Bis zum 11. September bietet sich unter dem Berliner Funkturm die Möglichkeit auf die neuesten Spielereien der Unterhaltungselektronik zu blicken. In diesem Jahr türmt sich viel unter den Begriffen 8k oder 5G auf. Aber auch dem Fire TV und Alexa kommt eine große Rolle zuteil.
Die internationale Funkausstellung, seit 2005 nur noch kurz IFA, zählt zu den wichtigsten Messen für die Unterhaltungsbranche. Laut Messe-Chef Jens Heithecker ist sie die größte Digitalmesse Europas. Im vergangenen Jahr spazierten fast 250.000 Menschen übers Messegelände unter dem Berliner Funkturm. In diesem Jahr werden ähnlich hohe Besucherzahlen erwartet. Für die Unterhaltungsbranche bietet sich mal wieder die Möglichkeit den neusten Stand der Technik zu präsentieren und einen Blick auf neue Zukunftsideen zu geben. Neben der ersten Generation an 5G-fähigen Smartphones und zahlreichen Spielereien mit dem Fernsehgerät taucht vor allem Amazons Alexa immer wieder auf. Für die meisten Geräte, die sich mit künstlicher Intelligenz rühmen, geht es scheinbar nicht mehr ohne den Home-Assistenten.
So funktionieren Grundigs neue OLED-Fernseher zum Beispiel mit komplett integrierter Alexa Sprachsteuerung auf den Markt. Als Betriebssystem dient nicht etwa webOS oder Android TV, sondern Amazons Fire OS. Optisch unterscheidet sich die Oberfläche der neue Fire-TV-Edition-Reihe nicht von Amazons Fire TVs. Zusätzlich wird aber auch das Live-Programm integriert. So lassen sich in der Senderübersicht die über Kabel und Satellit ausgestrahlten Programme mit Live-Programmen aus Apps wie waipu.tv vermischen. Die Steuerung erfolgt je nach Modell über eine Fernbedienung mit integriertem Mikro oder über im Fernseher integrierte Mikrofone. Dank Amazons System ist die ganze Oberfläche damit theoretisch komplett per Sprachsteuerung bedienbar, samt hoch- und runterscrollen.
Der Trend zeigt, durch die integrierte Sprachsteuerung wird das lästige Tippen zur gezielten Suche in den verschiedenen Systemen bald der Vergangenheit angehören. Mit Systemen wie Alexa wird das konkrete Ansteuern von Zielen auch während des Live-Programms kein Problem mehr sein. Mit Grundig hat Amazon einen ersten großen Partner gewonnen, sicher werden bald noch weitere Hersteller nachziehen. Ab November sollen dann erste Fernsehgeräte mit integriertem Fire TV auf den Markt kommen.
Neben den Fernsehern geht auch bei weiteren Geräten immer mehr Hersteller dazu Amazons Alexa mit zu integrieren. So liefern auch zwei neue Soundbars von Yamaha eine eingebaute Alexa direkt mit. Bisher waren Yamaha-Geräte nur über ein externes Amazon Echo ansteuerbar. Das zusätzliche wird bei den neuen Modellen nun nicht mehr von Nöten sein. Dank einer HDMI-Verbindung sollen Smart-TVs außerdem über die Spachsteuerung der Soundboxen in grundlegenden Funktionen bedient werden können. Wer noch nicht genug hat von der integrierten Alexa, der wir auch in der neusten Smartwatch-Generation fündig, denn auch die neue Fitbit Versa 2 wird mit dem Sprachassistenten auf den Markt kommen.
Neben den etlichen Kooperationen kündigte Amazon auch etwas Eigenes für den deutschen Markt an. Nachdem der Fire TV Cube schon seit 2018 in den USA erhältlich ist, wird die zweite Generation des Kombigeräts aus Mediaplayer und vernetztem Echo-Lautsprecher erstmals hierzulande angeboten werden. Ab dem 10. Oktober ist die doppelt so schnelle Version des Vorgängers in Deutschland zu kaufen. Dank der integrierten Assistentin Alexa steuern Anwender über Fire TV Cube kompatible Fernseher, Soundbars und AV-Receiver von Marken wie Samsung, Sony, LG und Sonos. Zudem können Nutzer auch mit Digital-TV-Receivern von Herstellern wie Sky und Magenta Live-TV-Sender schauen. Apps wie Prime Video, Netflix und YouTube bieten ebenfalls eine Alexa-Integration und ermöglichen eine Sprachsuche und -steuerung sowie den Zugriff auf zusätzliche Informationen rund um einen bestimmten Titel. Durch eine neue Partnerschaft mit Eurosport werden die Inhalte des Senders künftig über den Fire-TV-Mediaplayer auch in 4k anschaubar sein.
8k Fernseher: Wer braucht das überhaupt?
Wenn nun schon der Begriff 4k gefallen ist, dann kommt man auf der IFA 2019 auch nicht um den Begriff 8k herum. Gefühlt stellt jeder Fernsehhersteller, der etwas von sich hält, ein 8k-fähiges Gerät vor. Auf den ersten Blick macht es den Anschein, als würde der Fernsehzuschauer nach nichts so groß verlangen, wie noch hochauflösenderen Bildern. Doch ist das wirklich so? Wo liegt der Vorteil von 8k für den Heimgebrauch?
Allein der Preis der neuen Geräte geht in die zicktausend Euro und selbst 4k-Fernseher gehören in deutschen Haushalten immer noch zur Seltenheit. Das Mehr an Bildqualität – das ja auch mit 8K einhergehen sollte – steht für die meisten Zuschauer nicht in einem akzeptablen Verhältnis zum höheren Preis. Im Schnitt gaben die Deutschen im vergangenen Jahr nicht einmal 650 Euro für Fernsehgeräte aus. In solch einer Preiskategorie sind weder die großen Bildschirmdiagonalen über 70 Zoll noch die 8k-Auflösung bezahlbar. Zumal die Bildqualität auch preiswerterer Geräte sehr gut ist und die Bildqualität der empfangenen Inhalte oft hinter der Display-Qualität zurückbleibt. Das gilt insbesondere für TV-Signale, denn deren Auflösung geht fast nie über Full HD hinaus – wenn überhaupt.
Außerdem stellt sich noch die Frage: Wann erkennt der Zuschauer überhaupt einen Unterschied zwischen 4k und 8k? Und passen die riesigen Geräte überhaupt ins Wohnzimmer? Bei einem üblichen Betrachtungsabstand von zwei bis drei Metern kann der menschliche Sehapparat gerade einmal unterscheide zwischen 0,6 bis 0,9 Millimeter auflösen. Ein 70-zölliges 8K-Display hat 0,2 Millimeter große Pixel, beim 4K-TV gleicher Diagonale haben die Pixel eine Kantenlänge von 0,4 Millimeter – aus zwei Metern Abstand dürfte der Normalsichtige das Pixelraster also weder auf dem einen noch auf dem anderen 70-Zoll-TV wahrnehmen. Beim TV mit Full-HD-Auflösung (wären die einzelnen Pixel eines 70-Zöllers 0,8 Millimeter groß. Im kleineren Wohnzimmer mit entsprechend geringem Abstand zwischen Sofa und TV kann sich die 4K-Auflösung dann also lohnen – aber nicht 8K.
Für die Privathaushalte ist 8k also noch lange nichts und ist wenn überhaupt für den Unternehmensbereich interessant. Da lohnt sich eher der Blick darauf, wie einzelne Hersteller versuchen in Zukunft den unbeliebten schwarzen Bildschirm zu verstecken. So zeigt Panasonic zum Beispiel ein Entwicklungsmodell, das quasi verschwindet: Per Knopfdruck wird sein Display transparent und fast komplett durchsichtig. Vielleicht können wir ja irgendwann aus dem Wohnzimmerfenster auf Knopfdruck einen großen Videoschirm machen.
KI und Vernetzung: Was kommt auf der IAA?
Der große Trend der IFA ist definitiv KI und damit einhergehend immer schlauer werdende Geräte. Im Alltag sollen sie durch mitdenken und lernen unser Leben erleichtern. Ähnliches lässt sich auch für die IAA 2019 in Frankfurt voraussagen. Statt der Unterhaltungselektronik, werden es dort die Autos sein, die mit dem neusten Schnickschnack künstlicher Intelligenz ausgestattet werden. Auch hier findet ein Trend statt, immer mehr Systeme über Sprachsteuerung zu vernetzen. Ab dem 12. September wird sich zeigen, wie die Autohersteller die mitdenkenden System in die neusten Modelle weiter integrieren werden.
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