Am Montag schauten Millionen von Menschen besorgt nach Paris: In Notre Dame brach ein Feuer aus. Viele mussten sich ihre Informationen beim Privatfernsehen und online holen, da ARD und ZDF spät reagierten ...
Am Abend des 15. Aprils blickte die Welt erschüttert nach Paris: Die legendäre Kathedrale von Notre Dame, ein Meisterwerk der gotischen Baukunst, das Jahrhunderte von Kunst und Kultur in sich vereint und auch beeinflusste, stand in Flammen. Im Rahmen der quasi ständigen Restaurierungsarbeiten, die das von 1163 bis 1345 errichtete Bauwerk instand halten sollen, kam es zu einem derzeit noch ungeklärten Unglück, wodurch in dem Pariser Wahrzeichen ein Feuer ausbrach, das sich schnell ausbreitete und nur schwer unter Kontrolle zu kriegen war. Die Anteilnahme weltweit war groß – und in Deutschland wurde zudem schnell Kritik an den hiesigen, öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern laut.
In den sozialen Netzwerken wurde bemängelt, dass die «Tagesschau» zwar vergleichsweise zügig online berichtete, ihre Berichte jedoch lange Zeit spärlich ausfielen. Was schwer daran ausfiel: Im Fernsehen dauerte es sehr lange, bis Das Erste und ZDF vom Programmablauf abwichen, während neben französischen Medien auch CNN und die BBC eilig auf die Tragödie reagierten. Auch aus den früheren eigenen Reihen hagelte es Kritik. So twitterte der jetzige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet: "Rechte Hetzer verbreiten erste Verschwörungstheorien und der öffentlich-rechtlich Rundfunk schläft" und Ulrich Deppendorf, der frühere Leiter des ARD-Hauptstadtstudios, äußerte auf Twitter, dass es für ihn "schwer nachzuvollziehen" sei, dass Das Erste zu den Ereignissen in Paris keinen «Brennpunkt» gebracht hat. Auch die ehemalige WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour Mikich fragte, wieso sie CNN und BBC einschalten müsse.
Dass aber großes Interesse daran bestand, die Ereignisse im deutschen Fernsehen zu verfolgen, belegen unter anderem die Quoten der 20-Uhr-
«Tagesschau»: 5,15 Millionen Menschen schalteten die ARD-Hauptnachrichten ein, das resultierte in 18,6 Prozent Marktanteil. Sieben Tage zuvor holte die 20-Uhr-«Tagesschau» dagegen noch 4,74 Millionen Interessenten und 16,6 Prozent Marktanteil. Ab 22.15 Uhr erreichten diesen Montag die regulären
«Tagesthemen», eingekesselt von einer wenig gefragten «Hart aber fair»-Ausgabe und einer ebenfalls mäßig erfolgreichen «Deniz Yücel»-Doku, 2,89 Millionen Wissbegierige. Das glich guten 12,3 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen wurden sogar sehr tolle 9,9 Prozent Marktanteil eingefahren. Ein
«Tagesthemen Extra» kam ab 23.35 Uhr wiederum nur noch auf 7,4 respektive 6,3 Prozent Marktanteil.
Auch im ZDF wurde nur wenig über Notre Dame berichtet, das
«heute-journal» überzeugte ab 21.45 Uhr dennoch 5,64 Millionen Interessenten, darunter 0,83 Millionen Jüngere. Mit 19,7 und 9,2 Prozent Marktanteil waren sehr tolle Zahlen drin. RTL derweil meldete sich ab 22.50 Uhr mit einem
«RTL Nachtjournal Spezial» zum Thema, als das Feuer bereits endlich unter Kontrolle gebracht wurde. 1,61 Millionen Fernsehende, darunter 0,67 Millionen Umworbene, sorgten für passable 8,2 beziehungsweise 10,8 Prozent Marktanteil.
Hohe Tagesmarktanteile
Bei den 14- bis 49-Jährigen bekamen n-tv und WELT durch ihre gefragte Notre-Dame-Berichterstattung einen ordentlichen Quotenpush. Mit einem Tagesmarktanteil von 2,9 Prozent zog n-tv an ZDFneo (2,3%) und Nitro (2,1%) vorbei, WELT lag mit 1,6 Prozent auf Augenhöhe mit Super RTL.Dass ein früheres Reagieren eine große Nachfrage bedient hätte, zeigen letztlich die Zahlen der privaten Nachrichtensender. So kamen die fast fünf Stunden an Berichten über den Brand in der Pariser Kathedrale bei n-tv ab 19.30 Uhr im Schnitt auf 0,74 Millionen Wissbegierige, darunter 0,32 Millionen Umworbene. Damit holte sich der Sender stattliche 3,1 Prozent bei allen und 4,4 Prozent bei den Jüngeren. WELT wiederum zeigte mehrere Sondersendungen, die erste von ihnen, mit etwas mehr als 70 Minuten Laufzeit, kam ab 19.35 Uhr auf 1,1 respektive 1,7 Prozent Marktanteil. Die Reichweite lag bei 0,30 Millionen Fernsehenden insgesamt respektive 0,13 Millionen 14- bis 49-Jährigen.
© AGF in Zusammenarbeit mit der GfK/TV Scope/media control. Zuschauer ab 3 Jahren und 14-49 Jahre (Vorläufige Daten), BRD gesamt/ Fernsehpanel D+EU Millionen und Marktanteile in %.
Es gibt 20 Kommentare zum Artikel
17.04.2019 00:01 Uhr 18
17.04.2019 00:02 Uhr 19
17.04.2019 00:40 Uhr 20
Was ist das denn bitte für ein Post? :shock:
Du wiegst hier zwei Dinge gegeneinander auf, die gar nicht gegeneinander aufgewogen werden können. Es ist ja eine Sache so wirklich gar keinen Bezug zu Kunst und Kultur zu haben, aber so gar kein Verständnis dafür aufzubringen...ja, da weiß ich auch nicht, was ich dazu schreiben soll.
Es ist übrigens auch nicht die Aufgabe der Bürger etwa für günstigen Mietraum zu sorgen. Das sind nämlich diejenigen, die nun für den Aufbau Notre Dames in die Tasche greifen. Denke nicht, dass da vom Staat soviel subventioniert werden muss und wenn dann wird das aus dem Kulturetat abgezwackt.
Finde übrigens auch nicht, dass man dafür das laufende Programm unterbrechen und eine Liveberichterstattung aus dem Boden kloppen muss. Vielleicht mal 5 Minuten zwischen den Sendungen - mir ist der Programmablauf nun nicht so bekannt, aber da kommen doch zwischen zwei Slots immer Nachrichten - aber ansonsten wüsste ich auch nicht, weshalb man da nun Stunden lang das brennende Gebäude zeigen müsste, wenn es ohnehin keine neuen Erkenntnisse gibt.