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Jeannine Michaelsen: ' Fernsehen muss mehr Individuen fordern und nach vorne stellen'

In «My Hit. Your Song» stellt sich Moderation Jeannine Michaelsen als Allroundentertainerin auf. Weshalb sie sich so darüber freut und was sie jenen zu erwidern hat, die im Netz über ihre Kleiderwahl meckern? Dies und mehr erfahrt ihr in unserem Interview.

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«My Hit. Your Song», schnell erklärt

Ab dem 17. Januar 2019 wird bei ProSieben immer donnerstags um 20.15 Uhr gesungen: Gastgeberin Jeannine Michaelsen lädt Stars der deutschen und internationalen Musikszene ein, damit sie sich Cover ihrer größten Erfolge anhören. Diese werden von weniger bekannten, dennoch sehr talentierten Menschen dargeboten. Zu Beginn der Show gibt es ein Michaelsen-Medley, zum Ende ein Preisgeld von 25.000 Euro.
Deine Musicalerfahrung kommt in «My Hit. Your Song» regelmäßig zur Geltung: Jede Ausgabe beginnt damit, dass du ein Medley aus den Hits der anwesenden Musikstars singst. War dein Gesangstalent der Grund, dass du für diese Show angefragt wurdest?
Ja, das spielte, glaube ich, schon eine Rolle. Es hieß, dass man sich die Sendung so vorstellt, dass alle Beteiligten einen gemeinsamen, schönen und unterhaltsamen Abend erleben sollen. Ich gebe eher die Entertainerin und nicht nur die Ansagerin. Es jubeln doch noch immer alle posthum über die Peter Alexanders dieser Welt, die singend und mit Fernsehballett die Showtreppe heruntergekommen sind. Wieso also nicht genau das, so gut ich kann, wiederbeleben und die Interpreten, deren Riesenhits an diesem Abend gecovert werden, in einem Medley begrüßen? So sind wir sofort in der Show! Ich freue mich riesig, dass ich das machen darf!

"Schnell in die Show einsteigen" ist ein Punkt, der wichtig geworden ist. Woran ich bei diesem Showeinstieg aber auch denken muss: Das Medley ließe sich ja super als eigener YouTube-Clip verwenden, was wiederum neue Publikumsschichten erschließen könnte. Das ist ja mittlerweile ebenfalls sehr wichtig geworden in Sachen TV-Shows.
Ja, genau, und das Showkonzept erlaubt viele solcher Momente. Schließlich besteht sie aus vielen einzelnen Songs, da kannst du dir allerhand Szenen abklammern und beispielsweise bei einer 20-minütigen Busfahrt anschauen. Das ist zeitgemäß. Und gleichzeitig ist «My Hit. Your Song» aber eine wahnsinnig schöne Plattform für alle Beteiligten, um wieder ein bisschen Profil zu zeigen.

Das gilt sowohl für die Stars, deren Songs neu aufgelegt werden, als auch für die Künstler, die auftreten. Da sind keine «DSDS»-Ausrutscherkandidaten dabei, sondern Leute, die irre gut sind und das bereits seit vielen Jahren machen, einige von ihnen standen auch schon auf der großen Bühne – nur der mediale Durchbruch hat noch gefehlt. Die stecken viel Liebe und Mühe in ihre Adaptionen der Hit-Songs, und das wird von den Stars auch entsprechend gewürdigt. Ich habe bei den Aufzeichnungen viele Momente der Rührung und auch unplanbare Off-Beat-Augenblicke erlebt. Da die Stars aus ehrlichem Interesse dabei sind, und nicht etwa, um irgendeinen Promo-Auftrag zu erfüllen, ergibt sich einfach eine besondere Stimmung. Wir nehmen uns für jeden Beteiligten Zeit und kosten es aus, wenn ein besonderer Moment passiert.

Es jubeln doch noch immer alle posthum über die Peter Alexanders dieser Welt, die singend und mit Fernsehballett die Showtreppe heruntergekommen sind. Wieso also nicht genau das, so gut ich kann, wiederbeleben und die Interpreten, deren Riesenhits an diesem Abend gecovert werden, in einem Medley begrüßen?
Jeannine Michaelsen
Im Voraus gab es kaum einen Bericht, der «My Hit. Your Song» nicht mit «Sing meinen Song – Das Tauschkonzert» verglichen hat. Wie sehr nervt es, vorab sowas zu lesen?
Ich finde Vergleiche ehrlich gesagt immer ein bisschen lame – andererseits verstehe ich total, weshalb sie notwendig sind. Wenn du etwas greifbar machen willst, insbesondere eine Sendung, die keine Neuauflage oder Adaption eines ausländischen Formats ist, und du deshalb nicht auf Beispielclips zurückgreifen kannst, was bleibt dir da übrig? Natürlich suchst du da dann nach dem ähnlichsten Format, und sei es eine sehr grobe Parallele. Zudem gibt es wirklich Schlimmeres, das uns passieren könnte, als mit einem schönen Erfolgsformat wie «Sing meinen Song» verglichen zu werden. Ich war auch lange Teil der «Sing meinen Song»-Showfamilie und habe das Format wirklich liebgewonnen.

Trotzdem hoffe ich, dass sich die Leute nicht auf die Vergleiche versteifen, sondern erkennen, dass wir einen anderen Weg gehen. Wir drehen in einem Riesenstudio. Das allein verändert schon die Atmosphäre völlig, dann covern bei uns nicht Musikstars untereinander ihre Lieder. Es gibt Künstlerinnen und Künstler, allesamt hoch talentierte Musikschaffende, die bei uns die Chance erhalten, vor großen Namen aus dem Musikgeschäft aufzutreten und sie zu beeindrucken, vielleicht sogar spontan mit ihnen zusammen zu singen. Das ist ein anderer inhaltlicher Schwerpunkt. Zudem haben wir, wenn man so will, einen Wettbewerbscharakter, weil ein Künstler oder eine Künstlerin 25.000 Euro gewinnen kann. Für uns ist das ein Anreiz, eine Belohnung für unsere Musiker. Wir sehen uns aber nicht als Game- oder Wettkampfshow. Es geht um den Auftritt, diesen magischen Musikmoment – wir wollen Musik zelebrieren. Das Preisgeld gibt es nur dazu.

Wie lässt sich solch eine tonale Balance finden? Ist das eine Frage des Bauchgefühls, muss das vorab intensiv besprochen werden ..?
Ich bin dankbar dafür, dass wir uns dazu entschieden haben, auf die Stärken der Acts zu setzen. Es ist ein großer Feiertag für die Künstler auf der Couch. Natürlich freut sich am Ende auch einer, wenn er 25.000 Euro gewinnt.

Gab es eine Sendung, bei der du dich in der Tonalität der Moderation vergriffen hast?
Gab es leider, ja. Sowas passiert, muss man drüberstehen. Gerade, wenn man bei einer Show etwas ausprobiert und mehrere Dinge bedienen will, kann es sein, dass man sich falsch entscheidet.

Manchmal kannst du als Moderatorin im fertigen Produkt fast völlig verschwinden oder auf einmal ganz dumm aussehen. Berufsrisiko!
Jeannine Michaelsen
Manchmal wird ja auch erst in der fertigen Sendung klar, wo es hapert. Moderatorinnen und Moderatoren müssen sich der Gnade des Schnitts anvertrauen …
Was meinst du, weshalb ich so gerne Liveshows mache? Da kann mich wenigstens keiner rausschneiden! (lacht) Je nachdem, was für eine Show du moderierst und worauf deren Fokus liegt, läufst du Gefahr, dass du bei einer Überlänge der Aufzeichnung immer als Erstes rausfliegst. Da darfst du dich auch nicht beklagen: Jedes Wort von zwei internationalen Superstars ist wichtiger als irgendein Gag des Hosts. Ganz besonders, wenn ich das Gespräch nicht weiterbringe, sondern nur auf mein persönliches Humorkonto einzahle, muss ich damit rechnen, dass ich im Zweifelsfall rausfliege.

Das ist dann mein Pech, wenn das Publikum denkt, ich mache ja nichts. Selbstredend haben die Stars Vorrang, das ist ja auch dem Konzept geschuldet. Manchmal kannst du als Moderatorin im fertigen Produkt fast völlig verschwinden oder auf einmal ganz dumm aussehen. Berufsrisiko! Mir zumindest hat noch nie jemand etwas zur Abnahme auf den Schreibtisch gelegt, damit ich sagen kann: "Sorry, bei Minute 15 hatte ich den Supergag schlechthin, könnt ihr den bitte wieder reinnehmen?"

Da müsstest du schon selber produzieren …
Stimmt, aber so weit bin ich noch nicht. (schmunzelt)

Wie darf ich mir da eigentlich die Hackordnung vorstellen? Wie üblich oder unüblich ist es, wenn die Moderatorin oder der Moderator sagt: "Hört mal, hier und da gefällt mir die Sendung, so wie sie gezeigt wurde, nicht. Kann man das in Zukunft ändern?"
Das ist unterschiedlich. Aber ich hatte zum Glück auch sehr selten die Notwendigkeit, mich einzumischen. Bei solchen Shows ist es immer eine Positionsgeschichte, wie sehr du mit der Moderation zur Geltung kommst.

Bei «Die beste Show der Welt» weiß ich: Da spiele ich keine große Rolle. Das ist einfach so, damit bin ich völlig zufrieden. Da wäre ich die Letzte, die sich beklagt, wenn mir im Schnitt aufgrund der Länge der ganzen Geschichte ein paar Gags genommen werden. Bei «Duell um die Welt» ist der Moderationspart schon deutlich präsenter, ich habe eine größere Funktion – und wenn da ein mauer Gag von mir rausfliegt, ist mir das immer noch völlig egal, denn es bleiben für jeden geschnittenen Gag zehn fantastische Gags von mir drin. (räuspert ironisch)



Um näher auf «Das Duell um die Welt» einzugehen: Ich habe bei der vergangenen Ausgabe ja die ganze Zeit darauf gewartet, dass Klaas sich beschwert: "Alle früheren Folgen haben sich als ungültig herausgestellt, weil die Moderatorin Team Joko ist und somit befangen."
(lacht) Stimmt!

Aber, ich sage es mal so (anzügliche Stimme): Es darf jeder mal ran!

Aber, Quatsch: Ich bin absolut neutral, und Klaas hat jetzt einen gut bei mir. Den kann er einsetzen, den kann er nicht einsetzen. Das ist seine Sache, nicht meine. Außerdem soll er sich mal nicht beschweren: Mit dem Pietro-Lombardi-Musical habe ich ihm zu einem Deutschen Fernsehpreis in XXL verholfen. Über das ganze Showuniversum verteilt sind die jetzt pari. Daher habe ich im Nachhinein gesagt: "Leute, jetzt wisst ihr es. Wer mit mir spielt, spielt auf der Siegerstraße." (lacht finster)

Auf der nächsten Seite verrät Jeannine Michaelsen, wie man sie (nicht) auf ihren «Duell um die Welt»-Außendreh vorbereitet hat. Zudem geht es um die ewige Kritik an ihrer Garderobe – und es wird politisch.
weiter »
16.01.2019 19:32 Uhr Kurz-URL: qmde.de/106564
Sidney Schering

super
schade

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Tags

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Es gibt 22 Kommentare zum Artikel
LittleQ
19.01.2019 00:32 Uhr 20
Top! :D
Sentinel2003
30.01.2019 01:16 Uhr 21


Das ist ja nun mal echt Geschmackssache....wahrscheinlich wie bei jedem anderen Moderator...entwder, man kann den oder diejenige eben leiden oder eben nicht.... 8)
Pro_Ultz
07.02.2019 15:08 Uhr 22
Danke für dieses Interview. Ich lese gerne über und schaue gerne Sendungen mit Jeannine Michaelsen. Ich bin per Radio mit ihr in Berührung gekommen. Ich mag ihre Art und Stimme. Gut, bei der Kleiderwahl denke ich manchmal auch, warum? Aber das ist ihre Sache, über sowas kann ich mich nicht streiten.
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