Der putzige Animationsfilm «Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik» besticht mit liebenswerten Figuren und einem findigen, dialogfreien Erzählduktus.
Filmfacts «Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik»
- Regie und Drehbuch: Hélène Giraud; Thomas Szabo
- Schnitt: Benjamin Massoubre; Valerie Chappellet
- Musik: Mathieu Lamboley
- Laufzeit: 92 Minuten
- FSK: ohne Altersbeschränkung
Es ist eine ungeheuerlich knuffige, putzige Reihe, die viel, viel zu unbekannt ist: «Die Winzlinge». Nach einem wahren Berg an dialogfreien Kurzfilmen, in denen sich niedlich gestaltete, computeranimierte Insekten und andere Winzwesen vor realen Naturaufnahmen tummeln, schaffte es die französische Mischfilmserie mit «Die Winzlinge – Operation Zuckerdose» auf die große Leinwand. Die kleinen, süßen Sketche weichen darin einer großen, noch immer herzlichen Erzählung, die allein phantomimisch und durch ulkige Tröt-, Brumm-, Summ- und Knattergeräusche vermittelt werden. Das Ergebnis: Harmlose Filmunterhaltung selbst für die jüngsten Kinogänger, die jedoch mit so großer Passion und derartigem Einfallsreichtum gemacht ist, dass es auch ältere Filmliebhaberinnen und Filmliebhaber zu bezirzen weiß.
Jetzt gelangt eine nicht minder liebevoll gemachte Fortsetzung ins Kino. Und in der kommt es zum Kulturschock für einen kleinen Marienkäfer: In «Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik» machen sich ein Marienkäferjunge und sein Vater in den französischen Alpen auf, eine befreundete schwarze Ameise zu retten. Die wird in einem kleinen Süßwarenladen nämlich von einer garstigen Armee roter Ameisen bedrängt. Bei dieser Rettungsaktion gerät der kulleräugige Junior jedoch in einen Karton mit Maronencremé, der zugeklebt und in einen Lieferwagen gehoben wird. Und damit hat die Reise noch lange kein Ende:
Der Wagen fährt zu einem naheliegenden Flughafen, wo der Karton in ein Flugzeug transportiert wird, woraufhin man den Marienkäfer unwillentlich in die Karibik verfrachtet. Der Herr Papa lässt nichts unversucht, um zu seinem Sohn zu finden und löst daher einen Gefallen bei einer plüschigen Spinne ein. Der Junge wiederum lernt voller Staunen die Flora und Fauna sowie die Freuden und die Gefahren der Karibik kennen …
Wie schon beim ersten «Winzlinge»-Kinofilm und der auch unter dem Titel «Minuscule» bekannten Reihe an TV-Kurzfilmchen führten Hélène Giraud sowie Thomas Szabo Regie und verantworteten das Drehbuch. Wie eh und je gelingt ihnen die hervorragende Illusion, dass die am Computer animierten, mit Knopf- und Kulleraugen versehenen Tierchen wirklich durch die realen Naturaufnahmen tollen. Das Compositing und Shading in «Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik» ist praktisch makellos, was dazu beiträgt, dass man sich liebend gern fallen lässt und für etwas mehr als 90 Minuten glaubt, dass diese verniedlichten Krabbel- und Flügeltiere trotz ihrer versüßlichten Form genauso echt sind wie die stereoskopisch gefilmten Hintergründe.
Diese so perfekt vermittelte Diskrepanz zwischen Realität und verspielter, animierter Kreativität führt auch zu einem konstanten Unterhaltungsfaktor: Es ist schlicht eine große Wonne, wie Giraud und Szabo Versatzstücke aus den natürlichen Gegebenheiten wie Fressfeindschaften und die Gefahren, die Tierchen durch den Menschen gestellt werden, mit bunter Fantasterei verbinden. Wie etwa die Geräusche, die die Winzlinge machen (so piepsen Ameisen wie Funkgeräte und Fruchtfliegen knattern wie alte Motorräder). Auch die kleinen Geschichtlein, die zusammen ein großes, die halbe Welt umspannendes Abenteuer egeben, tänzeln faszinierend zwischen "der Natur entlehnt" (ein Marienkäfer versucht, einem Spinnennetz zu entkommen) und herrlich überzogen (ein Marienkäfer und eine plüschige Spinne steuern eine Spielzeuggaleere, die dank Heliumballons in die Lüfte steigt). Untermalt von variantenreicher, tragender Musik ergibt dies eine witzige sowie spannende Fortsetzung der «Winzlinge»-Reihe.
Vor allem aber haben Hélène Giraud und Thomas Szabo das Kunststück vollbracht, einen Film über Kommunikation zu inszenieren, in dem die Helden kein einziges Wort verlieren. Nur durch Geräusche und Blicke schließen die Winzlinge Allianzen und Freundschaften, überwinden Missverständnisse und tückische Liebeswirrungen.
Fazit: Ab ins Kino und erfreut jauchzen: Putzige Insekten erleben in «Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik» eine lustige, rührende, spannende Geschichte vor paradiesischer Kulisse.
«Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik» ist ab dem 21. Februar 2019 in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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