Nach dem Überraschungserfolg des verfilmten Hunderomans «Bailey – Ein Freund fürs Leben» folgt nach alter Hollywoodtradition nun die Fortsetzung. Und die kann sich sehen lassen.
«Bailey 2 - Ein Hund kehrt zurück»
- Start: 13. Juni 2019
- Genre: Komödie/Drama
- Laufzeit: 109 Min.
- FSK: o.Al.
- Kamera: Rogier Stoffers
- Musik: Mark Isham
- Buch: W. Bruce Cameron, Maya Forbes, Cathryn Michon, Wallace Wolodarsky
- Regie: Gail Mancuso
- Darsteller: Josh Gad, Dennis Quaid, Kathryn Prescott, Marg Helgenberger, Betty Gilpin, Henry Lau, Abby Ryder Fortson
- OT: A Dog's Journey (CHN/IND/HKG/USA 2019)
Bei Produktionskosten von 22 Millionen US-Dollar und einem Einspiel von über 200 Millionen lässt sich guten Gewissens von einem Erfolg sprechen. Erwartbar war das allerdings nicht; im Gegenteil. Lasse Hallströms Romanverfilmung «Bailey – Ein Freund fürs Leben» startete 2017 unter denkbar ungünstigen Bedingungen. Angeblich soll bei den Dreharbeiten gegen die geltenden Tierschutzbestimmungen verstoßen worden sein. Sogar von Tierquälerei war die Rede, in dessen Folge Tierliebhaber zu einem Boykott des Films aufriefen. Derartige Negativschlagzeilen hängen zwar auch der Fortsetzung noch immer nach, neue produziert hat diese allerdings keine. Überhaupt ist «Bailey 2 – Ein Hund kehrt zurück» noch einmal eine ganze Ecke sympathischer als sein Vorgänger, was nicht nur daran liegt, dass die hier im Zentrum des Geschehens stehenden Figuren deutlich mehr hergeben, sondern auch an der Wahl des deutschen Synchronsprechers: Florian David Fitz, der Bailey im ersten Teil seine Stimme lieh, stand für die Fortsetzung nicht mehr zur Verfügung. Und das ist auch gut so, denn ohne einen Promi im Synchronstudio wirkt das Konzept vom sprechenden, mehrmals wiedergeborenen Hund immerhin auf dieser Ebene weitaus glaubhafter.
Ein Freund fürs Leben
Hund Bailey (Stimme im Original: Josh Gad) ist in die Jahre gekommen. Früher tollte er noch gemeinsam mit seinem Herrchen Ethan (Dennis Quaid) über die Wiesen und führte ihn sogar mit seiner heutigen Frau Hannah (Marg Helgenberger) zusammen, doch mittlerweile lässt es der gutmütige Rüde ruhiger angehen. Ethans und Hannahs Enkelin Calista Jane – kurz: CJ – hat es dem Ehepaar und Bailey besonders angetan. Doch CJs Mutter Gloria (Betty Gilpin) ist seit dem Tod ihres Mannes vollkommen überfordert. Sie träumt von einer Karriere als Sängerin und vernachlässigt darüber ihre Tochter. Trotzdem nimmt sie CJ eines Tages mit zu sich, als sie überstürzt von der Farm ihrer Eltern aufbricht und versucht, sich in der Stadt ein neues Leben aufzubauen. Zunächst muss CJ hier ganz allein klarkommen. Doch schon bald trifft sie über Umwege auf die junge Hündin Molly. Was CJ nicht ahnt: In Molly steckt die Seele des mittlerweile verstorbenen Bailey. Und der gab seinem Herrchen im Sterben das Versprechen, für immer auf sein kleines Mädchen aufzupassen…
Auf die mitunter durchaus makabre Prämisse muss man sich natürlich (wieder) einlassen. So niedlich die verschiedenen Reinkarnationen von Baileys Seele auch dreinblicken mögen, so sehr dürfte es gerade ein jüngeres Publikum schmerzen, wenn sie sich in regelmäßigen Abständen wieder von ihm verabschieden müssen. Mal stirbt Bailey einfach nur an Altersschwäche, ein anderes Mal wird er das Opfer eines Verkehrsunfalls; nein, ein Familienfilm ist dann auch «Bailey 2» doch eher nicht – zumindest, solange ganz kleine Familienmitglieder anwesend sind. Dafür steht diesmal nicht der später von Dennis Quaid («I Can Only Imagine») verkörperte Ethan im Mittelpunkt, sondern der Werdegang von Ethans Enkelin CJ. Und der wäre tatsächlich auch ohne Hund durchaus spannend. Wenngleich das Autorenteam, zu dem auch der Verfasser der Romanvorlage W. Bruce Cameron gehört, die Geschichte sehr geradlinig aufzieht und man einige Wendungen vorausahnen kann, wenn man zuvor auch nur irgendein Sozialdrama über ein vernachlässigtes Kind gesehen hat, erhält die Geschichte gerade durch die Hundeperspektive einen besonderen Dreh.
Wie auch für Teil eins gilt hier schließlich: Wer einen Hund hat, wird ihn danach wohl noch mehr lieben als vorher. Und alle anderen werden sich spätestens jetzt einen anschaffen wollen…
So viele Hunde...
Newcomerin Kathryn Prescott («Polaroid») mimt die verwirrte CJ im Jugendalter mit absoluter Hingabe und überzeugt sowohl im Zusammenspiel mit den zwei- als auch den vierbeinigen Darstellern. Als junges Mädchen schlüpft «Ant-Man»-Liebling Abby Ryder Fortson in ihre Rolle und reißt dabei wieder einmal alle Sympathien an sich. Sollte sich die mittlerweile seit sechs Jahren im Filmgeschäft tätige Schauspielerin ihren Schalk im Nacken bewahren, dürfte ihr eine noch viel größere Zukunft in Hollywood bevorstehen, als jetzt schon. Während zu Beginn von «Bailey 2» noch vor allem Fortsons Lebensfreude ansteckend ist, ist es in der zweiten Hälfte vor allem CJs Missmut ob ihrer Lebensumstände, der einen Mitleiden lässt – und durch den vor allem die Rolle des Hundes als Tröster und Seelenpartner besonders zur Geltung kommt. Umso niederschmetternder wirkt es dann aber auch, wenn sich CJ immer wieder von genau diesem verabschieden muss – aber das Thema hatten wir ja schon.
Während «Bailey 2 – Ein Hund kehrt zurück» natürlich in erster Linie ein typischer „Hundefilm“ ist und durch das Wiedergeborenenszenario einige Fantasyelemente mitschwingen, funktioniert die Geschichte als Coming-of-Age-Story und zarte Romanze aber noch viel besser. Vor allem die Zurückhaltung in Bezug auf die Beziehung zwischen CJ und ihrem besten Freund Trent (Henry Lau) beeindruckt.
Wenngleich sich von Anfang an abzeichnet, dass die beiden den Film vermutlich als Paar verlassen werden, kommt der Film doch mit einem einzigen Kuss aus, wodurch sich die freundschaftlich-emotionale Verbindung der beiden noch stärker herausstellen kann. Newcomer Henry Lau («Final Recipe») verkörpert den ehrgeizigen Trent aber nun mal auch wie den Inbegriff des Sympathieträgers – so einen besten Freund wünscht man sich einfach. All das kann im Großen und Ganzen auch die ganz deutlichen Schwächen des Films ausgleichen, denn wie schon im ersten Teil kommt auch die Fortsetzung nicht ohne einige arg konstruierte Twists und eine ganze Menge, vor allem durch den bisweilen arg naiv anmutenden Voice-Over hervorgerufenen Kitsch aus. Es ist zwar interessant, dass Regisseurin Gail Mancuso («Modern Family») den Film nutzt, um auf so wichtige Themen wie Hunde in der Krebsforschung oder die Missstände in US-amerikanischen Tierheimen aufmerksam zu machen. Plausibel zusammenführen können ihre Autoren das alles allerdings nicht, sodass der Plot zeitweise sehr behelfsmäßig zusammengehalten wirkt. Aber nur so wird am Ende eben auch wieder alles gut – und vermutlich muss das so sein, damit selbst ein das Thema Tod so prominent in den Fokus rückender Film wie «Bailey 2 – Ein Hund kehrt zurück» am Ende immer noch durch und durch ein Wohlfühlfilm ist.
Fazit
«Bailey 2 – Ein Freund fürs Leben» erzählt eine reifere Geschichte als noch der erste Teil und profitiert von einem überzeugenderen Synchronsprecher in der Rolle des Titelhundes. Und obwohl die Story zwischenzeitlich an Kitsch und Überkonstruktion zu scheitern droht, geht man am Ende doch mit einem bemerkenswerten Wohlgefühl aus dem Kino.
«Bailey 2 – Ein Freund fürs Leben» ist ab dem 13. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.
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