geschichte erzählen – und hätte dafür mit dem aus «Mike & Molly» bekannten Billy Gardell und der komödiantisch sehr talentierten Folake Olowofoyeku eine hervorragende Besetzung. Doch – in typischer Chuck-Lorre-Manier – macht das Format in ständiger Selbstironisierung seine eigene Geschichte kaputt. Jeder Anklang eines emotionalen Hooks muss sofort in einem schalen Gag, einem beliebigen Lacher und einem einfältigen Kalauer mit primitivem Urinier-Humor aufgelöst werden. Dass die Nettolaufzeit auf weniger als zwanzig volle Minuten beschnitten wurde, um noch mehr Platz für Werbung für Hämorrhoiden-Salben in den Halbstünder zu pressen, ist gleichsam keine solide Basis für eine Charakterentwicklung jenseits von Klischees. Da hilft nicht einmal mehr ein Eingriff am offenen Herzen.
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