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Zsá Zsá Inci Bürkle: 'Je mehr Angst ich vor einer Rolle habe, desto mehr will ich sie spielen'

Sie spielte eine Geisel im preisgekrönten Zweiteiler «Gladbeck», als nächstes ist sie in «Walpurgisnacht» zu sehen: Schauspielerin Zsá Zsá Inci Bürkle verdient unsere Aufmerksamkeit.

Ich freue mich stets über die Vorbereitung auf eine Rolle, vor allem auf die Recherche bei Historienrollen. Es ist für mich ein spannender Aspekt des Schauspielens, die Diskrepanzen zwischen mir im Heute und meiner Rolle in ihrer Zeit auszuloten: Was weiß ich über die Zeit, welchen Kontext hat meine Rolle hingegen? Wie steht sie zu ihren Lebensumständen, denkt sie darüber überhaupt nach?
Zsá Zsá Inci Bürkle
Millionen von Filmfans kennen Zsá Zsá Inci Bürkle noch aus ihren Auftritten in den Filmen der «Die wilden Hühner»-Reihe. Von 2008 bis 2011 war die Schauspielerin dann in der RTL-Serie «Doctor's Diary» zu sehen. 2016 kehrte sie zu RTL zurück und stieg bei der Dramedy «Der Lehrer» ein. 2018 war für die auch als Sängerin tätige Mimin jedoch ein besonders geschäftiges Jahr: Sie war in «Der Zürich-Krimi», dem preisgekrönten Zweiteiler «Gladbeck», «Beck is back!», «Morden im Norden», «SOKO Potsdam» sowie «Ein Fall für zwei» zu sehen. Ein Abflauen an Zsá-Zsá-Inci-Bürkle-Auftritten ist noch lange nicht in Sicht – als nächstes ist sie im ZDF-Zweiteiler «Walpurgisnacht» als die Ostdeutsche Steffi zu sehen, die sich mit ihren Lebensumständen zunächst nahezu gar nicht auseinandersetzt.

Bürkle, die im Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie nach Berlin gezogen ist, befasste sich schon früh mit der deutsch-deutschen Geschichte: "Ich ging in die Waldorfschule am Hackeschen Markt und kannte die Gegend von klein auf als hippen Bezirk. Als wir in der Schule dann aber das Thema deutsch-deutsche Geschichte und die Teilung Berlins hatten, und meine Eltern das Thema mit mir vertieft hatten, fand ich das völlig absurd", erklärt die 1995 in Pforzheim geborene Darstellerin. "Die Vorstellung, dass Berlin nur wenige Jahre vorher so völlig anders war, hat mich nicht losgelassen, daher hat mich die Materie schon lange vor dem Rollenangebot fasziniert." Im Vorfeld der Dreharbeiten hat sie sich dann weiter in den Stoff eingearbeitet: "Als ich die Rolle in «Walpurgisnacht» bekam, habe ich mich jedoch noch einmal intensiver mit der Vorstellung befasst, wie es war, in der DDR zu leben." Sie erläutert: "Die Geschichte spielt ja im Harz in einem Dorf, und ich wollte wissen, wie sich das für eine junge Frau angefühlt hatte, wie es sich auf ihr Denken ausgewirkt hat. Ich fand es wichtig, zu verstehen, wie die Lebensrealität meiner Rolle war."

Für Bürkle ist es nichts Neues, sich zur Vorbereitung auf eine Rolle aus eigenem Antrieb in die Materie einzulesen: "Ich recherchiere aus eigenem Antrieb, weil ich das Gefühl habe, dass ich besser spiele, wenn ich mich vorbereite und mehr über die Hintergründe meiner Rollen erfahre", erläutert die Mimin, die 2015 eine Nebenrolle im Megaerfolg «Fack Ju Göhte 2» hatte. "Einmal gab es aber auch Recherche-Hausaufgaben: Bei «Gladbeck» wurde uns viel Material zur Vorbereitung geschickt, weil alle Beteiligten sicherstellen wollten, dass wir dem heiklen Sujet gerecht werden."

Obwohl Bürkle einige kontemporäre Rollen in ihrer Vita stehen hat, hat sie durchaus eine Schwäche für Historienrollen: "Ich freue mich stets über die Vorbereitung auf eine Rolle, vor allem auf die Recherche bei Historienrollen. Es ist für mich ein spannender Aspekt des Schauspielens, die Diskrepanzen zwischen mir im Heute und meiner Rolle in ihrer Zeit auszuloten: Was weiß ich über die Zeit, welchen Kontext hat meine Rolle hingegen? Wie steht sie zu ihren Lebensumständen, denkt sie darüber überhaupt nach?" Auch den besonderen Setaufbau und die Kostüme nennt sie als Gründe, weshalb sie Historienstoffe immer wieder aufs Neue spannend findet. "Ich habe das Gefühl, dass das alles auch enorm beim Spiel hilft. Bei Historienfilmen ist es am Set immer so, als wäre man auf Zeitreise", so Bürkle.

Über die Rollenauswahl, die man als junge Schauspielerin in Deutschland hat, kann Bürkle nach eigenen Angaben nicht all zu sehr klagen. Trotzdem hält sie fest: "Es gibt manchmal Rollen, die mir zu klischeehaft sind. Gerade Frauenrollen können gerne mal flach und austauschbar sein. Und sowas versuche ich zu vermeiden." Sie nennt dafür sogleich mehrere Gründe: "Es ist nicht spannend zu spielen. Zudem habe ich das Gefühl, eine Verantwortung zu haben - als junge Frau, die in der Öffentlichkeit steht. Ich achte daher darauf, ob eine Rolle überhaupt eine runde Persönlichkeit hat." Woran man solch eine Rolle erkennen kann? "Ich frage mich stets: Hat diese Figur eine eigene Stimme, kann sie außerhalb des Drehbuchs existieren, hat sie einen eigenen Antrieb?"

Bürkle befindet: "Es wird besser, die Rollen, die vollauf dagegen verstoßen, werden seltener. Aber es ist noch immer Raum zur Verbesserung." Mit einem lachenden Tonfall schlägt sie vor: "Aus Jux wäre ich trotzdem mal für einen Film, wo alle Rollen, auch die Männerfiguren, von Frauen gespielt werden." Rollen, die sie besonders ansprechen, lassen sich übrigens nicht in einem bestimmten Fach finden, wie Bürkle erläutert: "Ich merke immer wieder: Ich will einfach nur spielen, ich freu mich über jedes Genre und jeden Typus an Figur, solange ich sie glaubwürdig finde." Einen roten Faden hat sie in ihrer Rollenwahl dennoch festgestellt:

"Je mehr Angst ich vor einer Rolle habe, desto mehr will ich sie spielen. Wenn ich beim Casting richtig Schiss habe, freue ich mich besonders, wenn ich das Rollenangebot danach bekomme. Und so richtig Respekt habe ich vor Figuren, die weit von mir weg sind", so Bürkle. Sie führt weiter aus: "Bei denen frage ich mich immer: 'Wo soll ich das herholen?' Aber: Das ist gleichzeitig genau das, was mir schlussendlich am meisten gefällt. Denn ich will die Verwandlung als Schauspielerin, die Herausforderung."

Es wird besser, die Rollen, die vollauf dagegen verstoßen, werden seltener. Aber es ist noch immer Raum zur Verbesserung. Aus Jux wäre ich trotzdem mal für einen Film, wo alle Rollen, auch die Männerfiguren, von Frauen gespielt werden
Zsá Zsá Inci Bürkle
Als Schauspielerin, bei der sich zuletzt die Projekte gestapelt haben, ging Bürkle kürzlich einen großen Schritt und holte sich eine PR-Agentur ins Boot: "Ich habe die Organisation von Presseterminen und ähnlichem jahrelang selber gemacht. Durch die sozialen Medien hat man ja mittlerweile viel in der eigenen Hand. Aber nach und nach habe ich gemerkt, dass diese Aufgabe so große Ausmaße hat, dass es berufswürdig ist", erklärt Bürkle ihren Entschluss. "Man muss sehr organisiert vorgehen, wenn man bestimmte Outlets erreichen will, außerdem ist das alles viel einfacher zu navigieren, wenn man das professionell macht, statt einfach die Bälle zu fangen, die einem über Social Media zugeworfen werden." Weiter sagt sie: "Überzeugt von dem Konzept einer PR-Agentur war ich dann letztendlich, weil ich langfristig an meiner öffentlichen Wahrnehmung arbeiten möchte. Im Zuge meiner aktuellen Projektlage, für die ich sehr dankbar bin, habe ich mich dann entschlossen, eine PR-Agentur dazu zu holen."

Wir sind uns sicher: Nach «Walpurgisnacht» wird Zsá Zsá Inci Bürkles PR-Agentur gewiss noch mehr zu tun bekommen, denn Bürkles sehr aktives 2018 wird nur der Anfang gewesen sein.
17.02.2019 14:07 Uhr Kurz-URL: qmde.de/107227
Sidney Schering

super
schade


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Die wilden Hühner Doctor's Diary Der Lehrer Der Zürich-Krimi Gladbeck Beck is back! Morden im Norden SOKO Potsdam Ein Fall für zwei Walpurgisnacht Fack Ju Göhte 2

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
18.02.2019 00:31 Uhr 1
Ein wirklich sehr interessanter Artikel!
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