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«Chilling Adventures of Sabrina»: Die dämonische Balance zwischen Themen und Plot

In unserem Spoiler-Serientäter über den zweiten Teil von «Chilling Adventures of Sabrina» nehmen wir die okkulte Netflix-Serie genauer unter die Lupe und fragen uns: Wo soll die Hexenreise noch hingehen?

Die ersten beiden Staffeln von «Chilling Adventures of Sabrina», oder eher die ersten beiden "Teile" wie Netflix sie etikettiert, liegen hinter uns, neue Folgen sind aber schon angekündigt. Ein riesiger Segen für das Serienaufgebot bei Netflix, denn wie wir hier schon mehrmals festgehalten haben, gehört die schaurige Archie-Comics-Serienadaption zur qualitativen Speerspitze der Originalserien beim Video-on-Demand-Dienst. Nun, da Serienfans genügend Zeit hatten, sich die zweite Season anzuschauen, gibt es für uns auch keinen Grund mehr, vor Spoilern zurückzuschrecken.

Somit können wir nun auch explizit auf die zweite Hälfte der neuen Season eingehen – und die wirft große Fragen für die Zukunft von «Chilling Adventures of Sabrina» auf. Denn die zog das Tempo des «Riverdale»-Spin-offs massiv an und verlegte den Fokus von Sabrinas Versuchen, sich in die Akademie der unsichtbaren Künste einzugliedern, auf einen turbulenten, actionreichen Mini-Storyarc rund um eine finstere Prophezeiung. Innerhalb der Episoden sechs bis neun der zweiten «Chilling Adventures of Sabrina»-Staffel ziehen missionarisch veranlagte Mörderengel eine tödliche Schneise durch die okkulte Akademie, gründet Pater Blackwoood einen seinen Theorien gewidmeten Glauben, entdeckt Sabrina neue, massive Kräfte in sich, sie wird für den Anti-Messias gehalten, sie glaubt, die Bringerin der Apokalypse zu sein und sie legt den dunklen Lord in einem komplexen, semi-improvisierten Plan herein, so dass er (vorerst?) niemandem gefährlich werden kann. Hui. Viel Stoff für etwa vier Serienstunden.

Aber was man dem Autorenteam von «Chilling Adventures of Sabrina» lassen muss: Es gelingt ihm, diese massive Eskalation nicht so wirken zu lassen, als würde es plötzlich durch eine Staffel an Material hetzen. Der bombastische Rummel in diesen vier Episoden ist eine konsequente Weiterführung der vorab eingeführten Themen dieser Serie sowie der figurenzentrischen Handlungsbögen. Sabrinas immer größere Ausmaße annehmendes Kartenhaus an Tricksereien, Kompromissen und Improvisationen bricht schlagartig in sich zusammen (wie in Staffel eins, nur massiver), während an anderer Stelle nach über einem Dutzend Episoden die ständigen Intrigen, doppelbödigen Tricks und vier Mal um die Ecke gedachten Betrügereien Mary Wardwells kulminieren. Das rechtfertigt auf Handlungsebene eine vier Episoden lange, atemlose Hatz gen explosives Staffelfinale.

Auf thematischer Ebene unterdessen finden die Gesellschaftskommentare der Serie zusammen: Es wird deutlich, dass Sabrina sich nicht trotz ihres Halbblutdaseins durchsetzen muss, sondern sie ihre Andersartigkeit zum Vorteil nutzen muss. Blackwooods Doppelzüngigkeit wird deutlicher denn je, etwa in seiner spontanen Neuausrichtung der Akademie, während er den Frauen um ihn herum Loyalität vorbetet oder darin, dass er stets Sabrinas Potential erahnt hat und sie genau deswegen kleinzuhalten versuchte, denn er als mächtiger Mann möchte nicht mitansehen, dass eine mächtige Frau aufsteigt.

Und bei all dem findet die Serie noch immer Gelegenheit, ihre Hauptfigur mit Makeln zu versehen, da sich Sabrina durch ihre Sprunghaftigkeit überhaupt erst in einige der brenzligen Situationen gegen Ende der Staffel manövriert hat. Merke: Eine Neuordnung braucht zwar Inbrunst, aber auch Voraussicht, will man sie erfolgreich in die Wege leiten.

Ausführende Produzenten

  • Lee Toland Krieger
  • Jon Goldwater
  • Sarah Schechter
  • Roberto Aguirre-Sacasa
  • Greg Berlanti
Der Mini-Cliffhanger für Staffel drei deutet an, dass die nächste Season diese Schlag-auf-Schlag-Narrative beibehält, denn laut Sabrina steht nun eine Fahrt zur Hölle an. Da ist keine Zeit mehr, um Episode für Episode irgendwelche Regeln, Vorschriften oder Rituale zu beugen, wie es in den ersten beiden Runden der Fall war. Dieser Wandel könnte «Chilling Adventures of Sabrina» aber gut tun: Serien sollten nie zu statisch werden, und daher kann ein etwas anderer Episodenduktus frischen Wind in dieses Format bringen, zumal endlich alle Hauptfiguren auf einer Seite sind.

Die Figuren rund um Sabrina sind bereits bestens etabliert, doch wie sich ihre gemeinsame Dynamik äußert, wurde bislang quasi nur angedeutet. Das verspricht durchgedrehten dunkelmagischen Actionspaß für Staffel drei – aber bei «Chilling Adventures of Sabrina» sollte man sich nie zu sicher sein; die Serienmacher verstehen was von überraschenden Wendungen.
18.04.2019 11:53 Uhr Kurz-URL: qmde.de/108721
Sidney Schering

super
schade


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Tags

Netflix Riverdale Chilling Adventures of Sabrina

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Es gibt 8 Kommentare zum Artikel
Anonymous
18.04.2019 17:58 Uhr 6


Ich fürchte, du warst eher lesefaul, denn direkt im ersten Satz meines Artikels habe ich geschrieben:


berlinertyp
18.04.2019 19:06 Uhr 7
Touché, Sid! Es war auch generell eher eine Kritik - weil es mir jüngst mehrfach aufgefallen ist bei Artikel von dir. Auch nicht böse gemeint. ;)
Anonymous
18.04.2019 19:28 Uhr 8


Ich wäre mir keiner Recherchefehler aus letzter Zeit bewusst, geschweige denn einer Häufung derer. Für Flüchtigkeitsfehler nehme ich indes keine Garantie, wir sind ja alle menschlich. Aber das würde man ja nicht mit Recherchefehlern zusammenwerfen?



Generell wär's hilfreicher, dann direkt in einem Kommentar oder einer Mail zum Artikel darauf einzugehen (oder meinethalben via PM an mich hier im Forum), statt Tage (Wochen?) später in einem Kommentar zu einem anderen Artikel zu schreiben, dass es zuletzt mal irgendwo Fehler gab. Wie soll man das denn nun noch rekonstruieren und revidieren? :wink:



Und deine Kritik am Podcast Anfang des Jahres, der mit Vorlauf aufgezeichnet wurde, was ich in einer Infobox angemerkt habe, dir aber zu wenig war, lasse ich nicht als Recherchefehler durchgehen. :lol:




Klang in meinen Ohren so, aber ich mag nicht nachtragend sein. :wink:
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