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Popcorn und Rollenwechsel: Der Abspann, der lange Nachklapp, der noch länger sein könnte

Wenn ihr denkt, Abspannsequenzen seien viel zu lang, dann wisst ihr gar nicht, wie viel länger sie sein müssten ...

Es war einmal, vor langer, langer Zeit. Da endeten Filme unmittelbar, nachdem die Geschichte auserzählt wurde. Das Paar, mit dem wir 90 Minuten lang mitgefiebert haben, fällt sich in die Arme, die Musik schwillt an und eine Texteinblendung verkündet: The End. Der Held erschießt den Verräter, atmet schwer aus, die Musik wird ekstatisch, und eine Texteinblendung verkündet: The End. Fast alle sind tot, eine Nebenfigur fasst schwermütig, sich selber in den Bart murmelnd, die Lektion des Films zusammen, die traurige Musik weicht einem großen Paukenschlag und eine Texteinblendung verkündet: The End. Es folgt: Gar nichts mehr.

In den mittleren/späten 50ern und den frühen 60ern änderte sich dies sukzessive: Filme wie «In 80 Tagen um die Welt» verzichteten auf die bislang üblichen, längeren Vorspannsequenzen, um ihr Publikum unmittelbar in die Geschichte zu stürzen, woraufhin sie die Nennung der Schauspielenden und der Crew vom Anfang zum Schluss verlagerten. Mit George Lucas' Sternenkriegssaga wurde dies in den späten 70er-Jahren zum neuen Standard. War der Abspann in seinen frühen Jahren selten länger als fünf Minuten, durchbrach «Falsches Spiel mit Roger Rabbit» 1988 als erster Film die Marke von zehn Minuten, nicht zuletzt aufgrund der intensiven Spezialeffekte, an denen eine Heerschar von Menschen mitgearbeitet hat.

Mit der ständigen Zunahme an computeranimierten Elementen in US-Großproduktionen ist es längst Alltag, dass der Abspann rund zehn Minuten dauert – und mitunter wird schon an den 15 Minuten gekratzt. «Assassin's Creed» hat einen 14 Minuten und 46 Sekunden langen Abspann, «Venom» nimmt (mit der Hilfe von zwei Bonusszenen im Abspann) sogar locker die Hürde von 15 Minuten. Und dabei nennen viele Filmabspänne nicht einmal jede Person, die an der Produktion beteiligt war. Es fängt oft schon beim Drehbuch an: Viele Filme, vor allem große Popcorn-Produktionen, haben Ghostwriter respektive "Script Doctors", die sozusagen im Schatten arbeiten. «Rogue One: A Star Wars Story» etwa wurde von Christopher McQuarrie, Scott Z. Burns und Michael Arndt mitgeformt, Robert Towne wiederum arbeitete an so unterschiedlichen Filmen wie «Der Pate» und «Armageddon» als "Script Doctor". Und «The Social Network»-Autor Aaron Sorkin polierte in den 90er-Jahren unter anderem Dialoge in Jerry-Bruckheimer-Produktionen.

Vor allem aber fallen Namen von Menschen aus dem CG-Trickgeschäft der Schere zum Opfer. Im Fall von «Sausage Party» führte dies zu einigen Schlagzeilen in der Fachpresse, da zahlreiche Talente, die hart und lang an dem Film gearbeitet haben, aufgrund eines grantigen Regisseurs übergangen wurden. Aber auch zahlreiche große Blockbuster lassen Dutzende Namen aus: Die 'New York Times' berichtete 2017, dass es häufig passiert, dass die für Big-Budget-Filme angeheuerten Effekthäuser mitunter wiederum kleinere Effekthäuser ins Boot holen, um mit ihrer Arbeitslast fertig zu werden. Und wer für diesen "Subsubunternehmer" (oder ist es nicht sogar schon ein "Subsubsubunternehmer"?) tätig war, bleibt meistens außen vor, wenn es um den Abspann geht.

Das liegt daran, dass die Digitaltrickbranche gewerkschaftlich nicht an solch einem großen Hebel sitzt wie etwa die Schauspielbranche. Während letztere Branche intensiv aushandelt, in welcher Reihenfolge welche Namen wie lang zu sehen sind (und mitunter: wie oft), werden die im Abspann zu nennenden Namen für den Bereich der Computeranimationen üblicherweise von den angeheuerten Trickstudios ans Filmstudio übermittelt. Und welches Studio, das mit fünf Minuten Weltraumschlacht beauftragt wurde, sagt schon gerne: "Ja, hier, das sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die daran gearbeitet haben – oh, und wir haben noch diese zwei Dutzend Leute ins Boot geholt, weil wir das alleine nicht gepackt haben, schreibt das für jegliche Konkurrenz zum Nachlesen gerne in den Abspann, ja?!"

Wenn ihr also das nächste Mal einen Abspann zu lang findet, denkt einfach daran, wie sich die Leute fühlen müssen, die am Film mitgewirkt haben und dennoch nicht aufgeführt werden.
02.07.2019 14:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/110397
Sidney Schering

super
schade


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Tags

Popcorn In 80 Tagen um die Welt Falsches Spiel mit Roger Rabbit Assassin's Creed Venom Rogue One: A Star Wars Story Der Pate Armageddon The Social Network Sausage Party

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
02.07.2019 16:18 Uhr 1
Tja sid, dann bin ich wahrscheinlich einer der ganz wenigen, die bis zum Schluss des Abspann fast immer Sitzen bleiben, im Gegensatz zu gefühlt 99pro der Kino Geher, die schon nach nicht mal gefühlt 5 Sekunden nach dem Ende des Films fast raus Rennen aus dem Saal....
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