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Lukes great Show-Night – mit einem Aber, aber auch viel Potenzial

Die erste Ausgabe von «LUKE! Die Greatnightshow» weiß zu überzeugen und liefert die Auflösung des «ZDF-Fernsehgarten»-Skandals.

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Zunächst erteilte ihm Roberto Blanco in einem fulminanten Opening quasi die offizielle „Ein-bisschen-Spaß-muss-sein-Erlaubnis", bevor es zum ersten Show-Schwerpunkt und Aufreger der letzten Wochen kam: Der Auflösung des «ZDF-Fernsehgarten»-Skandals. Und die fiel so aus, wie es vielfach schon im Netz gemutmaßt worden war: Luke hatte sich mit einigen Kindern – wie bereits häufiger im Rahmen anderer Shows – zusammengesetzt und stark von ihren Auftritts- und Gag-Ideen inspirieren lassen, und sich anschließend an besagtem Sonntag in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt tatsächlich sehr konsequent an die ihm erteilten Anweisungen gehalten. Und natürlich geben diese Informationen dem Ganzen einen Kontext und selbstverständlich werden sicherlich nun viele von ihrer ursprünglichen Meinung abrücken und selbstredend wäre es eine Untertreibung, zu sagen, dass eine Menge von dem, was der 30-Jährige und sein Umfeld in der jüngeren Vergangenheit an üblen Beschimpfungen und Schlimmerem abbekommen haben, völlig deplatziert und überzogen war.

Und dennoch lässt sich eine Sache nicht leugnen: Dass sich nicht wenige Menschen im Moment der Aktion am Mainzer Lerchenberg und vor den heimischen Bildschirmen angegriffen gefühlt haben, ist nachvollziehbar, da sie für die Mehrheit schlicht nicht kontextualisiert werden konnte, weil diese eben zu wenig über den Auftretenden weiß UND jede Form der Erklärung ausblieb – zumal es auch einfach (zwangsläufig) nicht witzig war. Was überdies nach wie vor sonderbar anmutet, ist, dass ein so empathischer Mensch wie Luke (wie er gerade auch immer wieder in den Einspielern mit seinen jungen „Mitarbeitern" zeigt) in Kauf genommen hat, dass sich nicht wenige nach seinen Bühnenmomenten gekränkt fühlen würden, weil das nämlich so gar nicht zu dem passen mag, wofür der sympathische Künstler eigentlich steht. Man stelle sich vor, es hätte unmittelbar nach dem Auftritt im ZDF die Bilder zu sehen gegeben, die das Sat.1-Publikum heute zu sehen bekam. Klar, dann hätte die Aktion kein Aufhänger mehr für die Premiere heute respektive vorgestern Abend (Tag der Aufzeichnung) sein können, berichtet hätten die großen Medien zweifellos trotzdem darüber – vielleicht nicht auf Seite 1, jedoch in einer Weise, die einen so talentierten jungen Mann bei einigen (höchstwahrscheinlich nicht nur Älteren) eben nicht für mutmaßlich sehr lange Zeit zu einem roten Tuch gemacht hätte. Immerhin gab es sie, die reumütigen Momente sowie eine ausgestreckte Hand in Richtung Andrea Kiewel (inklusive Einladung) beziehungsweise in Richtung ZDF – Fortsetzung folgt.

Das zweite große Thema des Abends war Musik, und zwar in all ihren Facetten: Angefangen bei „Sprengstoff“, der Show-, Tour- und ehemaligen Schülerband des Gastgebers, die weit weniger im Vordergrund stand, als man es beispielsweise früher von Raabs „heavytones“ gewohnt war, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass wir hier von der ersten Ausgabe dieses Formats sprechen, also abwarten. Late-Night-Fans, die auch etwas internationaler unterwegs sind, dürften sich an James Cordens „Crosswalk the Musical“-Performances erinnert gefühlt haben, als Mockridge zunächst in Köln und später aufgrund einer entzogenen Auftrittsgenehmigung (in der Karnevals-Hochburg) in Bonn unter anderem mit Jorge Gonzáles mitten auf der Straße oder in der Fußgängerzone berühmte Musikvideos nachstellte – und sich dabei beispielsweise in Miley Cyrus oder Christina Aguilera verwandelte. Nachdem der 14-Jährige Comedy-Newcomer Carl Josef, der an Muskeldystrophie Typ Duchenne leidet, all jenen, die sich über unwichtige Kleinigkeiten aufregen, auf wunderbare Weise gezeigt hat, wie man trotz einer solchen Diagnose seine Träume verfolgt, positiv bleibt und nicht nur auf sich schaut, folgte der Auftritt des schottischen Sängers Lewis Capaldi, der zeitweise von dem Namensgeber der «Greatnightshow» unterstützt wurde - wer Mockridge schon etwas länger verfolgt, der weiß, dass dieser leidenschaftlich gerne singt, Klavier oder Gitarre spielt.

Das große Finale einleiten darf schließlich der weibliche Stargast des Abends: Nora Tschirner. Schon im kurzen Talk mit Luke wird überdeutlich: Es mag stimmen, dass sich einige deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler damit schwertun, in ähnlichem Maße in vergleichbaren Situationen ohne Drehbuch „abzuliefern“, wie es zum Beispiel viele ihrer US-Kolleginnen und -Kollegen können, die Hauptdarstellerin der gestern in den deutschen Kinos angelaufenen und sehr gelungenen Romanverfilmung «Gut gegen Nordwind» gehört nicht dazu. Mit ihrer Schlagfertigkeit und ihrem Charme stiehlt sie dem 8 Jahre jüngeren Entertainer fast – im wahrsten Sinne des Wortes – die Show. Und dass sie schließlich gemeinsam mit David Hasselhoff – nach einer «Baywatch»-Gedächtnisnummer –, Olaf Schubert, Lukes Vater, der «Lindenstraßen»-Ikone Bill Mockridge, und Luke selbst in dessen erstem eigenen Musical „East Side Story“ (voller großartig umgedichteter älterer und neuerer Hits) anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Mauerfalls nicht nur auftritt (und dabei gesanglich wie darstellerisch überzeugt), sondern sogar die weibliche Hauptrolle übernimmt, ist nur ein weiterer Beleg dafür, wie glücklich sich die deutsche Unterhaltungsbranche schätzen kann, solche Ausnahmekünstler wie die gebürtige Berlinerin zu haben.

Nicht nur an diesem letzten großen Spaß sieht man, weshalb Lukes neuer Spielplatz für eines der Kinder der 90er schlechthin, wie er auf seinen Touren nicht nur mithilfe des „Gummibärenbanden-Liedes“ unterstreicht, so ausgezeichnet die bestehende und bekanntlich nicht gerade große Auswahl an Late-Night-Shows, durch die bekanntermaßen Jan Böhmermann, Klaas Heufer-Umlauf und Pierre M. Krause (die drei mit «Die Harald Schmidt Show»-Vergangenheit) führen, ergänzt. Und deswegen bleibt abschließend eigentlich nur festzuhalten: Dieser Auftakt war ziemlich vielversprechend und macht Lust auf mehr!

«LUKE! Die Greatnightshow» läuft noch die kommenden sieben Wochen freitags um 20.15 Uhr in Sat.1.
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14.09.2019 02:23 Uhr Kurz-URL: qmde.de/112172
Florian Kaiser

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Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
Ja-Sager
14.09.2019 16:39 Uhr 3


Vorsitzender des sympathischen Luke Mockridge Fanclubs...bitte, so viel Zeit muss sein! ;)



Aber Spaß beiseite - ähnliches hab ich mir gerade beim lesen auch gedacht...entweder schreibt da ein echter Fanboy oder für den Artikel ist Geld geflossen (sollte dann fast als bezahlte Anzeige gekennzeichnet werden).



Ich hab mir die Schau ja gestern echt mal angetan, man will ja schließlich mitreden können...



Und so frech und fresh, wie der Autor es beschreibt, ist es eben dann so gar nicht - im Gegenteil, trotz provoziertem Skandälchen, fügt sich die Sendung perfekt ins ecken und kantenlose Gesamtprogramm von Sat1 ein. Da wird weder politisiert noch polarisiert...da ist alles auf die größtmögliche gemeinsame Schnittmenge ausgerichtet.



Angestaubte Unterhaltung von Übervorgestern mit Versatzstücken, die man so oder so ähnlich auch schon woanders gesehen hat.



"Das große Finale für das sich die Unterhaltungsbranche glücklich schätzen darf" - Hallo, Beispiel gefällig? Böhmermann mit "Beate Zschäpe - das Musical" von 2013...oder "Pietro Lombardi - das Musical" aus der "Besten Show der Welt" vom letzten Jahr...alles schon dagewesen, alles irgendwie auch schon besser dagewesen.



Nun hat der Kerl wohl zweifelsohne Talent, aber vom großen Heilsbringer der deutschen Comdey und Showbranche sehe zumindest ich da so gar nichts leuchten.
P-Joker
14.09.2019 16:45 Uhr 4
Seltsam auch, dass die Sendung fast überall scharf kritisiert und teilweise sogar verrissen wird!



Hier mal zwei Beispiele, die beide näher an der Realität liegen als dieser QM-Kommentar:



https://www.zeit.de/kultur/film/2019-09/luke-mockridge-greatnightshow-sat1



https://www.stern.de/kultur/tv/luke---die-greatnight-show-tv-kritik--die-not-so-greatnightshow-8904148.html
Sentinel2003
14.09.2019 17:58 Uhr 5
Ich hatte mal kurz rein gesehen, da hatte er gerade Nora Tschirner auf Gäste Couch zu sitzen....ich fand dieses Gespräch fast schon lähmend langweilig....
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