Nach fast 40 Jahren ermöglicht uns Netflix wieder einen Abstecher in die wundersame Welt der Gelflinge und Skekse ...
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Für ihn maßgeblich verantwortlich zeichneten Lisa Henson, die Tochter der Puppenspiel-Ikone, und Louis Leterrier, der beispielsweise einst bei
«Transporter» oder
«Der unglaubliche Hulk» Regie geführt hatte. Auf der Basis zahlreicher Ideen, Notizen, Skizzen und Erwähnungen aus dem Film selbst ist eine Geschichte entstanden – so viel sei vorweggenommen –, die es absolut lohnt, erzählt zu werden. All die ungeklärten Fragen (primär die Gelflinge und Skekse betreffend) wurden entweder direkt beantwortet oder man erhielt hilfreiche Hinweise, um eventuell selbst das eine oder andere herauszufinden respektive bis zur endgültigen Auflösung in einer etwaigen weiteren Staffel die eine oder andere Vermutung anstellen zu können.
Abwechselnd erhält der Zuschauer Einblicke in das Leben der beiden Hauptparteien: Die bösen, ein wenig an Krähen oder Geier (in Menschengestalt) erinnernden Kreaturen sind besonders spannend: Obwohl es nur noch verhältnismäßig wenige von ihnen gibt, regieren sie als Herrscher des Kristalls über Thra, und obwohl sie das tun, hintergehen sie einander ziemlich häufig, weil einige von ihnen eine ganz eigene Agenda verfolgen. Alle sieben Clans der am ehesten noch als Kobold-Elfen-Mischwesen zu beschreibenden Gattung befolgen seit ewigen Zeiten deren Befehle und hinterfragten deren Entscheidungen bislang nie. Dies änderte sich schlagartig, als die Skekse eines Tages in ihrem ewigen Streben nach Macht(erhalt) eine Grenze überschritten und so eine Kettenreaktion auslösten.
Eine große Rolle spielten dabei die Gelflinge Rian, Prinzessin Brea und Deet. Was auffällt, ist, dass die Drehbücher viel Raum für Grautöne lassen, was bei «Der dunkle Kristall» in dieser Form nicht gegeben war. Logischerweise ist eine facettenreichere Zeichnung der einzelnen Charaktere in zehn Folgen auch wesentlich leichter möglich als in 93 Minuten, in die Tat umsetzen muss man ein solches Vorhaben jedoch dennoch erst einmal. Das nicht ganz unproblematische Verhältnis der Clans zueinander wird ebenso thematisiert wie das Problem des blinden Gehorsams.
© Kevin Baker / Netflix
Der Kristall
Der Gemeinschaftssinn steht Eigeninteressen entgegen, das Maßhalten der Gier sowie die Achtung der Natur deren Ausbeutung. Die Parallelen zur realen Welt sind unverkennbar und der erhobene Zeigefinger ist trotzdem kein erzwungener, sondern vielmehr einer, der sich sehr organisch in das erzählte Geschehen einfügt. Wirklich ungewöhnlich und daher an sich doppelt lobenswert ist, dass man sich gleichermaßen intensiv der dunklen und hellen Seite widmet. Dabei wird es teilweise – aus Kinderaugen (auch heutiger) gedacht – ziemlich gruselig (düstere Settings, fast schon brutal anmutende Szenen und grausame Charaktere lassen grüßen und die FSK-12-Einstufung nachvollziehbar erscheinen). Nicht selten geraten Antagonisten recht farblos, diese hier sind überdurchschnittlich präsent – und für ihre Verhältnisse – „farbenfroh“.
Einerseits liegt dies selbstverständlich an der Gestaltung der Figuren und deren Erscheinungsbild insgesamt – dies orientiert sich sehr an den 80er-Jahre-Designs und die leichten Modernisierungen, zu denen es kam, stellen zweifelsohne eine Verbesserung dar. Um zu garantieren, dass der Vibe des Films in Bezug auf Welt und Bewohner möglichst optimal in die Prequel-Episoden würde überführt werden können, holte man sogar Toby Froud, den Sohn des Mannes (Brian Froud), der diesen einzigartigen Look kreierte und auch entscheidend an der 2019er-Version mitwirkte, an Bord.
Andereseits – und dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen – liefern neben den für die Musik Verantwortlichen auch die verpflichteten Synchronschauspieler – in der englischen und der deutschen Fassung – bemerkenswerte Performances ab. Der US-Cast ist sogar gespickt mit wirklich klangvollen Namen wie den
«Game of Thrones»-Stars Nathalie Emmanuel (Deet), Lena Headey (Maudra Fara) und Natalie Dormer (Onica), den beliebten «Star Trek: Discovery»-Darstellern Jason Isaacs (Der Mächtigste) und Shazad Latif (Kylan) oder Hollywood-Prominenz wie Taron Egerton (Rian), Helena Bonham Carter (All-Maudra), Alicia Vikander (Mira) oder Luke Skywalker alias Mark Hamill persönlich (Der Gelehrte), der als Voice Actor primär für seine unnachahmlichen Einsätze als Joker seit frühesten
«Batman – The Animated Series »-Tagen gefeiert wird.
Die deutschen Sprecher sind natürlich bei Weitem nicht jedem ein Begriff, bei ihren Stimmen dürfte das aber schon deutlich anders aussehen. Hier gilt ebenfalls die Devise: Das Beste ist gerade gut genug! Immerhin finden sich schon unter den Skeksen drei Feststimmen von Ausnahmeakteuren wie Thomas Nero Wolff (Hugh Jackman), Daniela Hoffmann (Julia Roberts) oder Florian Halm (Jude Law). Dass man darüber hinaus die Rolle der Erzählerin, die das Publikum in den ersten Minuten an die Hand nimmt und ihm ermöglicht, sich in diesen fantastischen Kosmos einzufinden, mit der großartigen Karin Buchholz besetzt hat, passt da wunderbar ins Bild – vor allem wenn man weiß, dass sie Sigourney Weaver (die Erzählerin im Original) in fast jeder TV- oder Kino-Produktion seit 1995 synchronisiert hat.
Und darüber hinaus hat man beispielsweise die drei Protagonisten-Parts an mittlerweile längst etablierte, allerdings noch nicht komplett in der Wir-leihen-A-Listern-unsere-Stimme-Kategorie angekommene Synchronschauspieler mit großem Potenzial vergeben: Amadeus Strobl als sanftmütiger und gleichzeitig sehr bestimmter Rian, Amelie Plaas-Link als sehr kluge und zugleich gewitzte Brea sowie Maximiliane Häcke als nachdenkliche und ungemein einfühlsame Deet.
Abgerundet wird das gelungene Bild durch das Besetzen sehr erfahrener Sprecher, die viele vorwiegend aus Serien kennen dürften wie Michael Iwannek (Der General), Julia Kaufmann (Seladon) oder Vera Teltz (Maudra Fara). Dieses sehr überzeugende Endprodukt ist das Ergebnis der tollen Arbeit von Mike Betz als Dialogregisseur und Joachim Kunzendorf, der eben genannten Job 1982 innehatte und 2019 stattdessen das Dialogbuch beisteuerte, wodurch für den deutschen Zuschauer ein noch leichteres Eintauchen in einen dadurch noch vertrauter anmutenden Kosmos ermöglicht wird.
Wer sich wirklich einmal wieder beim Konsumieren einer Serie förmlich „verlieren“ und seinem Alltag entrissen werden will, sollte
«Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands» definitiv eine Chance geben. In Sachen Deatailverliebtheit muss sich dieses Universum in jedem Fall keineswegs vor denen von
«Harry Potter» oder
«Der Herr der Ringe» verstecken. In erster Linie dürfen es wohl jedoch tatsächlich Vertreter der Ü-30-Fraktion sein, die zu der Serie finden werden, aber wer weiß? Vielleicht stoßen ja auch nach und nach die einer jüngeren Generation auf diese kleine, feine und sehenswerte Serie mit dem beachtlichen Hauch Nostalgie, der so gar nichts Angestaubtes an sich hat.
«Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands»steht ab sofort bei Netflix zur Verfügung.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
30.08.2019 12:41 Uhr 2
Kann man damit die Kids von heute erreichen, die Puppen (bzw. der Puppenlook) sind ja schon etwas sperrig.
Oder kann man die Kids von damals erreichen? Nicht immer funktioniert die rosarote Nostalgiebrille so gut.
Wir werden sehen, ich freue mich auf jeden Fall auch.
30.08.2019 17:32 Uhr 3
Jim Hensons Sohn ist ein Schatten.
Schaut auch mal die Serie an..ohne Weinen am Ende.?
defunct.tv auf youtube
30.08.2019 22:07 Uhr 4
hab heute ca. 20 min gesehen auf ama muss sagen für mich null oder minus Null punkte iss villeicht was für kinder aber sonst ...???