Der Regisseur und Autor sieht in Amazons Entscheidung, seinen nächsten Film nicht zu veröffentlichen, einen Vertragsbruch.
2014 holten sich die Amazon Studios den Filmemacher Woody Allen ins Boot: Mit «Crisis in Six Scenes» sollte er seine erste Serie verantworten. Obwohl diese zwiegespalten aufgenommen wurden, folgten daraufhin weitere Geschäftsabmachungen zwischen Allen und Amazon. Letztlich wurde die Zusammenarbeit an vier Kinofilmen abgemacht, wofür Allens Produktionsfirma Gravier Productions zwischen 68 und 73 Millionen Dollar erhalten sollte. Nachdem Allens Dramödie «Café Society» und das nostalgische Romantikdrama «Wonder Wheel» in die Kinos gelangt sind, und somit die Hälfte der filmischen Zusammenarbeit zwischen Allen und Amazon bewältigt wurde, änderte sich jedoch das filmische und gesellschaftliche Klima.
2018 sollte nach ursprünglichen Plänen die Romantikkomödie «A Rainy Day in New York» in den US-Kinos anlaufen. Der starbespickte Film, zu dessen Cast unter anderem Timothée Chalamet, Elle Fanning, Selena Gomez, Jude Law, Diego Luna und Liev Schreiber sowie Rebecca Hall gehören, wurde von Allen zwar bereits 2017 vollendet, doch Amazon verzichtete auf eine Veröffentlichung. Parallel dazu bremste Amazon die Finanzierungsphase des vierten und letzten Films in seiner Allen-Zusammenarbeit aus – so heißt es seitens Allen. Als Grund für Amazons Entscheidungen wurde die #MeToo- und #TimesUp-Bewegung gehandelt, in deren Fahrwasser die Anschuldigungen erneut hochgekocht sind, laut denen Woody Allen in den 1990er-Jahren seine Tochter misshandelte. Offizielle Verlautbarungen seitens Amazon gab es indes keine.
Allen klagt nun gegen Amazons Handeln. Im Klageschreiben gegen Amazon erklären Allens rechtliche Vertreter, dass Amazon kein Anrecht darauf hätte "25 Jahre alte, unfundierte Anschuldigungen" als "Ausrede zu nutzen" um die Zusammenarbeit abzubrechen. Amazon hätte von den Vorwürfen gegen Allen gewusst, ehe man mehrere Verträge mit ihm einging, und könne deren erneute öffentliche Debatte nicht als Grund heranziehen, "seine Versprechen zu negieren".
Amazon schulde Allen unter anderem neun Millionen Dollar an Zahlungen für «A Rainy Day in New York», für dem ihm auch etwaige Gewinnanteile zugestanden hätten. Darüber hinaus sei eine Entschädigungszahlung dafür fällig, dass Amazon die Vertragsklausel nicht erfüllt habe, dass der Film "mindestens 90 Tage lang in den Kinos läuft". Auch Allens Image habe unter Amazons Handeln gelitten, weshalb er alles in allem über 60 Millionen Dollar vom Großkonzern verlangt. Allen habe einem Kompromiss mit Amazon zugestimmt, den Film erst 2019 zu veröffentlichen und eine Marketingstrategie zu entwickeln, die negative PR begrenzt. Aber laut Allens Anwälten poche Amazon nun darauf, den Film völlig zu begraben.
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