In «True Story» haucht VOX verrückten vergangenen Geschichten neues Leben ein - und lässt sie von Schauspielern professionell nachstellen. Über ein innovatives Format, das mal lustig, mitunter spannend und stets unterhaltsam ist...
Es gibt Menschen, die von ihren eigenen Erlebnissen unglaublich lebendig erzählen können. Sie wissen ihre Geschichten so detailreich und spannend zu schildern, dass sich der Zuhörer bildlich in die Situation hineindenken kann. Das macht Spaß und lässt einen das längst Vergangene miterleben, an dem man im Zweifel gar nicht beteiligt war. Bestimmte Geschichten werden mit jedem Mal sogar immer besser und entwickeln sich mit der Zeit zu Running Gags.
Was es sonst in aller Regel nicht über den Freundes- und Bekanntenkreis hinausschafft, denkt VOX in
«True Story» eine Nummer größer. In dem neuen Format geht es nämlich um genau jene Geschichten, die eigentlich zu verrückt sind, um wahr zu sein. Erzählt werden sie in ungezwungener Atmosphäre von den jeweiligen Hauptakteuren selbst. Roland Trettl und Michael Mittermeier übernehmen in der deutschen Adaption des australischen Erfolgsformats die Rolle der Gastgeber.
In Folge eins dürfen zwei Männer ihre unglaublichen Geschichten schildern. Los geht es mit Anzi, der erzählt, wie ein One-Night-Stand für ihn ohne Hose im Polizeiwagen endete. Wiederum berichtet Johannes von einem Missgeschick bei seinen Schwiegereltern in spe, das am Ende zwar feucht, aber keineswegs fröhlich verlief.
Das Besondere an «True Story»: Es bleibt nicht beim bloßen Erzählen. Statt eine reine Talk-Show zu sein, werden die von den Akteuren berichteten Erlebnisse mit Schauspielern nachgestellt - und das kann nach Sichtung der ersten Folge als wirklich gelungen bezeichnet werden. In den betreffenden Szenen beweisen die Verantwortlichen viel Liebe zum Detail, gehen auf genau das ein, was die Protagonisten erzählen. Und auch optisch erinnern die nachgestellten Szenen mehr an Sitcoms und Sketche als an Produktionen auf dem Niveau von Scripted Realitys.
Bei den Geschichten, die letztlich für die Sendung ausgewählt wurden, haben die Verantwortlichen bei alledem das richtige Maß bewiesen. Zum einen sind die Ereignisse skurril genug, um die Spannung über die gesamte Zeit aufrechtzuerhalten. Zum anderen sind sie nicht so abgedreht, dass man sie nicht mehr für echt halten würde. In der fertigen Sendung wird schließlich zwischen Interview-Szenen und fiktionalen Elementen hin und her gewechselt. Und weil Folge eins von «True Story» mit gleich zwei verrückten Geschichten nur 45 Minuten umfasst, ist das Format äußerst kurzweilig.
Sehr gut füllen auch Roland Trettl und Michael Mittermeier ihre Rollen aus. Gemeinsam mit ihren Gesprächspartnern sitzen sie in einer gemütlichen Kulisse ohne Publikum, die regelrecht dazu einlädt, ins Erzählen zu kommen. Als Gastgeber halten sich die beiden angenehm im Hintergrund und lassen keinen Zweifel daran, dass der Star der Sendung die jeweiligen Geschichten sind. In den richtigen Momenten haken die beide immer wieder mal nach, ansonsten zeigen sie ehrliches Interesse an ihren Gästen, fiebern und lachen glaubhaft mit.
Das überträgt sich übrigens auch auf den Zuschauer, womit «True Story» nur schwierig einem Genre zuzuweisen ist. Weit mehr als Comedy ist das Format auf jeden Fall. Die Sendung bewegt sich irgendwo zwischen Realität und Fiktion, zwischen Talk und Sketch. Und in den Spannungsbögen der präsentierten Geschichten irgendwo auch zwischen Comedy und Drama. Obwohl das Konzept sehr simpel ist, hat es sowas in Deutschland noch nicht gegeben.
Damit ist die Sendung unter anderem auch
deutlich sehenswerter als «Endlich kapiert?» mit Lutz van der Horst, das diesen Sommer nicht so richtig zünden wollte. Der prominente Sendeplatz nach der «Höhle der Löwen» deutet darauf hin, dass die Verantwortlichen das offenbar ganz ähnlich sehen. Am späten Dienstagabend dürfte in der Löwen-Zeit kaum etwas schiefgehen.
Fazit: Mit «True Story» ist VOX und der Produktionsfirma Warner Bros. International Television Production Deutschland ein sehenswertes und kurzweiliges Format gelungen, das mit einem denkbar einfachen Konzept für tolle Unterhaltung sorgt. Das selbst abgelegte Versprechen von „hochwertiger Fiction, Comedy und authentischen Geschichten“ löst der Sender somit ein. Siehe da: Die schönsten Geschichten schreibt eben immer noch das wahre Leben.
VOX zeigt «True Story» ab dem 24. September immer am Dienstagabend gegen 22.45 Uhr.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
26.09.2019 11:20 Uhr 1
Hab mir jetzt 3 Folgen angeschaut u. bisher ist der Funke nicht übergesprungen.
Die Storys sind nicht schlecht, wenn die Geschichte ein Freund, Verwandter oder Kollege erzählen würde, wären sie sicherlich unterhaltsam.
Aber mit dem Erzähler verbindet einen nichts u. daher ist es auch nicht sonderlich komisch.
26.09.2019 23:53 Uhr 2
27.09.2019 13:52 Uhr 3
Wobei im Artikel auf den du dich beziehst ja genau das Gegenteil gesagt wird...
"Und auch optisch erinnern die nachgestellten Szenen mehr an Sitcoms und Sketche als an Produktionen auf dem Niveau von Scripted Realitys."
Und ich gebe dem Artikel da durchaus Recht - von den Clips habe ich mich glänzend unterhalten gefühlt....allerdings waren die Originalerzähler fast schon unerträgliche Schnarchnasen.