Trotz hoher journalistischer Qualität wurde Fußballdeutschland mit der Bundesliga bei Eurosport nie so richtig warm. Eine Analyse.
Medienberichten zufolge steigt Eurosport nach zwei von geplanten vier Jahren aus der Bundesliga-Berichterstattung aus. Die Rechte sollen von DAZN übernommen werden. Eurosport zeigte in den zwei Jahren 90 Bundesliga-Spiele; davon 60 am Hauptsendeplatz am Freitagabend. Für diesen hatte der Sender mit großem Wirbel den Fachmann Matthias Sammer (ehemals Sportvorstand bei den Bayern) und das langjährige Sky-Gesicht Jan Henkel verpflichtet. In der ersten Saison kommentierte Marco Hagemann (früher Sky, jetzt auch RTL) die Bundesliga-Spiele. Der Entschluss, sich aus dem Projekt übereilt zurückzuziehen, lässt darauf hindeuten, dass das Engagement zumindest finanziell kein Erfolg war.
Inhaltlich mag das anders aussehen: Nicht wenige waren der Meinung, dass das Team um Gernot Bauer, bei Eurosport Head of Sports, mit die beste Fußball-Berichterstattung der vergangenen Jahre aufgestellt hatte. Die Bundesligisten unterstützten den Sender mit regelmäßigen Funktionärs-Besuchen in den üppigen Vorberichten, Matthias Sammer ließ wahre Sternstunden für Taktikliebhaber an seiner Tafel entstehen. Und dennoch – durchgestartet ist die Bundesliga bei Eurosport nie.
Das lag weniger am redaktionellen Konzept, sondern vielmehr an generellen Problemen und Fehlentscheidungen. Hausgemacht war etwa das Problem der Verbreitung. Es ist mittlerweile eigentlich nur ein offenes Geheimnis, dass Eurosport beim Rechteerwerb davon ausging, die Bundesliga auf seinem normalen Pay-Sender Eurosport 2 zeigen zu können. Dieser war und ist Teil des Sky-Angebots. Den Eurosport-Plänen zufolge hätte Sky höhere Gebühren für den Sender zahlen sollen – und somit einen (wesentlichen?) Teil der Kosten getragen. Aber: Sky und Eurosport einigten sich nicht und so musste der Sender seine Bundesliga über Astra und hauptsächlich über den Eurosport Player vermarkten.
Das führte in den ersten Monaten zu massiven Problemen. Da war direkt in der Anfangszeit die Schwierigkeit, den Eurosport Player während der Livespiele überhaupt am Laufen zu halten. Als dies mal nicht gelang, zeigte sich Eurosport großzügig und erstattete sich beschwerenden Kunden zehn Euro (Jahreskosten damals um die zuerst 30, dann 50 Euro!) zurück. Ohnehin ist der Eurosport Player einer der Hauptgründe, warum sich die Bundesliga beim Sender nicht durchsetzte. Apps für die gängigen TV-Marken blieben ebenso aus wie für den Fire TV Stick. Wer über den Eurosport-Player gucken wollte, musste vielfach mit Kabeln hantieren, um das Bild vom Computer auf den großen Bildschirm zu bekommen. Alternativen, wie die Buchung über die Amazon Channels, dürften letztlich zu unbekannt gewesen sein.
In Sportsbars gab es zudem lange keine Klarheit. Das Senden der Bilder in Gaststätten mit einem Privat-Abo war streng genommen nicht erlaubt. Weil es aber keine Gastro-Angebote gab, machte Eurosport klar, es für eine Zeit dennoch zu dulden. Erst 2018 folgte immerhin hier ein Zusammenschluss mit Sky; fortan also war die komplette Bundesliga in Bars wieder im Sky-Angebot vertreten. Da schien aber einiges schon zu spät zu sein. Der Werbeaufwand seitens Eurosport für das Produkt Bundesliga wurde merklich zurückgefahren, Discovery in Deutschland konzentrierte sich in den vergangenen Monaten mehr auf den Ausbau des Männersenders DMAX und den Start von Home & Garden TV.
Nicht zuletzt wurde klar, dass ein Fehlen nicht selten wenig attraktiven Freitagsspiele der Bundesliga durchaus verschmerzbar war. Wegen der ohnehin immer größeren Vielfalt an Live-Fußball im Fernsehen schien kaum jemand jene Matches zu vermissen. Der Stellenwert von 45 Fußballspielen wurde seitens der Liga wohl als viel zu hoch eingeschätzt. Ganz besonders traf dies auf die frühen Sonntagsspiele und die fünf Monatsmatches zu. Das ist ein Zeichen, das der Bundesliga zu denken geben sollte. Wie attraktiv ist die immer mehr Geld fordernde Liga in diesen Tagen wirklich? Die ganz großen Superstars hauen in Scharen nach England ab, auch Spanien und Italien scheinen attraktivere Märkte für die ganz großen Akteure zu sein. Zugänge nach Deutschland sind größtenteils (zugegeben große) junge Talente aus Europa. Die Bundesliga bekommt den Stempel der Ausbildungsliga, das große Spektakel wird in England abgespult. Auch das war dem Newcomer Eurosport absolut nicht zuträglich.
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