Liam Hemsworth versucht verzweifelt, den Actionthriller «Killerman» auf seinen Schultern zu tragen. Doch gegen das müde Drehbuch kommt er ebenso wenig an, wie gegen die unansehnliche Ästhetik.
Filmfacts: «Killerman»
- Start: 8. August 2019
- Genre: Thriller/Action
- FSK: 18
- Laufzeit: 112 Min.
- Kamera: Ken Seng
- Musik: Julian DeMarre, Heiko Maile
- Buch & Regie: Malik Bader
- Darsteller: Liam Hemsworth, Emory Cohen, Diane Guerrero, Zlatko Buric, Suraj Sharma
- OT: Killerman (USA 2019)
In Hollywood hat man sich alle Mühe gegeben, Liam Hemsworth zum neuen großen Superstar hochzujazzen. Eine große Rolle in einem angesagten Teenie-Franchise («Die Tribute von Panem»), später der große Sprung ins Erwachsenenkino mit Auftritten in «The Expendables 2» und «Independence Day: Wiederkehr» Doch im Gegensatz zu seinem Bruder Chris hat Liam bislang weniger durch die Schauspielerei für Aufsehen gesorgt, als durch die (zugegeben skandalarme) Ehe mit Sängerin und Disney-Star Miley Cyrus. Trotzdem bleibt der junge Hemsworth-Spross am Ball und versucht sich in «Killerman» nun losgelöst von einem großen Ensemble und stattdessen in einer im wahrsten Sinne des Wortes dreckigen One-Man-Show in der Unterwelt von New York City.
Abgesehen davon, dass Hemsworth hier nicht die ganz große Charakterdarstellernummer abliefert, funktioniert er als von Unsicherheit und Wut getriebener Mann ohne Gedächtnis und auf der Suche nach seiner Vergangenheit gut – immerhin verlangt ihm diese Rolle auch nicht mehr ab, als mit ahnungslosem Gesichtsausdruck, der hin und wieder in Wut umschlägt, durch die Straßen zu laufen und zwielichtige Typen zu bedrohen. Malik Baders («Street Thief») Regie- und Drehbucharbeit wird trotzdem schnell wieder vergessen sein; schon allein, weil sie potthässlich aussieht.
Auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit
Diamond (Liam Hemsworth) arbeitet für den Drogen-Boss Perico (Zlatko Buric) als Geldwäscher. Er tauscht zusammen mit Pericos Neffen Skunk (Emory Cohen) Dollars gegen Goldbarren und Goldbarren gegen Diamanten ein. Als ein Deal nach der Warnung eines FBI-Maulwurfs kurzfristig verschoben wird, planen Moe und Skunk einen kühnen Coup auf eigene Rechnung - mit dem Geld des Paten! Doch bei der spektakulären Verfolgungsjagd passiert ein verhängnisvoller Crash. Moe kann sich zwar mühsam aus dem Wrack befreien, doch er hat sein Gedächtnis verloren. Selbst seine schwangere Freundin Lola (Diane Guerrero) wirkt wie eine Fremde. Moe und Skunk sitzt jetzt nicht nur der korrupte FBI-Agent Bill O’Donnell (John Cenatiempo) im Nacken, auch der Mafiosi Perico ist höchst verärgert über den Alleingang seines Neffen. Bald überschlagen sich die Ereignisse und Moe sieht rot. Ein Rachefeldzug der überaus raffinierten Art beginnt.
«Killerman» eröffnet damit, uns den (Anti-)Helden Moe Diamond bei seiner Arbeit zu zeige. Das gibt dem Publikum nicht nur die Möglichkeit, sich einmal ganz genau anzusehen, wie das mit der Geldwäsche so funktioniert, sondern auch, ein Gespür dafür zu bekommen, wie abgebrüht und selbstverständlich diese Form des Geldverdienens für Moe mittlerweile geworden ist. Moe Diamond ist ein knallharter, abgebrühter Kerl, bei dem es dann auch überhaupt nicht wundert, dass er plant, auf eigene Faust einen noch viel größeren Coup durchzuziehen. Doch während man sich gerade in der Anfangsphase ein gutes Bild davon machen kann, wie in diesem zwielichtigen Milieu von New York die Zuständigkeiten verteilt sind und wer hier wem gegenüber das Sagen hat, bleiben ausgerechnet die Charaktere von Moe und seinem Komplizen Skunk unterbelichtet. Für eine Geschichte, in der es darum geht, dass wir uns später an der Seite der Hauptfigur auf die Suche nach dessen Vergangenheit begeben, ist das alles ziemlich ernüchternd, denn warum sollte man hier mit irgendjemandem mitfiebern, wenn man über Moe so wenig weiß, dass man an dem weiteren Fortverlauf der Handlung sowieso nicht wirklich interessiert ist?
Malik Bader, der erstmals in seiner Filmemacherkarriere für Drehbuch und Regie gleichermaßen verantwortlich zeichnet, bemüht stattdessen das Thriller-Einmaleins, stolpert von Spelunke zu Spelunke, zaubert zwielichtige Gesellen aus dem Hut, inszeniert (immerhin ziemlich blutige) Schießereien und Verfolgungsjagden und baut ganz nebenbei einen Twist auf, den man allerdings schon in weiter Entfernung erahnt, wenn man zuvor auch nur irgendeinen Thriller gesehen hat.
Wackelkamera at its Worst
Die restlichen Figuren lassen sich von Hemsworth nur deshalb an den Rand drängen, weil sie noch viel weniger zu tun haben, als Moe Diamond. Emory Cohen («The Gambler») gibt sich als Moes Komplize Skunk etwa mit dem Status des Sidekicks zufrieden, während Moes Freundin Lola (Diane Guerrero, «Orange is the New Black») nur deshalb kurz auftaucht, um zu zeigen, dass Moe überhaupt eine Freundin hat. Die hier gezeigten Gangsterbosse und Ganoven entsprechen allesamt den gängigen Klischees, die man sich eben so vorstellt, wenn man sich den Vorzeige-Schurken in US-amerikanischen Thrillern vorstellt. So richtig spannend, geschweige denn innovativ ist das nicht. Womit sich Malik Bader immerhin deutlich vom Genre-Einheitsbrei abhebt, ist die Gewalt. Mit einer FSK-Freigabe ab 18 freigegeben, tun die Shootouts und Mann-gegen-Mann-Kämpfe in «Killerman» richtig weh, wenngleich man aufgrund der ungenauen Kameraarbeit von Ken Seng («Deadpool») weit weniger erkennt, als man es sich erlauben könnte.
Das soll wohl sowas wie Unmittelbarkeit widerspiegeln – hier ist man noch hautnah dabei, wenn sich zwei Männer gegenseitig die Scheiße aus dem Leib prügeln. Doch letztlich ist das alles hier genau so aussagekräftig (oder eben -schwach) wie bei einem «Jason Bourne».
Womit wir auch schon beim größten Manko an «Killerman» wären, das den Film bisweilen gar ungenießbar macht. Insbesondere das Found-Footage-Subgenre hat im Horror- und Thrillerbereich den visuellen Trend zur Imperfektion salonfähig gemacht. Seit «Blair Witch Project», spätestens aber den «Paranormal Activity»-Filmen sowie deren zahlreichen Trittbrettfahrern sind Hochglanzbilder auf der Leinwand nicht mehr nötig, um Gänsehaut zu schüren; im Gegenteil. Häufig sind die verwackelten Handkamerabilder sogar besonders gut geeignet, um eine unmittelbare Nähe zu den im Film agierenden aufzubauen. Ganz so muss es sich auch Malik Bader vorgestellt haben, als er Ken Seng damit beauftragte, seinen «Killerman» in möglichst schäbige Bilder zu kleiden – nur dass es hier eben so aussieht, als bekämen wir gerade eine mies abgefilmte Kopie vorgesetzt (die in diesen Bericht eingebetteten Filmbilder sollten aussagekräftig genug sein). Das gibt zwar bisweilen tatsächlich einen ganz guten Einblick darin, wie schmutzig und abgeschmackt es in der New Yorker Unterwelt bisweilen vor sich geht.
Zum Seherlebnis trägt der Look allerdings nichts Positives bei. Und so ist «Killerman» nicht nur langweilig, ausdruckslos und inhaltsleer, sondern auch ganz schön hässlich.
Fazit
Ohne jedwedes Gespür für Ästhetik kocht Regisseur Malik Bader in seinem Thriller «Killerman» lediglich Genreklischees wieder. Das ist am Ende wohl höchstens was für Hardcore-Liam-Hemsworth-Fans, denn der ist hier immerhin in so gut wie jeder Szene zu sehen.
«Killerman» ist ab dem 8. August in den deutschen Kinos zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel