Seit einem Jahr gibt es einen Zusammenschluss von Autorinnen und Autoren – sie fordern darin nur noch Verträge zu akzeptieren, die ihnen mehr Kontroll- und Mitbestimmungsrechte einräumen. Das löste ein Umdenken in der Branche aus. Fast alle deutschen Kanälen würden an einer „fairen Leitlinie zur fairen Zusammenarbeit mit Drehbuchautor*innen“ arbeiten. Nur RTL nicht, bemängelte 'Kontrakt 18'.
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Nie zuvor gab es eine breitere öffentliche Würdigung der schöpferischen Kraft und Bedeutung der Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren in Deutschland. Und nie zuvor wurde so intensiv über die fundamentale Rolle der Autor*innen für das Zustandekommen qualitativ hochwertiger Film- und Serien-Projekte diskutiert.
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Kontrakt 18
Juni 2018. Eine ganze Branche begehrte auf. Mithilfe eines Sechs-Punkte-Plans wollten knapp 100 Autorinnen und Autoren sicherstellen, dass sie nach Anfertigung eines Drehbuchs mehr Mitspracherecht bei der Fertiggestellung und Gestaltung eines Fernsehwerkes erhalten. Es ging um Forderungen wie ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Regisseurs, Einladungen zu Leseproben oder die namentliche Nennung bei Erwähnungen rund um das fertige Werk. Seit Juni 2018 habe sich, lässt
Kontrakt 18 mitteilen, viel getan. Die Anzahl der den Kontrakt unterzeichnenden Autoren sei inzwischen auf 216 gestiegen. Zu den prominentesten Namen gehören weiterhin Annette Hess, Orkun Ertener, Dorothee Schön, Johannes Betz oder Kristin Derfler.
Derfler, die zuletzt für Sat.1 den Stalking-Film «Dein Leben gehört mir» nach
Kontrakt 18-Regeln machte, zog schon vor einigen Monaten eine sehr zufriedene Bilanz.
Im Quotenmeter.de-Interview sagte die Autorin: „Mal habe ich nachgegeben und eine Szene umgeschrieben. Mal haben die anderen sich von meiner Sichtweise überzeugen lassen. Und zum ersten Mal in der Sat.1-Geschichte durfte eine Autorin „offiziell“ bei der Rohschnittabnahme mit dabei sein. Ich war total begeistert von dem Ergebnis, hatte ausnahmsweise gar nix zu meckern!“
Kontakt `18 bilanziert nach einem Jahr: „Nie zuvor gab es eine breitere öffentliche Würdigung der schöpferischen Kraft und Bedeutung der Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren in Deutschland. Und nie zuvor wurde so intensiv über die fundamentale Rolle der Autor*innen für das Zustandekommen qualitativ hochwertiger Film- und Serien-Projekte diskutiert.“ Die Film- und Fernsehbranche, so heißt es, habe keinerlei Nachteile oder Einbußen erfahren. Stattdessen, sagt
Kontrakt `18 sei das Gegenteil der Fall. Serien, die die nach international gängigen Standards entstehen – also mit einer Autorin oder einem Autor als der zentralen schöpferischen Kraft – würden von internationalen Streaming-Diensten besonders nachgefragt. „Durch die weitreichende Vernetzung und einen permanenten gegenseitigen Informationsaustausch haben sich die Unterzeichner*innen von
Kontrakt 18“ zudem als eine schlanke Form der Interessengemeinschaft von Drehbuchautor*innen etabliert, die schnell, flexibel und schlagkräftig auf neue Entwicklungen in der Film- und TV-Branche reagieren kann.“
Im direkten Gespräch mit den Sendervertretern habe man zudem erreicht, dass fast alle großen Kanäle an Leitlinien zur fairen Zusammenarbeit mit Drehbuchautor*innen arbeiten – bis auf RTL. Volker Zahn («Zarah – Wilde Jahre») erklärte: „RTL ist unseres Wissens nach der einzige der großen Sender, der nicht an eigenen Leitlinien zum Umgang mit Drehbuchautoren arbeitet. Im Gegensatz zu den anderen Sendern sind die Kölner bislang noch nicht auf uns zugekommen und verhalten sich in Bezug auf "Kontrakt 18" eher zurückhaltend.“ Für RTL äußerte sich Henning Tewes, seit rund acht Wochen COO Program Affairs & Multichannel der Mediengruppe RTL Deutschland: "Wir pflegen einen vertrauensvollen und intensiven Austausch mit den Kreativen unserer Branche, auch und gerade mit den Autoren. Deshalb haben wir mit RTL bereits 2014 die Veranstaltungsreihe „Created by“ gegründet, in der wir regelmäßig Autoren einladen, ob nach Köln, München oder Berlin, um eine Plattform für den gegenseitigen persönlichen und offenen Austausch zu schaffen. 2017 haben wir den Autoren im Rahmen der Veranstaltung „Serienreif“ eine eigene Bühne gegeben – wir als Veranstalter, die Autoren als Gäste on stage – um die aktuellen Themen der Autorenschaft presse-öffentlich zu diskutieren, moderiert vom VDD-Chef Sebastian André, begleitet von einem Fachmagazin."
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Interne Leitlinien braucht es für dieses Selbstverständnis nicht, die mag sich gern derjenige geben, der sich ohne sie anders verhalten würde.
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Henning Tewes, COO Program Affairs & Multichannel der Mediengruppe RTL Deutschland
Dies seien, so Tewes, die einige Beispiele, die belegen würden, "wie sehr uns die konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit am Herzen liegt." Interne Leitlinien brauche es für dieses Selbstverständnis nicht, erklärte Tewes und fügte an: Diese möge sich gern derjenige geben, der sich ohne sie anders verhalten würde. "Auch halten wir in einem kreativen Geschäft wie unserem Lösungen von der Stange nicht für den richtigen Weg. Und dennoch: An der Fortsetzung eines direkten und offenen Austauschs, auch mit K18, bin ich in meiner neuen Position mehr als interessiert.“
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