Die Sat.1-Comedys am Freitagabend haben in den vergangenen Monaten deutlich an Zugkraft eingebüßt. Welche Formate besonders schlecht liefen und was bis heute am besten funktioniert…
Es liegt ziemlich genau ein Jahr zurück, dass sich Sat.1 öffentlichkeitswirksam als neue Heimat der deutschen Comedy-Szene gefeiert hat. "Ich kriege hier so geile Shows, der Vertrag ist viel besser“, schoss Bülent Ceylan in seiner Rolle als Sat.1-Nezugang auf den letzten Screenforce Days in Richtung RTL. Tatsächlich schien damals viel möglich, mit Bülent Ceylan, Hugo Egon Balder, Paul Panzer, Luke Mockridge und Co zeigte sich Sat.1 so gut aufgestellt wie schon lange nicht mehr.
Zwölf Monate später dürfte sich Ernüchterung breitgemacht haben, was zumindest zu einem kleinen Teil auch an Bülent Ceylan liegt. Seine Primetime-Show
«Game of Games» startete im letzten Jahr zwar mit einem zweistelligen Marktanteil, rutschte danach aber klar ab. Zwischenzeitlich ging es sogar auf miese 5,7 Prozent in der Zielgruppe hinab. Ob es mit «Game of Games» weitergehen wird, ist höchst zweifelhaft, Bülent Ceylan hat eine weitere Staffel für sich schon ausgeschlossen. Abgesehen von einem Sitcom-Projekt für Sat.1, über das in den letzten Monaten spekuliert wurde, ist es ruhig geworden um Ceylan.
Mindestens genauso enttäuschend ist derzeit die Performance von
«Genial daneben», dessen anfänglicher Erfolg den neuaufgelegten Fun Freitag 2017 überhaupt erst möglich machte. Die Show mit Hugo Egon Balder hatte zuletzt immer häufiger mit Problemen zu kämpfen, die neue Staffel startete am letzten Freitag sogar mit neuen Tiefstwerten. Nicht einmal eine Million Zuschauer schalteten die Erstausstrahlung ab 22.25 Uhr ein, beim jungen Publikum kletterte der Marktanteil in der Folge nicht über schwache 6,3 Prozent. Zur Verteidigung sei allerdings gesagt, dass es Sat.1 der Show in einem von Wiederholungen durchsetzen Programmfeld nicht wirklich leicht machte.
Noch hinzu kommt, dass der eine oder andere Zuschauer inzwischen schlicht
übersättigt von der Rate-Show sein dürfte. Zusätzlich zu den regulären Folgen beglückte Sat.1 seine Zuschauer in den vergangenen Monaten mit abendfüllenden Weihnachts-, Schlager- und Oster-Specials. Schaden dürfte der Marke vor allem aber der Vorabendleger «Genial daneben - Das Quiz» zugefügt haben, der auch nach zehn Monaten nicht auf die Beine kommen will. Auch wenn die Verantwortlichen betonen, dass es sich um zwei verschiedene Formate handelt: Manch (Gelegenheits)-Zuschauer wird dies kaum so klar voneinander trennen.
Abseits von «Genial daneben» liefen viele Formate in letzter Zeit ziemlich unspektakulär. Die bis dato letzte Folge vom
«Promi-Flaschendrehen» erreichte nur mit Mühe den Senderschnitt, die Retro-Show
«Was für ein Jahr!» steigerte sich nach einem enttäuschenden Start zumindest mit ihrer zweiten Folge auf über neun Prozent. Hugo Egon Balders
Witzeshow «Richtig witzig» funktionierte im vergangenen Jahr zwar quotentechnisch gut, dürfte sich nach zehn Folgen inhaltlich aber erst einmal erschöpft haben. Besser sieht es hingegen für
«Mord mit Ansage» aus, das aus Quotensicht im letzten Herbst zumindest ordentlich bis gut funktionierte. Schon in den kommenden Tagen sollen drei neue Folgen der Show mit Bill Mockridge aufgezeichnet werden.
Wichtigster Quotenbringer am Fun Freitag beim jungen Publikum bleibt aber nicht Bill, sondern Sohn Luke Mockridge. Auch wenn sein
«Catch!» am „Fang Freitag“ im Frühjahr zwischenzeitlich in die Einstelligkeit abrutschte, lief es mit bis zu 10,3 Prozent immerhin ordentlich.
«Luke! Die Schule und ich» blieb in den vergangenen Wochen zwar ebenfalls hinter früheren Bestwerten zurück, machte mit bis zu 12,3 Prozent unterm Strich aber dennoch eine überdurchschnittliche Figur. Am besten lief es für Mockridge in der jüngeren Vergangenheit mit Specials, seine Reise in die 2000er kam im letzten Oktober beispielsweise auf starke 13,7 Prozent in der Zielgruppe.
Und dennoch zeigt der Quotentrend auch bei Luke Mockridge in der Tendenz nach unten. Als der Nachwuchs-Comedian im vorletzten November ein 90er-Special veranstaltete, sahen das sogar noch 15,3 Prozent der Umworbenen. Auch seine Schulshow lief in den vergangenen beiden Jahren mit bis zu zwei Millionen Zuschauern und mehr als 14 Prozent in der Spitze schon erfolgreicher.
Fazit: Dramatisch ist die Lage am Fun Freitag zwar noch nicht, die Euphorie der ersten Monate dürfte beim Bällchensender aber erst einmal verflogen sein. Abgesehen von Lukes ordentlich angelaufener Fang-Show gelang es den Verantwortlichen in der jüngeren Vergangenheit nicht, neue Showideen erfolgreich an den Mann zu bringen. Auf der anderen Seite tun sich die „Stammformate“ zunehmend schwerer als noch vor ein oder zwei Jahren. Dass die RTL-Show «Let’s Dance» beim jungen Publikum derzeit so stark wie seit vielen Staffeln nicht mehr unterwegs ist, wird es für Sat.1 in den letzten Wochen bei alledem nicht leichter gemacht haben. Und trotzdem: Wenn Sat.1 auch langfristig etwas am Erhalt des Fun Freitags liegt, wird man am Ausprobieren von neuen Konzepten nicht vorbeikommen - und das am besten schon möglichst bald.
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