Am Samstagabend hat ProSieben zuletzt öfters Quotensorgen gehabt. Wir schauen mal auf die Quoten der Shows in dieser TV-Saison und gehen der Frage nach, ob eine schlecht besprochene Show gleichzeitig zu schlechten Quoten führt.
ProSieben hat derzeit wieder Quotensorgen am Samstagabend. Dass die Physical-Gameshow
«Superhero Germany» sich in dieser Woche nach vier Ausgaben verabschieden wird, dürfte man beim Sender nicht mit Trauer aufnehmen. Denn die Quoten waren von Anfang an miserabel; insofern ist es eigentlich eher ein Wunder, dass ProSieben bis zum bitteren Ende durchgehalten hat. Gestartet mit ohnehin schon mauen 7,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, reichte es bei den 14- bis 49-Jährigen zuletzt nur noch für rund sechs Prozent – viel zu wenig für die Ansprüche von ProSieben, die ja sowieso im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich gesunken sind. Der Senderschnitt lag im April beispielsweise bei 9,6 Prozent und somit anders als 2018 im einstelligen Bereich.
Hinzu kamen bei «Superhero Germany» schlechte Kritiken; bemängelt wurde unter anderem, dass das Gebotene
„zu schnell, zu hektisch, zu kalt, zu stark abgekupfert und zu lange zu eintönig“ gewesen sei. Kritisiert wurde auch, dass Fehler der Vergangenheit wiederholt worden sind. Wie bei «Time Battle – Kämpf um deine Zeit!» seien die Einspieler viel zu lang gewesen. «Time Battle» ist der größte Show-Flop von ProSieben der jüngsten Zeit: Am 25. August 2018 kam die dreistündige Sendung nicht über mickrige 4,9 Prozent bei den Umworbenen, lediglich 0,60 Millionen aller Fernsehenden schauten zu. ProSieben zog daraufhin die Notbremse und war gezwungen, die kommenden drei Samstage wieder auf Filme umzuschwenken.
«Alle gegen Einen» war im Herbst der Versuch, eine Live-Show mit Publikumseinbindung zu etablieren. Über eine App konnten die TV-Zuschauer allerlei banale Dinge schätzen, etwa wie viele Heliumballons nötig sind, um ein neunjähriges Mädchen abheben zu lassen. Zwar wurde das zum Anfang
auch nicht inhaltlich in den Himmel gelobt, wenigstens blieb der Totalausfall bei den nackten Zahlen aber aus. 8,6 Prozent wurden zu Beginn gemessen, eine Woche später war man schon bei 9,2 Prozent angelangt und in Woche drei gab’s mit 11,2 Prozent sogar einen Rekord – das Aushalten hat sich also in diesem Fall für ProSieben gelohnt. Allerdings rutschte man zum Staffelfinale wieder auf 8,9 Prozent ab, die Bilanz fällt demnach durchwachsen aus.
Events zünden größtenteils nicht mehr
An die großen Raab-Events wollte ProSieben wohl mit
«Die ProSieben Wintergames» anknüpfen, doch das an die «Wok-WM» erinnernde Wintersport-Event aus dem österreichischen St. Anton fiel
sowohl in der Kritik als auch bei dem Publikum gnadenlos durch. Nachdem die erste von zwei Ausstrahlungen am Freitag noch halbwegs erträgliche 8,6 Prozent verbucht hatte, ging es einen Tag später am 15. Dezember auf katastrophale 6,5 Prozent runter.
«Die 1. Headis Team-WM» kam im März 2019 ähnlich schlecht weg und blieb bei 7,4 Prozent hängen. Nur auf
«Die Promi-Darts-WM 2019» war am 5. Januar Verlass mit 11,1 Prozent Zielgruppen-Marktanteil. Damit lief es übrigens genauso gut wie 2018, 2017 waren aber noch 14,1 Prozent möglich.
Sonderfall «Schlag den Henssler»
Dass
«Schlag den Henssler» gegen Ende nicht mehr funktioniert hat, lag an vielerlei Faktoren: Zum einen wollten sich viele Zuschauer weiterhin nicht auf Henssler als inoffiziellen Raab-Nachfolger einlassen, zum anderen hatte der TV-Koch offensichtlich selbst die Lust auf die Show verloren. Das Resultat: Die letzte Ausgabe vom 22. September 2018 – von der zu diesem Zeitpunkt aber noch keiner wusste, dass es die letzte mit Henssler werden würde – schmierte mit 7,9 Prozent völlig ab und stellte ein neues Allzeit-Tief auf.
Mit der erneuten Änderung zu
«Schlag den Star» ging es wieder in die richtige Richtung, der Marktanteil des ersten Duells zwischen Sarah Lombardi und Eko Fresh lag am 8. Dezember 2018 bei tollen 14,4 Prozent. Sasha gegen Tim Mälzer verzeichnete im Februar dieses Jahres dann sogar 16,4 Prozent, das entspricht dem bislang besten Wert einer Samstagabend-Show von ProSieben in dieser Saison. Und tatsächlich war diese Ausgabe besonders launig, vor allem dank Mälzers typisch aufbrausenden Art. 14,4 Prozent wurden dann für den Wettkampf zwischen Lucas Cordalis und Paul Janke ausgewiesen.
Sind Joko und Klaas eine der letzten verlässlichen Quotenbringer für ProSieben?
Joko und Klaas, die immerhin für eine gewisse Qualität stehen und bei denen die Kritik auch meist wohlwollend ausfällt, haben in der Vergangenheit keine größeren Quoten-Probleme gehabt. Einzig
«Die beste Show der Welt» machte im September mal einen Ausreißer nach unten mit mageren 8,1 Prozent Marktanteil. Die März-Sendung lief mit 12,0 Prozent dann jedoch wieder erheblich besser. Auch die Promi-Variante von
«Das Duell um die Welt – Team Joko gegen Team Klaas» kam bisher mit Werten zwischen 13,8 und 14,6 Prozent äußerst gut an. Damit konnte das Special
«Weihnachten mit Joko und Klaas» am 22. Dezember 2018 gewiss nicht mithalten, performte mit 11,6 Prozent aber bei Weitem nicht schlecht und war noch immer ganz klar oberhalb des Senderschnitts.
Nur wenn Joko alleine eine Show macht, wie das eben bei
«Beginner gegen Gewinner» der Fall ist, dann sind die Quoten inzwischen nicht mehr allzu erfreulich. Seit der Premiere 2017 hat sich das Format zahlenmäßig Stück für Stück verschlechtert, die Quotenkurve zeigt ganz klar nach unten. Sehr gute 13,0 Prozent wurden mit der allerersten Folge generiert, solide 10,6 Prozent mit der zweiten. 2018 aber waren nur noch 9,4, 8,9 sowie schlussendlich 5,7 Prozent drin. Von den anfangs rund eineinhalb Millionen Zuschauern ab drei Jahren sind nicht mal die Hälfte übriggeblieben (0,67 Millionen). Auch das Hinzufügen von Promis und eine anlässlich des Red Nose Days live ausgestrahlte Folge half dem Format demnach nicht mehr auf die Beine.
Top5 erfolgreichste ProSieben-Samstagshows der TV-Saison 2018/19
- «Schlag den Star» v. 09.02.19: 16,4 % / 2,01 Mio.
- «Das Duell um die Welt – Team Joko gegen Team Klaas» v. 24.11.18: 14,6 % / 1,54 Mio.
- «Schlag den Star» v. 08.12.18: 14,4 % / 1,66 Mio.
- «Schlag den Star» v. 16.03.19: 14,4 % / 1,54 Mio.
- «Das Duell um die Welt – Team Joko gegen Team Klaas» v. 01.12.18: 13,8 % / 1,38 Mio.
MA 14-49 J. / Zuschauer ab 3 J.
Beim Blick auf die fünf bis dato erfolgreichsten Samstagabend-Shows von ProSieben der Saison stellt man also fest: «Schlag den Star» und «Das Duell um die Welt» sind die wichtigsten Formate für ProSieben, sie haben am meisten Erfolg gehabt. Und es sind auch diejenigen, die am wenigsten starker Kritik ausgesetzt sind – sieht man mal von der ewigen Debatte um die zu häufigen Werbeunterbrechungen ab, über die vor allem Social-Media-Nutzer ihrem Ärger Luft machen.
Am unteren Ende befinden sich dagegen tendenziell schlecht besprochene Sendungen: Zweimal ist «Superhero Germany» vertreten, das auch nur einmal gelaufene «Time Battle» hält die Spitzenposition mit 4,9 Prozent. «Die ProSieben-Wintergames» sind auf Rang fünf, «Beginner gegen Gewinner» hat sich den vorletzten Platz mit den 5,7 Prozent vom Oktober 2018 gesichert. Es ist also doch was dran, dass sich qualitativ hochwertige Produktionen eben doch meistens besser schlagen als solche, wo inhaltlich einiges im Argen liegt.
Es gibt 14 Kommentare zum Artikel
12.05.2019 13:10 Uhr 12
Dummerweise gibts keine Show mehr, wo es eines großen Showmasters bedarf (der Klaas aber auch noch nicht ist).
Ist auch einer der wenigen im TV dem ich eine Politiksendung geben würde. Quasi ein Markus Lanz, nur weniger.....Lanz.
Ich würde ja gern mal Klaas mit Beginner gegen Gewinner im ZDF sehen. Ich find die Grundidee toll, ist ja quasi Wetten dass. Mit Klaas ist es dann ZDF tauglich und dann schalten auch mehr Senioren ein. Meine Oma liebt Wetten dass, meine Mutter mags zumindest, beide schauen aber (fast) nie Pro7. Es existiert einfach nicht für sie, weil sie alles für die junge Zielgruppe einstufen. The Voice ist da die Ausnahme. Bei Joko oder Klaas ist aber klar was kommt...da kann Beginner gegen Gewinner noch so schön für den Sport sein.
Das mit den Dutzenden Plattformen ist wirklich nervig.
Beispielsweise kann ich zwar alle Sendungen in der 7TV App nachschauen, für den Livestream brauche ich dann aber die App des entsprechenden Senders.
Aber in Joyn sollen ja mehrere Sender sein, wie auch Eurosport. Dann kann man hoffen dass sich das bessert.
12.05.2019 13:17 Uhr 13
Im Juni sollen aber die Livestreams ja auf allen Endgeräten von AndroidTV bis Website über Mobile Geräte zu streamen sein.
Aber wie gesagt Livestreams von ran, den ProSiebenSat.1 Websites oder sportdeutschland.tv halt nicht.
Und hier hoffe ich einfach, dass diese auch bei Joyn zu finden sind. Alles an einer Stelle.
Kann mir irgendwie nicht vorstellen, das man die teueren DTM-Rechte/Übertragungen weiterhin nur mit der ran App verbreiten möchte um die ran App zu pushen.
17.11.2019 09:46 Uhr 14
Im Juni sollen aber die Livestreams ja auf allen Endgeräten von AndroidTV bis Website über Mobile Geräte zu streamen sein.
Aber wie gesagt Livestreams von ran, den ProSiebenSat.1 Websites oder sportdeutschland.tv halt nicht.
Und hier hoffe ich einfach, dass diese auch bei Joyn zu finden sind. Alles an einer Stelle.
Kann mir irgendwie nicht vorstellen, das man die teueren DTM-Rechte/Übertragungen weiterhin nur mit der ran App verbreiten möchte um die ran App zu pushen.