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Satellite-App – Großangriff auf Mobilfunkanbieter?

Seit vergangener Woche ist die App Satellite des deutschen Internet-Telefonie-Anbieters sipgate nach längerer Entwicklungszeit auch offiziell für Android verfügbar.

Die junge App Satellite stellt dem Nutzer eine reguläre Handynummer mit deutscher Vorwahl zur Verfügung und unterscheidet sich damit von bisherigen Platzhirschen wie Skype im VoIP-Bereich. Die Telefonie funktioniert zwar ebenfalls über das Internet, die Nutzer sind allerdings wie mit jeder regulären Nummer von normalen Festnetznummern oder Handynummern aus erreichbar und können diese ebenfalls anrufen. Eine zusätzliche SIM-Karte wird dafür nicht benötigt.

Die seit mehreren Monaten funktionsfähige iOS-Version der App nutzen laut Hersteller bereits mehr als 100.000 Menschen. Die Registrierung erfolgt über eine reguläre E-Mail-Adresse. Eingeloggt wird sich per E-Mail und Passwort. Nach erfolgreicher Registrierung erhält der Nutzer eine Rufnummer mit 015678-Vorwahl samt Mailbox. Zunächst kann allerdings nur zu anderen Satellite-Nutzern telefoniert werden. Die Rufnummer, die Telefonie zu regulären Telefonnummern erlaubt, wird erst nach Eingabe eines Freischaltcodes aktiviert, der per Post versandt wird. Nach Freischaltung der App stehen jedem Nutzer dann 100 Freiminuten zur Verfügung.

Satellite ist als Freemium-Dienst konzipiert. Die Basisversion bleibt dauerhaft kostenfrei mit 100 Freiminuten im Monat. Die Premium-Version kostet 4,99 Euro im Monat und bietet unbegrenzte Freiminuten, diese ist für Android noch nicht verfügbar. Nutzbar ist die App ab dem iPhone 6 (iOS10) oder mit allen Smartphones ab Android 6. Die Anrufe werden verschlüsselt, daher ist die App auch in öffentlichen WLANs nutzbar. Verfügbar ist Satellite bisher in 55 Ländern:



Vor einiger Zeit wurden in Europa zwar die Roaming-Gebühren gekippt, Anrufe von Deutschland aus in europäische Länder kosten über die gängigen Mobilfunk- oder Festnetzlösungen allerdings weiterhin Extragebühren. Diese fallen mit Satellite vollständig weg. Selbst außerhalb Europas, sei es in den USA, Südkorea oder Thailand kann nun kostenlos, ohne weitere Gebühren telefoniert werden, solange eine stabile Datenverbindung vorhanden ist. Ein weiterer Vorteil: Mit der zweiten Handyrufnummer hat man beispielsweise eine Ausweichadresse, wie viele User dies schon mit einer zweiten Mailadresse nutzen.

Sipgate vermarktet die App als echte Alternative zu regulären Mobilfunklösungen. Die stabile Datenverbindung ist daher ein erstes wichtiges Stichwort, welches angesprochen werden muss. Für Telefonate außerhalb eines WLAN-Netzes ist ein gutes Mobilfunknetz Voraussetzung. LTE- oder HDSPA-Verbindungen sollten verfügbar sein. Ist nur EDGE verfügbar, kann man Telefonate über die App praktisch vergessen. Da die Telefonie übers Internet abgewickelt wird, kostet jede Telefonminute zudem natürlich auch Datenvolumen. Laut Anbieter fallen zwischen 30 und 130 Megabyte pro Stunde an. Weitere Einschränkungen sind beim SMS-Versand vorzufinden, denn dieser funktioniert aktuell noch nicht. Weder Empfang noch Versand von SMS Nachrichten ist mit Satellite möglich. Zukünftig ist geplant, SMS-Empfang zur Verifizierung von Onlinediensten und Banking zu ermöglichen. Private SMS sollen aber nicht unterstützt werden. Bluetooth-Telefonie ist zudem nur mit iOS möglich, nicht aber mit Android-Geräten. Wer also beispielsweise mit dem Auto unterwegs ist, kann mit einem Android-Smartphone nicht per Freisprechanlage über die Rufnummer von Satellite telefonieren.

Aufgrund dieser Einschränkungen kann Satellite bisher noch keine echte Sim-Karte dauerhaft ersetzen und wird den alteingesessenen Mobilfunkanbietern sicherlich kaum Marktanteile abnehmen. Die App ist aus vielen Gründen aber als reine Ergänzung empfehlenswert. Die kostenlosen 100 Freiminuten dürften Wenigtelefonierern im Monat ausreichen, die unbeschränkten Freiminuten in all die oben genannten Länder für 4,99 Euro sind ebenfalls akzeptabel. Auch aus Datenschutzgedanken kann eine zweite Rufnummer im Smartphone ebenfalls sinnvoll sein, beispielsweise als Wegwerfnummer für Verkaufsplattformen im Internet oder den Nebenerwerb. Durch Deaktivierung oder Deinstallation der App ist man unter der Nummer dann nicht mehr erreichbar. Die Hauptnummer bleibt so Freunden und Bekannten vorenthalten. Wer technikaverse Verwandte im Ausland hat, für die Skype oder WhatsApp ein Fremdwort darstellen, wird ebenfalls besonders glücklich sein, da diese nun kostenlos unter ihrer gängigen Festnetz- oder Handynummer erreichbar sind. Zukünftig sind außerdem die Implementierung von Konferenzgesprächen und die parallele Nutzung auf Desktop und mobilen Geräten geplant.

Abschließend noch zwei Anmerkungen aus der Kategorie Tipps und Tricks:
1. Wer im nichteuropäischen Ausland Kosten sparen und auf seiner regulären Handynummer erreichbar sein möchte, richtet vor Reisebeginn eine Weiterleitung von dieser auf die Satellite-Nummer ein. So kann im Zielland auch die SIM-Karte eines lokalen Anbieters eingelegt werden und die Erreichbarkeit bleibt weiter gewährleistet

2. Der O2-Subanbieter netzclub bietet seit einigen Jahren werbefinanziert eine Sim-Karte mit kostenlosem Inklusivvolumen an. Momentan sind 200 Megabyte jeden Monat inklusive. Diese erhält jeder Nutzer der Werbung per SMS oder E-Mail zustimmt. Wer zusätzlich die App „netzclub+“ installiert, die Werbung auf dem Lockscreen des Smartphones schaltet, bekommt nochmals 300 Megabyte extra, sodass jeden Monat insgesamt ein halbes Gigabyte zur Verfügung stehen. Für Wenignutzer ist diese Sim-Karte daher die ideale Ergänzung zu Satellite. So ist monatlich sowohl kostenloses Surfen, als auch Telefonieren über das Datenvolumen möglich.
30.05.2019 07:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/109718
Marc Schneider

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Tags

satellite

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