Mit «Unser Planet» zeigt Netflix eine der eindrucksvollsten Naturdokus seit langem. Dabei beschränkt sie sich nicht auf eindrucksvolle Bilder, sondern macht schonungslos klar, was für uns alle auf dem Spiel steht.
Sollten Sie immer noch nicht verstanden haben, warum reihenweise Schüler freitags dem Unterricht fernbleiben, um für ihre Zukunft demonstrieren zu gehen, kann ich Ihnen die neue Netflix-Naturdoku-Reihe «Unser Planet» ans Herz legen: Denn die zeigt eindrucksvoll wie lange nicht, was es zu erhalten gilt – und was durch unser Nichtstun unwiederbringlich vernichtet zu werden droht.
Das Format ist in seiner Ambition und Stoßrichtung dabei ähnlich explizit wie der vorgehende Einleitungsabsatz dieses Textes. «Unser Planet» will sich als Sendung nicht damit begnügen, faszinierende Bilder erhabener Naturphänomene zu zeigen – obwohl ihr dies durch Einsatz modernster technischer Mittel und enormen filmischen Geschicks zweifellos gelingt. Stattdessen macht sie mit Nachdruck auf all das aufmerksam, was der globalen Erwärmung in erschreckend naher Zukunft zum Opfer fallen wird, wenn die gesamte Menschheit nicht endlich konkrete Gegenmaßnahmen ergreift.
Eisbären verlieren durch das Abschmelzen der Polkappen ihre Lebensräume. In zahlreichen Weltregionen wird das Wasser knapp. Und in Lateinamerika ist die einzigartige Artenvielfalt in den Regenwäldern bedroht. Das mag in einer solchen Aufzählung alarmistisch klingen, doch «Unser Planet» wählt einen anderen Duktus. Anstatt plakativ wachrütteln zu wollen, will das Format durch seine eindrucksvollen Bilder und seine ausgereifte Narrative so sehr beeindrucken und für sein Thema begeistern, dass sich die Haltung, der Handlungsdruck und das Engagement des wachen Zuschauers wie von selbst einstellen sollen. Das mag kühn sein und vielleicht auch überambitioniert, ist aber genau der richtige Weg.
Dazu passt auch die Wahl des Erzählers im angelsächsischen Original, des unverwechselbaren britischen Broadcasting-Urgesteins Sir David Attenborough, der naturgeschichtlichen Sachverstand und einen Sinn für ansprechendes Erzählen perfekt miteinander vereint. In anderen Märkten durften ähnlich prominente Persönlichkeiten ans Mikrofon – etwa Penélope Cruz in der europäischen spanischen Fassung und Salma Hayek in der Version für den lateinamerikanischen Markt.
Die wirklichen Stars dieser Reihe sind aber Regisseur Alastair Fothergill und Kameramann Roger Horrocks, die aus ihrem Vorhaben nicht nur ein visuelles Meisterwerk machten, sondern in ihm auch angenehm unaufdringlich, aber eindrücklich schildern, was für uns alle auf dem Spiel steht. Dass es kluge junge Menschen gibt, die das auch ohne opulente Naturdokus verstanden haben, gereicht ihnen zur Ehre. Allen anderen kann «Unser Planet» eine prägnante und zugleich wunderschöne Aufklärung sein.
«Unser Planet» ist bei Netflix verfügbar.
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